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Das Ende des großen Fressens - · Wie die Nahrungsmittelindustrie Sie zu übermäßigem Essen verleitet - · Was Sie dagegen tun können

Das Ende des großen Fressens - · Wie die Nahrungsmittelindustrie Sie zu übermäßigem Essen verleitet - · Was Sie dagegen tun können

Titel: Das Ende des großen Fressens - · Wie die Nahrungsmittelindustrie Sie zu übermäßigem Essen verleitet - · Was Sie dagegen tun können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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freigesetzt.«
    Während Claudia mir diese lebhaften Sinneseindrücke schilderte, aß sie zwei Kekse. »Nachdem ich den ersten Bissen geschluckt habe, ist der Geschmack am intensivsten. Dann will ich unbedingt weiteressen, damit sich der geschmackliche Genuss mit dem Genuss des Kauens, Essens und Schluckens verbindet.«
    Claudia wird also von Geruch, Geschmack und Konsistenz dieser Kekse zugleich in Bann geschlagen. Nur ihr Hörsinn war nicht beteiligt. Es war nur ein Stück Keks, aber Claudia und andere reagieren mit starken Emotionen darauf.

    Ich lud einige ausgewählte Kollegen ein, um mit ihnen über ihre Reaktionen auf Fett und Zucker zu diskutieren. Claudia und Maria, beide übergewichtig, waren gerne dazu bereit. Auch Rosalita und Jacob, die keine Gewichtsprobleme haben, kamen hinzu. Ich hatte alle vorher gebeten, mir ihre Lieblingsnascherei zu verraten. Als alle um den Tisch saßen, öffnete ich die genannten Leckereien –Schokoladenkuchenröllchen mit Sahnefüllung, Erdnussbutter-M&Ms und einen Riegel Snickers–und legte sie auf den Tisch.
    Ich bat alle, offen zu sagen, was ihnen nun durch den Kopf
ging. Maria, die besonders auf die Schokoladenkuchenröllchen ansprang, schilderte spontan ihre Sinneseindrücke: »Cremig und saftig. Ich sehe die Konturen–die Form ist perfekt zum Hineinbeißen. Ich stelle mir vor, wie sie sich im Mund anfühlen, süß, aber nicht zu süß.« Auch das Aroma der Schoko-Sahne-Mischung sprach sie an. »Ich will nur noch zugreifen, mir ein Stückchen nehmen und hineinbeißen«, seufzte sie. Ich konnte ihr das Verlangen geradezu ansehen.
    Ehe ich die Snacks ausgepackt hatte, hatte Maria nicht an Essen gedacht und auch keinen Hunger gehabt, wie sie sagte. Jetzt aber wanderten ihre Augen immer wieder zu dem Kuchen, und sie stellte sich unwillkürlich den Geschmack vor. Sie wusste, dass sie nicht lang widerstehen konnte. »Ich schiele unablässig hinüber«, gab sie zu. »Schon die Glasur ist köstlich. Und dabei rede ich mir ein, dass ich nur ein winziges Stückchen nehme.«
    Plötzlich jedoch fängt sie an zu schimpfen: »Ich will sie nicht. Aber ich kann nichts dagegen tun, dass es mich danach verlangt. Ich bin wie besessen, als hätte ich keinerlei Selbstbeherrschung.«
    Der innere Kampf, den Maria durchzustehen hatte, kommt vielen Menschen bekannt vor. Ich fand, dass eine wissenschaftliche Erklärung für das, was Maria und viele andere erleben, vielen Menschen helfen könnte.
    Claudias emotionale Reaktion fiel ganz ähnlich aus. Ihre Gier nach »Charlies Cookies« war nur mit ihrer vollen Aufmerksamkeit für den Snickersriegel vergleichbar. Die ganze Zeit dachte sie an diese Süßigkeit. Obwohl sie wie Maria keinen Hunger hatte, stellte der Schokoriegel eine große Ablenkung dar, und sie sah ihn ständig an.
    »Ich komme mir liederlich vor–als hätte ich keinerlei Selbstkontrolle über meine Impulse«, gestand sie uns. »Wenn ich allein
wäre, würde ich das Ding sofort verputzen.« Nur unsere Anwesenheit hielt sie davon ab. »Ich esse das jetzt nicht vor euren Augen«, konstatierte sie. »Aber ich weiß genau, dass ich ihn essen werde, auch wenn ich das nicht will. Es ist einfach eine Tatsache. Ich werde den ganzen Riegel essen.«
    Nach diesen Worten war Claudia eine Sorge los, denn sie brauchte nun nicht mehr zu entscheiden, ob sie das Snickers essen sollte. Sie gestand, dass sie richtig gierig reagiert hätte, als ich es ausgepackt hatte, und ich hatte tatsächlich bemerkt, dass ihre Finger nervös auf den Tisch geklopft hatten. Claudia wusste, dass sie nach dem Essen von sich selbst angewidert sein würde, doch vorläufig war sie die Ruhe selbst.
    »Ich bin nicht mehr nervös, weil es nur eine Frage der Zeit ist, wann ich ihn esse. Das innere Ringen ist abgeschlossen. Vorher und hinterher fühle ich mich grässlich, es ist eine Qual.«
    Als Nächste meldete sich Rosalita zu Wort. Sie war zwar schlank, dachte jedoch genauso viel ans Essen wie die anderen. Sie berichtete, dass sie an diesem Tag bereits etwas Schokolade gegessen hatte, und am Vorabend vier Kekse. Dann kommentierte sie den appetitlichen Duft der M&Ms und erklärte, wie sie normalerweise damit umging: »Zuerst esse ich nur ein paar, nicht viel. Dann hole ich mir noch ein paar. Und das mache ich so lange, bis mir schlecht wird.«
    Als Gegenmaßnahme trinkt Rosalita reichlich Wasser und achtet darauf, etwas Gemüse zu essen. Mit dieser Strategie ist sie schon sehr gewitzt. Das Snickers sprach sie nicht an,

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