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Das Ende des großen Fressens - · Wie die Nahrungsmittelindustrie Sie zu übermäßigem Essen verleitet - · Was Sie dagegen tun können

Das Ende des großen Fressens - · Wie die Nahrungsmittelindustrie Sie zu übermäßigem Essen verleitet - · Was Sie dagegen tun können

Titel: Das Ende des großen Fressens - · Wie die Nahrungsmittelindustrie Sie zu übermäßigem Essen verleitet - · Was Sie dagegen tun können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Ereignisse, die mit dem damaligen Konsum einhergingen, verstärkend wirken. Mit der Zeit können derartige Signale für das Suchverhalten nach Nahrung genauso wichtig werden wie die Nahrung selbst.
    So kann zum Beispiel eine Schale M&Ms schon verstärkend wirken, ehe ich auch nur eines angerührt habe. Wenn ich diese Süßigkeit bereits kenne, reizt mich schon ihr Anblick, weil ich weiß, dass sich das Essen lohnt. Ich greife also nach einem M&M, esse und erwarte meine Belohnung. Damit steigt die Macht des visuellen Hinweisreizes.
    Hinweisreize, die mit einer Genussreaktion in Verbindung stehen, fordern unsere Aufmerksamkeit, motivieren uns zu bestimmten Verhaltensweisen und stimulieren unseren Drang, etwas haben zu wollen. Wenn solche Reize vorliegen, lernen wir, uns intensiver für diese Nahrung einzusetzen, um uns die erwartete Belohnung zu sichern. Mit zunehmender Erfahrung festigt
sich die Assoziation zwischen Hinweisreizen und Nahrungsmittel, und wir gehen bei unserer Suche zielstrebiger vor. Das erhöht den Konsum. Wir wollen dieses Nahrungsmittel häufiger essen, und der daraus erfolgende Genuss führt dazu, dass wir das Verhalten wiederholen. Bald ist ein Kreislauf aus Reiz-Verlangen-Belohnung am Werk, der irgendwann zur Gewohnheit wird. [Ref 40]
    Das »konditionierte Ortsparadigma« [Ref 41] ist eine bewährte wissenschaftliche Methode zur Bewertung der verstärkenden Eigenschaften eines bestimmten Hinweisreizes, nämlich des Ortes. Das Experiment beginnt damit, dass ein Tier etwas, das es haben möchte, an einem bestimmten Ort erhält. Anschließend wird verglichen, ob das Tier sich auch nach Entfernen der begehrten Substanz lieber an diesem Ort aufhält als an einem vergleichbaren Ort, wo es diese Substanz noch nie gab.
    Im Lauf der Jahre hat sich reichlich Literatur zu diesem Thema angesammelt, die belegt, dass Tiere sich auf Orte konditionieren lassen, wo es zunächst Opiate, Amphetamine, Morphine und andere Drogen gab. In jüngerer Zeit haben sich schließlich einige Wissenschaftler der Frage zugewendet, ob auch bestimmte Nahrungsmittel eine konditionierte Ortsvorliebe bewirken können.
    Eine dieser Studien untersuchte, wie Tiere lernen, eine Leckerei mit einem Ort in Verbindung zu bringen. [Ref 42] Zunächst wurde bei einem Käfig mit zwei Kammern festgestellt, wie viel Zeit eine Ratte in welchem Käfigteil verbrachte. In keiner der beiden Kammern stand Futter bereit.
    Anschließend wurden die Tiere, die zum Zeitpunkt des Experiments nicht hungrig waren, in zwei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe bekam in der unbeliebteren Kammer Froot Loops. Die zweite Gruppe erhielt normales Futter in dem von ihnen bevorzugten Bereich. Anschließend bot man der zweiten Gruppe in
der weniger beliebten Kammer Cheerios an, einen kalorien- und fettreichen Leckerbissen, während die erste Gruppe an ihrem Lieblingsplatz normales Futter erhielt. Beide Gruppen verbrachten mehr Zeit in dem weniger beliebten Bereich, vermutlich weil sie dort Froot Loops oder Cheerios knabbern konnten.
    Danach wurde der anfängliche Test wiederholt. Die Ratten durften ihren Aufenthaltsort wieder frei wählen, und es gab in beiden Kammern kein Futter. Die Ergebnisse waren eindeutig: Unabhängig von der anfänglichen Wahl hatten beide Gruppen gelernt, die Kammer vorzuziehen, in der es Froot Loops oder Cheerios gegeben hatte. Der Kontakt mit zucker- oder fettreichen Speisen hatte sie darauf konditioniert, den Ort zu bevorzugen, an dem der Kontakt stattgefunden hatte.
    Der Ort ist auch für Menschen einer der mächtigsten Hinweisreize. Wer an seiner Lieblingspizzeria vorbeikommt, verspürt plötzlich ein Verlangen, das eben noch nicht da war.

    Der Nachweis, dass zucker- und fettreiche Produkte Verstärker sind, stammt aus zwei Schlüsselergebnissen aus Tierversuchen: Tiere sind bereit, für solche Nahrung härter zu arbeiten, und die Nahrungsmittel intensivieren die Macht der Hinweisreize, zum Beispiel des Ortes, an dem das Tier den Reiz einmal entdeckt hat.
    Es gibt drei weitere Eigenschaften von Nahrung, die intensiven Einfluss auf unser Verlangen nach mehr ausüben. [Ref 43]
    Da wäre zunächst die Menge . Wenn eine Ratte nicht nur einen, sondern zwei Pellets erhält, isst sie beide. Ein Mensch, der nicht eine, sondern zwei Kugeln Eis bekommt, isst ebenfalls beide. Die Größe der Portion spielt also eine Rolle.

    Der zweite Faktor ist die Konzentration belohnender Zutaten. Mehr Zucker oder Fett pro Portion erhöht die Attraktivität (wenn

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