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Das Ende eines Dämons

Das Ende eines Dämons

Titel: Das Ende eines Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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menschlich und unmenschlich zugleich waren diese Gesichter und ließen ahnen, wie sehr der Tod den Geist in seinem Reich von den Ketten des vergangenen Lebens befreite.
    »Du hast uns gerufen?« Die Stimmen waren ein wispernder Hauch aus allen Kehlen. Ein Wind, der Nottr an den Wind der Seelen erinnerte.
    »Ja, ich habe euch gerufen«, flüsterte Calutt.
    »Ist die Schlacht schon geschlagen, für die du uns gerufen hast?«
    »Ja. Euer Kommen hat die Schlacht entschieden.«
    Die Toten blickten den Hang hoch, wo zwischen den Bäumen der steinerne Turm zu sehen war.
    »Es ist lange her, daß wir Körper hatten«, wisperten sie. »Hast du sie uns gegeben?«
    »Nein. Es ist die Magie eines Xandors…«
    »Vassander!« Der Wind der Stimmen wurde zu einem wütenden Heulen. »Vassander!« Sie blickten Calutt fast bittend an. »Wir haben deine Schlacht gewonnen. Gib uns noch ein wenig Zeit für unsere Schlacht.«
    »Eure Schlacht?« fragte der Schamane unsicher.
    »Eine, die wir im Leben verloren haben. Laß uns an Vassander Rache nehmen…«
    Calutt nickte schwach. »Das ist auch unser Kampf. Geht rasch. Ich habe nicht mehr viel Kraft, euch in dieser Welt zu halten.«
    Die Toten der Insel stürmten mit einer gespenstischen Mühelosigkeit den steilen Hang hoch, vorbei an den vor Grauen erstarrten Lorvanern. Calutt sah sie den Turm erreichen, und offenbar war das Tor nicht dafür gebaut, Tote am Eindringen zu hindern, denn sie verschwanden im Innern.
    Eine kreischende menschliche Stimme schallte schrill aus dem Turm.
    Gleich darauf wurde es merklich heller auf der Insel, so als käme die Sonne hinter einer Wolke hervor. Calutt sah, wie der schwarze Rauch verschwand, der die Insel umgeben hatte.
    Die Magie des Xandors war gebrochen. Aber Calutt fühlte gleichzeitig, wie die Toten zu ihm zurückkehrten. Mit dem Ende der Magie waren auch ihre Körper verschwunden. Sie waren wieder nur Stimmen, wie gewöhnlich, wenn Calutt die Toten rief. Stimmen, die flüsterten, wesenlos und ohne Regung. Zitternd vor Schwäche sandte er sie zurück in ihre Welt.
    Er spürte helfende Arme, und sein Geist fand in die Wirklichkeit zurück. Mon’Kavaer half ihm auf.
    »Das war gute Magie, Schamane«, sagte er anerkennend.
    Auch die anderen kamen zögernd herbei.
    »Wer waren sie?« fragte Nottr.
    »Krieger, die der Xandor getötet hat«, erklärte der Schamane. Er grinste schwach. »Ich fürchte, ich werde keine große Hilfe mehr sein. Geht ohne mich… und geht rasch. Im Augenblick wird der Xandor nicht wagen, sich der Magie zu bedienen, um die Toten nicht noch einmal zu wecken. Aber er wird bald herausfinden, daß sie nicht mehr hier sind. Und ich bin zu schwach, sie erneut zu rufen. Geht…«
    »Vorwärts!« drängte Mon’Kavaer, der als einziger die Chance richtig einschätzte, die der Schamane ihnen verschafft hatte.
    Sie erreichten den Turm unangefochten. Das Tor stand offen. Es war aus seinen Befestigungen gerissen.
    In der Düsternis dahinter stand hochaufgerichtet eine weißhaarige Gestalt, die in Nottr alte Erinnerungen weckte. Der weiße wallende Bart, das hagere Gesicht, umrahmt von langem, weißem Haar, die alle überragende, dürre Gestalt, nun in einen schmutziggrauen, wadenlangen Mantel gehüllt.
    »Thonensen«, flüsterte Nottr. Kein Zweifel, es war der Sterndeuter, der ihn einst auf Burg Anbur vor dem Scheiterhaufen bewahrt hatte.
    Aber Thonensen erkannte ihn nicht. Sein entrückter Blick drang durch die Schar hindurch. Seine knöchernen Finger waren zu Fäusten geballt.
    Schwarze Rauchfäden schoben sich vor den Eingang.
    »Der Xandor!« schrie Keir.
    Sie verhielten unsicher.
    »Nein, so sieht kein Xandor aus«, erwiderte O’Braenn.
    »Er ist ein Magier«, erklärte Mon’Kavaer.
    »Sein Name ist Thonensen«, sagte Nottr. »Ich kenne ihn. Ich schulde ihm ein Leben.«
    Während er sprach, erwachte Seelenwind in seiner Faust zum Leben. Ein Windstoß fuhr mit einem schrillen Pfeifen auf den Eingang zu. Die Klinge wollte ihm folgen, und Nottr hielt sie mit aller Kraft. Der Wind fuhr in den schwarzen Rauch.
    Einen Atemzug lang sahen sie alle, wie der Rauch auseinanderriß, wie Horcans verlorene Seelen, aus denen dieser Wind bestand, im magischen Rauch menschliche Umrisse annahmen, die nach dem Magier griffen, dann war der Rauch verschwunden, die Magie verbraucht. Die vagen Formen lösten sich auf, und es war nur mehr der Wind, der an den Kleidern des Magiers zerrte und die dürre Gestalt schwanken ließ.
    Er wachte auf aus seiner

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