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Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition)

Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition)

Titel: Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudi Klausnitzer
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die Start-up-Kosten von rund 30 Millionen Dollar mit seinem eigenen Venture Capital Fund, doch die meisten Investmentfirmen sahen damals – im Gegensatz zu Thiel – das Potenzial in der Analyse von Big Data noch nicht. Interessiert war aber In-Q-Tel, die Investmentgesellschaft der CIA (die wir schon bei Recorded Future kennengelernt haben). Sie investierte rund zwei Millionen Dollar in Palantir, und genau deshalb saß nun Alex Karp in dem fensterlosen Raum und versuchte die Agenten von den Möglichkeiten der Palantir-Software zu überzeugen. 121
    Zwei Analyseplattformen Palantir Gotham (hieß früher Palantir Government) und Palantir Metropolis (früher Palantir Finance), die mit nutzerspezifischen Plug-ins und Apps kombiniert werden können, sind das Herzstück der Palantir-Maschine, die strukturierte und unstrukturierte Daten harmonisiert, miteinander verknüpfbar macht und für Analysten entsprechend aufbereitet. Unterschiedliche Zugangs- und Geheimhaltungs-Levels und die parallele Bearbeitung durch unterschiedliche Analysten nehmen auf die besonderen Bedürfnisse von Regierungsauftraggebern Rücksicht.
    Palantir ist nicht nur eines der eindrucksvollen Beispiele, wie die Kombination von intelligenter Analyse mit den technologischen Möglichkeiten der Verarbeitung extrem großer Datenmengen völlig neue Perspektiven eröffnet. Es verändert grundlegend das Kopf-Bauch-Verhältnis von Entscheidungsfindungen. Auch im Bereich der Geheimdienste und militärischen Aufklärung werden damit die klassischen Expertensysteme infrage gestellt.
    Ein massiver Zwist innerhalb der US-Geheimdienst-Community, die von Experten mit ihren jahrzehntelang verankerten Systemen beherrscht wurde, war die Folge. Das 2,3-Milliarden-Dollar-System DCGS, gebaut von den Branchenriesen Lockheed, Raytheon und IBM, wird von vielen Insidern als kompliziert und langsam gesehen. Viele Truppen wollen lieber die Tools von Palantir, die schnelleres Datamining, bessere Visualisierung und effektivere Link-Analysen bieten. 122
    Ein dem US-Blog Politico zugespieltes Memorandum eines Militärgeheimdienst-Generals der US-Army in Afghanistan zeigte die Schwächen des DCGS-A-Systems auf und bekräftigte den dringenden Wunsch nach einem neuen System wie Palantir. Der General bedauerte die Insuffizienzen der bestehenden Systeme und klagte, „diese Schwächen führen zu versäumten Chancen und verlorenen Menschenleben.“ 123
    Pentagons „Combating Terrorism Technical Support Office“ entschied, dass Palantir die Antwort auf die Bedürfnisse des militärischen Geheimdienstes in Afghanistan sein könnte, und versorgte hauptsächlich Special Forces und Marines mit Palantir-Servern. Das Feedback war teilweise begeistert: „Palantir verkürzte die Zeit von zahllosen analytischen Aufgaben. Die innovativen und kollaborativen Funktionen von Palantir haben ihre Effektivität sowohl für die konventionellen als auch für die speziellen Einsatzkräfte bewiesen“, schrieb General John Toolan, Kommandant der „II Marine Expeditionary Force“, in Afghanistan am 12. Februar 2012 in einem Report über den Einsatz des neuen Systems. 124
    Ende 2010 tauchten Dokumente auf, die darauf schließen ließen, dass Palantir an der Entwicklung von Strategien gegen WikiLeaks und seine amerikanischen Unterstützer beteiligt war. Das Konzept enthielt angeblich Vorschläge für eine Medienkampagne und vor allem einen Hacker-Angriff auf den WikiLeaks-Server, um die Namen der Übermittler von US-Geheimdokumenten an WikiLeaks zu enttarnen. Außerdem empfahl es, den Verfassungsjuristen Glenn Greenwald wegen seiner Unterstützung von WikiLeaks zu attackieren. Im Februar entschuldigte sich Palantir-CEO Alex Karp dann öffentlich bei Glenn Greenwald und wies seine Firma an, alle Kontakte mit den Auftraggebern einzustellen. 125 Seitdem bemüht sich Palantir augenscheinlich um Öffentlichkeitsarbeit und hat auch angeboten, Journalisten bei ihrer Arbeit mit Datenanalysen zu unterstützen. Auch das Thema Datenschutz und Bürgerrechte hat seither breiten Platz auf der Website von Palantir. Inzwischen ist auch das Portfolio deutlich erweitert worden und reicht neben den Dienstleistungen für Geheimdienste und Militär auch in den Finanz- und Gesundheitsbereich.
    Mit dem Portal „AnalyzeThe.US“ hat Palantir übrigens eine Plattform eingerichtet, die von jedermann benützt werden kann, um öffentlich verfügbare Daten (Open Data) selbst zu analysieren. Eine weitere Demo-Site betreibt Palantir

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