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Das Ende eines Dämons

Das Ende eines Dämons

Titel: Das Ende eines Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Hund?« fuhr Lyryn auf.
    »Herr, verzeiht«, sagte Daelin rasch und einlenkend. »Es ist eine sehr wichtige Botschaft. Und sie ist nicht in Worte gefaßt. Deshalb können wir sie dir auch nicht sagen. Niemand soll sie erfahren, außer dem, der sie zu lesen versteht, seine hohe Würdig…«
    »Eine Priesterbotschaft, die ich nicht zu lesen vermag?« rief er wegwerfend. »Laßt sie sehen…!«
    Bevor O’Braenn ihn abwehren konnte, schlug Daelin die Kopfbedeckung des Heerführers zurück.
    »Hier ist die Botschaft, Würdiger. Vermagst du sie zu deuten?«
    Der Priester stierte auf das zweifarbige Gesicht O’Braenns, in dessen dunkler Hälfte schwarze Linien wie Adern oder Zeichen zu erkennen waren. Vermutlich vermochte er nichts daraus zu lesen, auch wenn er sich das nicht anmerken ließ, aber er wußte, daß dies kein natürliches Mal war, sondern das eines Dämons, und er zweifelte nicht daran, daß es eine Botschaft war.
    »Nun, Würdiger, vermagst du sie zu lesen?« fragte Daelin.
    »Hüte deine Zunge. Sie ist nicht für deinesgleichen«, schnarrte der Priester.
    Und Daelin erwiderte scheinbar erleichtert: »Es ist gut, daß du sie nun kennst. So wirst du auch wissen, daß die Sache keinen Aufschub duldet.
    Gib uns Vorräte für die Reise und Rüstzeug für ihn und ein paar Männer als Geleit. Seine hohe Würdigkeit wird das sicher zu schätzen wissen.« Sie konnten sehen, daß der Priester verärgert über Daelins forsches Auftreten war. Er konnte keine Botschaft erkennen, aber das gestand er nicht ein. Er zweifelte nicht, daß es ein Mal der Finsternis war. Und da er nur ein kleiner Fisch in der Hierarchie der Priester war, dem viele Geheimnisse verschlossen blieben, und da er vor allem keine Unwissenheit eingestehen wollte, gab er den beiden, was sie verlangten.
    So wurde mit Harnisch, Helm und Waffenrock und einer guten Klinge wieder ein Caer aus O’Braenn. Aber er hatte sich mit der großen zweischneidigen Barbarenaxt angefreundet und band sie zusammen mit dem Fellmantel und dem lorvanischen Schuhwerk zu den Vorräten auf das Packpferd, das sie dem Priester ebenfalls abverlangt hatten.
    Die Eskorte allerdings fiel sehr zu ihrem Mißfallen auf. Lyryn teilte ihnen sechs Männer zu, doch waren sie keine Caer, sondern Ugaliener mit entrücktem Blick und bleichen, ausdruckslosen Gesichtern. Dämonensklaven - Menschen, die durch Berührung mit einem Dämon, den sogenannten Dämonenkuß, ihres Willens und eines Großteils ihres Lebens beraubt waren: Krieger, die ohne Zögern handelten, ohne Gefühle - und mit einer tödlichen Bereitschaft, ihren dunklen Herrn und deren Vertretern auf der Welt zu dienen.
    Allein ihre Gegenwart verursachte Unbehagen, ja, ein leises Grauen. Ihresgleichen hatten O’Braenn und Daelin oft genug in der Gesellschaft der Priester gesehen, doch keiner wußte, welche Macht sie besaßen. Und sie wußten auch nicht, welche Befehle Lyryn ihrer Eskorte gegeben hatte. Das war der beunruhigendste Gedanke von allen.
    Die Verpflegung mit Fleisch und Fladenbrot und Wein war großzügig. Die Nacht im Palast, auf der der Priester bestand, war grauenvoll. Sie machten kaum ein Auge zu, denn gegen Mitternacht begann ein mehrstimmiges rhythmisches Geleiere.
    »Sie beschwören etwas«, flüsterte O’Braenn. »Es mag uns gelten…«
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte Daelin. »Lyryn würde nicht wagen, sich in Amorats Angelegenheiten einzumischen…«
    »Hoffentlich schätzt du ihn richtig ein.« O’Braenn schüttelte den Kopf. »Das war schon eine waghalsige Idee, mein Gesicht als Botschaft für Amorat zu erklären…«
    »Nicht waghalsiger als unsere ganze Mission.«
    Die Beschwörung dauerte mehrere Stunden und hatte schließlich wohl Erfolg, denn mit einemmal war eine drückende Stille im Palast, und die Dunkelheit war so undurchdringlich, daß sie selbst die Scheibe des Mondes durch die Fensteröffnung nicht mehr erkennen konnten.
    Die Gegenwart von etwas Ungeheuerlichem war spürbar.
    Die Stille wurde schließlich unterbrochen von menschlichem Schreien und Wimmern. Es waren ausschließlich männliche Stimmen, und das tödliche Grauen, das aus ihnen klang, war unerträglich.
    O’Braenn sprang schließlich von seinem Lager auf und griff nach seinem Schwert. Er wäre hinausgestürmt, wenn Daelin ihn nicht zurückgehalten hätte.
    »Es sind nur Ugaliener«, flüsterte er beschwörend. »Die Priester füllen ihre Garde wieder auf…«
    »Gleich, wer es ist«, knirschte O’Braenn. »Es ist

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