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Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition)

Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition)

Titel: Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudi Klausnitzer
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andere Quellen miteinander verknüpft und so umfassende Bilder einer Situation oder von bestimmten Entwicklungen erzielt werden.
    Jeder der Informationen wird ein chronologischer Stempel hinzugefügt. Das kann eine absolute Angabe wie „9:37AM, September 11, 2001“ sein oder eine relative, wie „gestern vor zwei Wochen“ oder „3 Tage danach“. Damit kann Recorded Future alle Daten auf einer Zeitachse zuordnen und so auch zeitlich in Korrelation bringen.
    Aus der örtlichen und zeitlichen Analyse der Daten erhält das System von Christopher Ahlberg die ersten Anhaltspunkte für Vorhersagen über zukünftige Ereignisse. Die gewichtete Meinung unterschiedlicher Quellen über den möglichen Zeitplan künftiger Entwicklungen ist ein zusätzlicher Faktor, zu dem dann noch der Einsatz von statistischen Modellen kommt, um aus der Analyse historischer Daten von vergleichbaren Ereignissen weitere Indikatoren auf den zukünftigen Verlauf zu gewinnen. 117
    Damit haben Ahlberg und sein Recorded-Future-Team die Nase weit vor den herkömmlichen Monitoring-Diensten, die nur die Vergangenheit messen. Er kann seinen Kunden mit seinem Analysemodell selbst auf sehr spezifische Fragen klare Antworten geben. „Welches Staatsoberhaupt hat sich mit welchen Oppositionsführern anderer Staaten wie oft wann und wo getroffen?“ – „Welche Pharmafirmen werden im dritten Quartal 2013 welche neuen Produkte herausbringen?“ – „Was sagen französische Blogger über das Verhältnis von Angela Merkel und François Hollande“? – „Welche Wissenschaftler arbeiten wo an einem bestimmten Forschungsprojekt und in welchem Stadium sind sie?“
    Auf der Website von Recorded Future (www.recordedfuture.com), auf der es übrigens auch ein Gratis-Tool gibt, das jeder verwenden kann, sind eine Reihe von Fallstudien zu finden, darunter die Analyse der 175 Seiten von Osama-Bin-Laden-Briefen und das daraus ersichtliche Netzwerk, die dazugehörige Timeline – und das alles in interaktiven Grafiken. Ebenso ist die Analyse von 30.000 Tweets rund um die Krise in Libyen als Fallstudie präsentiert. 118
    Schon diese Beispiele und die Tatsache, dass Recorded Future nicht nur englische Texte analysiert, sondern natürlich auch arabische, chinesische und darüber hinaus seine Sprachpalette ständig erweitert, zeigen das Potenzial dieser Vorhersageplattform. Es braucht nicht viel Fantasie, um zu sehen, warum Google und die CIA an Ahlbergs „Daten-Kristallkugel“ interessiert sind.
     
     
    Palantir – der „Sehstein“ der Militärs und Geheimdienste
     
    „Hi, I am Alex Karp“, sagt der 40-Jährige und streckt dem Agenten in einem fensterlosen codegesicherten Raum die Hand entgegen. Verwundert registriert er, dass sich sein Gegenüber nicht mit Namen vorstellt. Karp war bei seinem ersten Kontakt mit dem US-Geheimdienst nicht klar, dass man sich hier nicht vorstellt, erzählt der Sozialwissenschaftler Jahre später dem „Wall Street Journal“.
    In den späten 1990er-Jahren drehte die deutsche Filmemacherin Hanna Laura Klar einen Film über den Schriftsteller Richard Plant. 119 Da Plant aber zu krank war, um selbst mitzuwirken, spielte Alex Karp, der zu dieser Zeit in Deutschland lebte und gerade am Sigmund Freud Institut promovierte, Szenen des Lebens von Plant nach. Doch der schauspielerische Ausflug sollte nicht richtungsbestimmend werden. Der berufliche Weg Karps, der mit dem Thema „Aggression in der Lebenswelt: Die Erweiterung des Parsonsschen Konzepts der Aggression“ 120 dissertierte, nahm einen anderen Verlauf. Karp hatte in Stanford auch Jus studiert, sein Interesse an Investment-Angelegenheiten entdeckt und noch immer Kontakt mit seinem deutschstämmigen Studienkollegen Peter Thiel, dem heute legendären Internetmilliardär, Gründer von PayPal und erstem Investor bei Facebook. Thiel hatte eine Idee, die er Alex Karp vorschlug: Sollte man nicht Software entwickeln, die in der Lage wäre, geheime Terrornetzwerke aufzudecken, so wie man das bei PayPal schon erfolgreich mit russischen Cyber-Betrügern gemacht hatte?
    Thiel, immer mit einem Gespür für Chancen, sah das Sicherheitsproblem von Regierungen im Zusammenhang mit dem Kampf gegen Terrorismus und der Wandlung, die geheimdienstliche Tätigkeit durch das Aufkommen von Internet und Social Media vollziehen musste. Mit drei anderen Investoren gründeten die beiden 2004 die Firma Palantir, benannt nach den „Sehsteinen“ aus „Der Herr der Ringe“. Thiel finanzierte im Wesentlichen

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