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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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Radikaloperation geholfen. Dazu
     müsste man solche Institute in zwei Banken aufspalten, eine »gute«, in der alle soliden Vermögenswerte zusammengefasst werden,
     und eine »schlechte« – eine sogenannte »Bad Bank« – für alles Übrige. Die gute Bank kann dann weiterhin Kredite vergeben,
     Geld und Kapital einwerben und ihre Geschäftstätigkeit fortführen. Zum Ausgleich dafür, dass sie vom Giftmüll befreit wurden,
     übernehmen die Aktionäre und Inhaber unbesicherter Schuldtitel einen Verlust entsprechend den in die Bad Bank ausgegliederten
     Anlagen. Die schlechte Bank wiederum wird von privaten Investoren in der Hoffnung geführt, von der ordentlichen Abwicklung
     ihrer Vermögenswerte zu profitieren.
    Eine solche Operation wurde 1988 durchgeführt, als die ehrwürdige |235| Mellon Bank in Zahlungsschwierigkeiten geriet, weil etliche Immobilien- und Industriekredite ausfielen. 17 Finanziert durch eine Investmentbank, lagerte Mellon fragwürdige Vermögenswerte aus und deponierte sie in der Grant Street
     National Bank. Risikobereite private Investoren statteten dieses neue Institut mit Kapital aus. Dessen Mitarbeiter machten
     sich anschließend daran, ausstehende faule Kredite einzutreiben, Anlagen zu veräußern und den Ertrag der heiklen Investitionen
     zu maximieren. Von der Last der faulen Anlagen befreit, rappelte sich die runderneuerte Mellon Bank schnell wieder hoch, warb
     Kapital ein und reichte wieder Kredite heraus. Die Grant Street National Bank beendete ihre Tätigkeit 1995 und wurde geschlossen.
    Das ist wohl der effektivste Weg, dieses Problems Herr zu werden. Eine andere, weniger attraktive Option liegt der ursprünglichen
     Version des Troubled Asset Relief Program zugrunde. Dabei sollte der Staat den Banken die Giftpapiere abnehmen. Der dafür
     zu zahlende Preis würde mittels eines Verfahrens festgelegt, das man als Rückwärtsauktion bezeichnet. Dabei »bieten« die Verkäufer
     der Anlagen, indem sie den potenziell niedrigsten Preis angeben, den sie für die Abnahme eines bestimmten Vermögenswerts zu
     akzeptieren bereit wären. Das erinnert an die öffentlichen Ausschreibungen staatlicher Projekte: Theoretisch drückt der Wettbewerb
     zwischen den Bietern den Preis.
    Eine interessante Idee. Ob die Papiere im Zuge dieses Verfahrens allerdings angemessen bewertet werden, ist fraglich. Die
     an der Auktion beteiligten Banken hätten allen Grund, ein zu starkes Absacken der Preise zu verhindern. So könnten sie zum
     Beispiel geheime Absprachen treffen, um dafür zu sorgen, dass das nicht passiert. Außerdem sind viele der betroffenen Anlagen,
     vor allem strukturierte Finanzprodukte, sehr spezifisch und werden nur von einer Hand voll Banken gehalten. Damit wäre der
     Wettbewerb bei einer Rückwärtsauktion ernsthaft gefährdet. Aus diesen Gründen ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Staat
     für die Anlagen am Ende zu viel bezahlen und mit diesen Investitionen beträchtliche |236| Verluste einfahren würde. Ein solches Programm liefe praktisch auf eine Rettungsaktion für die Bank und eine staatliche Subventionierung
     ihrer schlechten Anlageentscheidungen hinaus.
    Eine weitere Option sieht vor, dass der Staat eine Art Versicherungspartnerschaft mit der in Schwierigkeiten geratenen Bank
     eingeht. Nehmen wir beispielsweise an, eine Bank hält Giftpapiere mit einem Ausgangswert von rund 50 Milliarden US-Dollar.
     Die Bank würde sich in diesem Fall zur Zahlung einer Selbstbeteiligung bereit erklären und, sagen wir, die ersten 3 Milliarden
     Verluste selbst übernehmen, und der Staat alle weiteren. Als Gegenleistung für die Garantie, dass sie nur mit 3 Milliarden
     US-Dollar im Risiko stünde, würde die Bank der Regierung eine Versicherungsprämie zahlen. Alternativ könnte der Staat auch
     eine Beteiligung an der Bank in Höhe etwaiger Verluste erhalten, die über diese ersten 3 Milliarden hinausgehen.
    Eine Variante dieses Ansatzes wurde in Großbritannien auf breiter Front praktiziert, und auch in den Vereinigten Staaten leistete
     die Regierung Bürgschaften für kriselnde Anlagen der Bank of America und der Citigroup im Wert von mehreren Hundert Milliarden
     US-Dollar. In der Praxis läuft das so: Im Fall der Bank of America belief sich der Pool notleidender Anlagen auf insgesamt
     118 Milliarden US-Dollar. Der »Selbstbehalt« betrug zehn Milliarden US-Dollar. Nachdem die Bank of America diesen Verlust
     auf sich genommen hatte, war sie vom Haken. Sie musste

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