Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft
allerdings eine Art »Mitversicherung« für 10 Prozent aller weitergehenden
Verluste übernehmen. Die übrigen 90 Prozent deckte der Staat. Im Gegenzug erhielt dieser ein dickes Aktienpaket und beteiligte
sich damit maßgeblich an der Bank. 18
Dieser Ansatz ist zwar besser als eine Rückwärtsauktion, er birgt aber das Risiko, dass der Staat am Ende die Verluste eines
Privatunternehmens subventioniert. Bei der Bank of America ging die Regierung davon aus, dass sie keine Verluste »versichern«
musste, die weit über den Anteil hinausgingen, den die Bank of America selbst übernahm. Doch wenn die Kosten für die Versicherung
solcher |237| Verluste die Einnahmen übersteigen, die der Staat aus der Transaktion bezieht, steht die Regierung am Ende mit schlechten
und überteuerten Investitionen da. Sie verbrennt bei diesem Geschäft Geld und finanziert die Fehlentscheidungen privatwirtschaftlicher
Banker. Die Zeche zahlt der Steuerzahler.
Ein anderer Ansatz gilt heute offenbar als
die
Lösung für das Problem der unliebsamen Anlagen. Der Grundgedanke dabei ist, dass die Regierung finanzielle Unterstützung an
private Investoren vergibt, die den kriselnden Banken die toxischen Anlagen abkaufen. Dieses Konzept liegt dem Public-Private
Investment Program (PPIP) zugrunde, das 2009 gestartet wurde und wohl eine der schlechtesten der zur Auswahl stehenden Ideen
sein muss. 19 Im Rahmen des billionenschweren Programms erhalten private Investoren zinsgünstige Kredite, um sich an Auktionen zu beteiligen,
auf denen Banken ihre Giftpapiere veräußern. Der Staat versüßt dieses Geschäft obendrein mit dem Angebot, den beteiligten
Geldinstituten Kapitalspritzen zu gewähren.
Diese zinsgünstigen Regierungsdarlehen sind leider rückgriffsfrei, was bedeutet, dass die Investoren nicht haften, wenn etwas
schief läuft. In der Praxis heißt das, dass die Investoren jeden Anreiz haben, überhöhte Gebote abzugeben. Immerhin subventioniert
der Staat den Kauf der Papiere ja. Und sollte sich herausstellen, dass es sich dabei um eine schlechte Investition handelt,
bleibt der Staat am Ende darauf sitzen. So streicht der private Sektor mögliche Gewinn ein, wenn alles gut geht, und der Staat
beziehungsweise der Steuerzahler trägt die Verluste, wenn es schief geht.
Bislang interessieren sich nur wenige Investoren für das PPIP, weil die Regierung die Banken zurzeit noch auf andere Weise
subventioniert. Sie hat Regelungen abgeschafft, welche die Banken gezwungen hätten, ihre Giftpapiere zu ihrem realen Marktwert
zu bewerten. Dank dieser Intervention konnten die Banken so tun, als wären ihre Schrottpapiere mehr wert, als eine vernünftige
Bewertung vermuten ließe. Das ist natürlich reine Makulatur, aber |238| solange Banken ihre Anlagen in der Bilanz mit überhöhten Werten ausweisen können, haben sie wenig Interesse daran, diese Papiere
loszuwerden.
Keiner dieser Ansätze ist vollkommen, doch manche sind besser als andere – allen voran die Idee, Schrottpapiere abzustoßen.
Dieser Ansatz kommt den Staat günstiger, weil er das Problem in privaten Händen belässt. Außerdem beugt er dem verantwortungslosen
Risikoverhalten vor und gibt den neu aufgestellten Banken allen Grund, wieder Kredite zu vergeben. Voraussetzung ist aber,
dass die Investoren einen Verlust tragen, der sich sofort schmerzhaft bemerkbar macht. Leider fehlt zurzeit die Bereitschaft,
den Stier bei den Hörnern zu packen. Das ist bedauerlich, denn wenn wir unbequeme Entscheidungen aufschieben, riskieren wir,
dass die Banken ins finanzielle Koma fallen und zu Zombies werden, die am Tropf des Staates hängen und nicht in der Lage sind,
neue Kredite zu vergeben.
Diese Abhängigkeit erreichte ein erstaunliches Maß. Die Regierungen starteten eine Rettungsaktion nach der anderen. Mit Geldspritzen
stockten sie die Einlagesicherungen auf und bürgten schließlich sogar für die Schulden der Banken, um zu verhindern, dass
die Gläubiger in Mitleidenschaft gezogen wurden. Dazu kam das erstaunliche Angebot der Notenbanken, nicht liquide Anlagen
aufzukaufen oder gegen sichere Staatsanleihen einzutauschen. Die Regierung der Vereinigten Staaten ging so weit, Bürgschaften
für die Giftpapiere einiger Geldinstitute zu übernehmen und kaufte diese schließlich sogar. Das Ergebnis war eine beispiellose
Intervention in das Finanzsystem. Bei allen Schwierigkeiten, mit denen die Politik zu kämpfen hatte, waren diese
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