Das Ende des Himmels: Roman (German Edition)
beantwortet. Also zeichnete er so viel wie möglich von seinen Erlebnissen auf, wenn er bei Bewusstsein war, um sie später mit ihr teilen zu können.
Er sah sich immer wieder die Szene an, wie er nach ihrem einzigen langen Kuss im Shuttle ihre Hand gehalten hatte. Der Kuss selbst war nicht aufgezeichnet worden, weil er während eines Bebens stattgefunden hatte, obwohl er während seines Fiebers immer wieder versuchte, ihn sich in Erinnerung zu rufen.
Manchmal zeigten die Wände seines Zimmers Bilder von Rebellen, die in der Verbannung auf der Oberfläche lebten. Die Mächtigen schickten täglich Tausende nach unten. Andere, die sich friedlich und kooperativ verhalten hatten, erhielten Belohnungen. Lächelnd frohlockten sie auf den riesigen Freiflächen der »gesäuberten Bereiche«.
»Lebt unbeschwert!« , verkündete die Wand. »Ohne Verseuchung wie in den alten Zeiten!«
Hiresh wandte sich ab, vor Fieber zitternd und voller Sehnsucht nach den »alten Zeiten«, die er selbst nie erlebt hatte. Doch er kannte die Wahrheit hinter den lächelnden Gesichtern, er wusste, was Tarini und seiner Mutter und allen anderen bevorstand, wenn Indrani nicht wiedergefunden und dazu gebracht werden konnte, ihr Geheimnis zu offenbaren.
Dr. Narindi weckte ihn mit einem Anruf. Du wirst gebraucht , sagte er. Wir haben sie gefunden. Schnell jetzt!
Hiresh blickte auf die Wand seiner Wohnung. Ein fremder junger Mann blickte ihm von der spiegelglatten Oberfläche entgegen. Er wirkte ausgemergelt, krank. Seine Haut schien von einem seltsamen Schweißfilm überzogen zu sein. Aber sein Körper war der eines Mannes geworden, eines Helden. Als hätte das Dach den Spiegel manipuliert, damit ihm etwas vorgegaukelt wurde, damit seiner Eitelkeit geschmeichelt wurde.
Eine Uniform schob sich aus der Wand. An beiden Beinen zog sich ein einzelner roter Streifen hinab, und sie legte sich von selbst passgenau um seine neue Gestalt, während sich die Anweisungen des Doktors in sein Gedächtnis einbrannten.
Noch eine letzte Sache , sendete der Doktor. Da ist ein Geschenk für dich. In der Ecke.
Tatsächlich lag dort ein seltsames, glänzendes Objekt auf dem Boden. Das Dach identifizierte es als Hammer . Eine kostbare Antiquität aus Stahl und nicht aus dem flexibleren Biometall, das er gewohnt war.
Er hob ihn auf und war sich nicht sicher, was der Doktor von ihm erwartete.
Biege ihn durch.
»Was?«
Du hast mich verstanden. Krümme ihn zu einem Bogen.
Hiresh musste sich anstrengen, um der Anweisung zu gehorchen. Aber nicht sehr – eigentlich gar nicht sehr. Kurz darauf berührte der Hammerkopf das Ende des Stiels.
Gut. Ich wollte, dass du es siehst. Jetzt geh. Du hast deine Befehle erhalten.
Außerhalb der Wohnung wartete eine Gruppe Wärter auf ihn. Die meisten hatten Pistolen dabei, deren Technik so einfach war, dass sie den bevorstehenden Niedergang überstehen würde. Zwei von ihnen trugen kleine Laser aus der Zeit des beginnenden Expansionszeitalters.
Solche Waffen waren so gefährlich, dass man ihre Herstellung schon vor langer Zeit verboten hatte. Nur Wärter mit Sondergenehmigung waren imstande, die wenigen zu benutzen, die noch vorhanden waren.
Eine zähe Frau mittleren Alters trat vor. Sie humpelte leicht. »Captain Hiresh« – selbst der jüngste Neuzugang zur Elite wurde automatisch zum Captain ernannt –, »ich bin Sergeant Divya, deine Stellvertreterin.« Sie wahrte eine ausdruckslose Miene. Alle anderen starrten Hiresh verdutzt an, wahrscheinlich irritiert von der ungewohnten Jugendlichkeit des neuen Offiziers.
»Er sieht nicht gut aus«, murmelte jemand im Hintergrund.
»Richtig«, sagte Hiresh. »Aber ihr müsst euch damit begnügen, wie ich bin. Kommt jetzt. Man hat Indrani gefunden, und wir müssen so schnell wie möglich zu ihr.«
Das war leichter gesagt als getan. Stellenweise war die Menge zu dicht gedrängt, um ihnen aus dem Weg gehen zu können. Sergeant Divya feuerte mit dem Laser auf niedrigster Stufe über die Köpfe der Menschen hinweg.
»Nein«, sagte Hiresh. »Damit könnten wir eine Massenpanik auslösen!« Tarini wäre entsetzt. Aber die Wärter waren zu alt, um das Lückenspringen gelernt zu haben. Letztlich konnten sie nur einen Keil bilden und sich hindurchdrängen, während sie zur Warnung ihre Knüppel blinken ließen.
Niemand wollte sich mehr auf Shuttles verlassen, also verbrachte der Trupp ganze zwanzig Minuten damit, sich bis zur alten Andockbucht vorzukämpfen, wo sich außer dem Personal
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