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Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition)

Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition)

Titel: Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudi Klausnitzer
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werden wir in der Lage sein, das, was da auf uns zukommt, aktiv mitzugestalten und mitzuentscheiden.
Sind wir auf diesen Zusammenprall der großen Chancen und der möglichen dramatisch negativen Folgen gerüstet? Finden wir einen gesellschaftlichen Konsens dazu, so wie wir ihn für den Umgang mit Messer und Gabel, Feuer und Licht und bis zu einem gewissen Grad selbst für die Atomkraft gefunden haben – und wie müsste er aussehen? Haben wir die Gesetze und Regeln, nach denen diese Entwicklung ablaufen soll, und wie wird unser Alltag und unser Leben insgesamt davon beeinflusst? In vielen Beispielen möchte ich zeigen, wo wir heute schon stehen und wie im Rahmen eines „New Deal on Data“ eine Antwort auf diese Fragen gefunden werden könnte.
     

Prolog
     
     
    Die Broad-Street-Wasserpumpe
    Es begann Ende August in einer großen Stadt mitten in Europa. Innerhalb weniger Stunden zeigten immer mehr Menschen erschreckende Symptome: Brechdurchfall, Dehydrierung, Herzrasen, Muskelkrämpfe, Nierenversagen, Schock und Koma. Allein in den ersten drei Tagen starben in einem einzigen Viertel der Stadt 127 Menschen. Wer es sich leisten konnte, ließ Wohnung und Geschäft im Stich. In nur einer Woche flüchteten drei Viertel der Bewohner des Stadtteils. Trotzdem waren am 10. September, also knapp zwei Wochen später, bereits 500 Tote zu verzeichnen. Kaum eine Familie, die nicht zumindest ein Familienmitglied verlor. Am Ende dieser bakteriellen Attacke waren mehr als 600 Menschen tot. In einem einzigen Stadtteil einer großen Stadt, mitten in Europa.
    Wir schreiben das Jahr 1854. Der Stadtteil Soho in London wird vom schlimmsten Cholera-Ausbruch in der Geschichte der damals schon über zwei Millionen Einwohner zählenden Weltstadt heimgesucht. Der britische Mediziner John Snow ist auf der verzweifelten Suche nach der Ursache und den Übertragungsmustern der schrecklichen Seuche. Trotz der dramatischen Umstände versucht er fieberhaft Daten zu sammeln, die nachvollziehbar machen können, was er für die Ursache der Cholera hält: Dr. Snow glaubt nicht an die damals gängige „Miasma“-Theorie, wonach die Ursachen für die Epidemie in der Luftverschmutzung liegen. Und schon gar nicht, dass es Zufall sei, wo die Krankheit auftritt. Schon ein Jahr zuvor hatte er in einem Essay seine Gedanken über Wasserverschmutzung als Grund für die Verbreitung der Seuche veröffentlicht. Er war von der Übertragung durch Bakterien im verschmutzten Wasser überzeugt, doch das wollte damals niemand hören.
    Auf der Suche nach der Quelle des Cholera-Ausbruchs in Soho fällt sein Verdacht – nach vielen Gesprächen mit Bewohnern der Umgebung – auf einen Wasserbrunnen in der Broad Street, wo viele Londoner zu dieser Zeit ihr Trinkwasser holen. Aber sowohl chemische als auch mikroskopische Untersuchungen des Wassers der Broad-Street-Pumpe ergeben keine klaren Beweise für die Theorie des Arztes. Daher konzentriert er sich auf das Muster der Verbreitung der Krankheit. Er besucht Familie um Familie in der Gegend, fertigt eine Karte von Soho an, kombiniert geografische Daten der Todesfälle mit Angaben über Trinkwassergewohnheiten und kann schlussendlich die Behörden davon überzeugen, die Wasserpumpe in der Broad Street zu sperren, was mit zum raschen Ende der Seuche beiträgt. „Ich fand heraus“, berichtet Snow später, „dass beinahe alle Todesfälle in unmittelbarer Nähe der Broad-Street-Wasserpumpe auftraten“. Snow ging aber auch jenen Fällen nach, die zunächst unerklärlich schienen. Eine Witwe, die mit ihrer Nichte in West End, Hampstead, lebte, kam nie in die Nähe von Soho. Trotzdem starb sie am 2. September an der Cholera. Durch seine detaillierte Recherche und den Vergleich aller Daten konnte Snow nachweisen, dass sich die Witwe, die früher in Soho wohnte, das Trinkwasser jeden Tag von ihrem Diener von der Broad-Street-Pumpe, deren Wasser sie so liebte, bringen ließ. Eine Besonderheit war auch, dass keiner der 70 Arbeiter einer Brauerei in der Broad Street erkrankte. Snow entdeckte, dass alle Arbeiter ein Kontingent an Freibier hatten und daher nicht vom Wasser der Pumpe tranken. 1
    John Snow hat in diesen frühen Septembertagen des Jahres 1854 nicht nur sich selbst ein Denkmal als großer Epidemiologe gesetzt, sondern deutlich gezeigt, wie die Sammlung unterschiedlicher Daten in größerer Menge und vor allem ihre Verknüpfung beziehungsweise Analyse auf Übereinstimmungen zu verblüffenden Ergebnissen

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