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Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition)

Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition)

Titel: Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudi Klausnitzer
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wesentlich ausgefeilter und digitalisiert ist. Es heißt „Geografisches Informationssystem“ (GIS) und ist ein wichtiges Instrument für die Analyse von Daten.
    John Richard Boyd wusste, dass er in seinem Cockpit im Kampf mit dem Gegner keine Sekunde dem Zufall überlassen konnte. Ganz im Gegenteil, er musste bewusst jede Zufälligkeit ausschalten. Mit seinem OODA-Loop konnte er eindrucksvoll darstellen, in welcher Weise die Überlebens- und Wettbewerbsfähigkeit von Systemen von einem Kreislauf der konstanten Adaptierung des Verhaltens dieser Systeme abhängt. Das funktioniert aber nur dann, wenn genügend Daten zur Verfügung stehen und aus den Daten relevante Informationen gewonnen werden können, die möglichst rasch als Feedback in die unterschiedlichen Handlungsebenen des Systems zurückgespielt werden müssen. Beiden war klar: Die Analyse der Daten kann helfen, den Zufall auszuschalten. In der Wirtschaft ist es ähnlich wie im Luftkampf der Jets. Unternehmen, die aus großen Datenmengen relevante Informationen gewinnen und diese schneller in den Produktionsprozess einbringen, gewinnen gegen die langsameren.
     

Gott würfelt nicht
     
     

Einstein und der Zufall
    Albert Einstein wollte sich nicht mit allen Aspekten der Quantentheorie anfreunden. Am 4. Dezember 1926 schrieb er an Max Born: „Die Quantenmechanik ist sehr achtunggebietend. Aber eine innere Stimme sagt mir, dass das noch nicht der wahre Jakob ist. Die Theorie liefert viel, aber dem Geheimnis des Alten bringt sie uns kaum näher. Jedenfalls bin ich überzeugt, dass der nicht würfelt.“ 4
    Einstein war der Ansicht, dass sich die zufälligen Elemente der Quantentheorie später einmal als gar nicht zufällig beweisen lassen würden: Zufall als Erklärungsnotstand, aber nicht als Weltenprinzip. Ich bin kein mathematischer Mensch, verstehe nichts von Informatik, Statistik, Stochastik oder komplexen Zahlenformeln. Die Vorstellung, dass wir alle einem großen Zufallsgenerator ausgeliefert sind, war mir aber schon immer nicht geheuer, und ein großer Wissenschaftler, der den Zufall hinterfragt und sich dabei auf seine innere Stimme beruft, ist mir sympathisch. Aus dem Bauch heraus, ganz ohne Formeln. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt Nassim Nicholas Talebs Buch „The Black Swan“ noch nicht gelesen, vielleicht hätte es mich verunsichert. Aber davon später. 5
    Innerhalb weniger Jahrzehnte haben wir mehrere technologische Entwicklungssprünge erleben können, von denen jeder einzelne so bedeutend war wie die Erfindung des Buchdrucks: der Siegeszug des persönlichen Computers, die Etablierung des Internets und die Einführung der digitalen, mobilen Kommunikation. Jetzt stehen wir wieder an der Schwelle einer dramatischen und grundlegenden Veränderung. Sie wird sich, wie ich in diesem Buch zeigen werde, auf Politik, Finanzen, Wissenschaft und Forschung ebenso auswirken wie auf die Art, wie wir privat miteinander kommunizieren, Geschäfte machen und unser Alltagsleben gestalten. Digitale Technologien und der Status der Vernetztheit unserer Gesellschaft haben uns eine neue Quantität und auch Qualität der Kommunikation sowie neue Formen der Datengenerierung gebracht. Schon immer konnten wir Daten in mehr oder weniger komplexen Rechenmodellen beziehungsweise Formeln zu sinnvollen Informationen verarbeiten. Dies beschränkte sich aber auf „rechenbare“, strukturierte Daten, also Daten in Form von Zahlen, die man in Reihen und Kolumnen ordnen konnte.
    Der Großteil von dem, was heute im Internet in den sozialen Netzwerken und in Social Media generell an Daten generiert wird, sind aber unstrukturierte Daten in völlig unterschiedlichen und daher schwer „rechenbar“ zu machenden Formen: geschriebenes Wort, gesprochenes Wort, Musik, Videos, Bilder, Zeichen und vieles mehr. Und das in bisher einfach nicht vorstellbaren Größenordnungen. Schritt für Schritt gelingt es nun, diese unterschiedlichen Inhalte so zu strukturieren, dass sie auch statistisch darstell- und analysierbar sind. Wir haben gelernt, Worte, Bilder, Musik, ja selbst Gerüche zu digitalisieren und in Zahlen umzuwandeln. Wir können sie mit den Tools der geografischen Informationssysteme wie zum Beispiel den GPS-Daten örtlich und mit automatisch hinzugefügten Zeitstempeln auch zeitlich exakt zuordnen – leichter, als das John Snow in London konnte. Plötzlich ist unser gesamtes soziales Leben zahlenmäßig darstellbar, „rechenbar“ und – mit den richtigen Analysemodellen – auch

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