Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ende eines Dämons

Das Ende eines Dämons

Titel: Das Ende eines Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
Vom Netzwerk:
ebenso zuverlässiger Gefährte zu sein wie jene, die der Heerführer verloren hatte.
    Sie ließen ihr Floß am ugalienischen Ufer entlangtreiben, bis sie den schäumenden Abfluß der Silda vor sich sahen. Dann erst gingen sie an Land und ritten westwärts. An zwei verlassenen Dörfern kamen sie am ersten Tag vorbei. Da kaum Zerstörung zu bemerken war, hatten die Bewohner sie wohl freiwillig verlassen, und das vor wenigstens einem Jahr.
    Wenn immer sie in die Nähe einer Ansiedlung oder Straße kamen, verhüllte O’Braenn sein Gesicht. Er hatte im Spiegel des Wassers das unauslöschliche Mal des Dämons gesehen, und er hielt es für besser, wenn nicht jedermann es sofort sah.
    Oft während des Rittes horchte er in sich hinein, ob er vielleicht besessen war von einem dieser Schatten. Aber er fand nichts, das ihm nicht vertraut gewesen wäre. Dennoch verließ ihn die Besorgnis nicht.
    Er fragte Daelin, was er dachte, und Daelin teilte seine Besorgnis. Aber er sagte auch, daß er nicht von seiner Seite weichen würde, selbst wenn wahrhaftig ein Dämon von O’Braenn Besitz ergriff.
    Sie erreichten Coraux am zweiten Tag, einen dieser typischen kleinen ugalienischen Orte, die in besseren Zeiten dem L’umeyn mit steten Bittgesuchen um das Stadtrecht in den Ohren gelegen hatten. Das Stadtrecht war begehrt, weil es nicht nur zur Steuereintreibung im Umland ermächtigte, sondern auch Schutz durch die Krone gewährte.
    Coraux hatte dem L’umeyn wohl das Stadtrecht abgehandelt, vermutlich durch seine städtisch wirkenden »Prunkbauten«, den Palast des Statthalters, den Gefängnisturm und den Hofpalast, der noch nie bewohnt worden war, weil die Hofgesellschaft und der L’umeyn in Ugalos anderes zu tun hatten, als ausgerechnet Coraux zu besuchen.
    O’Braenn und Daelin hatten nicht die Absicht gehabt, in die Stadt zu reiten, doch selbst abseits der Straße lauerten Caer, die den Auftrag hatten, jedermann aufzugreifen und vor die Priester zu bringen.
    Sie waren nicht unfreundlich, als sie in Daelin einen der Ihren erkannten und Daelin ihnen eine beeindruckende Geschichte über die Abenteuer in der Schlacht am Broudan-See erzählte, die er und sein Begleiter, Dutzendführer Caelwyn, bestanden hatten. Und nun waren sie beide auf dem Weg nach Darain, um seiner hohen Würdigkeit, Amorat, einen Bericht von Unterpriester Waelin zu überbringen.
    Tatsächlich hatten bereits erste Gerüchte von der Niederlage von Maer O’Braenns Heer gegen eine große Horde von Wildländern die Region erreicht, was vor allem die Moral der unterdrückten Einheimischen in fataler Weise hob.
    Die Priester und ihre Schergen hatten sich im Palast des Statthalters eingenistet, hatten den Hofpalast zu einem Tempel Duldamuurs gemacht und ihre steinernen Götzenbildnisse des Dämons an den drei Plätzen im Zentrum aufgestellt. Im Kerkerturm schmachteten über hundert Ugaliener. Wenn sie je wieder den Turm verließen, dann als sklavische Diener Duldamuurs, die keinen Willen mehr besaßen. Ihresgleichen waren es, die die wahre Heerschar der Priester ausmachten, die auch die Caer fürchteten.
    »Du warst nicht gerade einfallsreich mit den Namen«, sagte O’Braenn tadelnd in einem unbewachten Augenblick zu Daelin. »Daelin, Waelin, Caelwyn…«
    Daelin zuckte die Schultern. »Wir werden noch viel zu lügen haben, wenn wir Darain heil erreichen wollen. O’Braenn, scheint mir, ist nicht sehr beliebt.«
    O’Braenn schwieg grimmig.
    Daelin grinste. »Je einfacher die Dinge sind, die wir ihnen auftischen, desto leichter können wir selber sie uns merken.«
    Der Priester, der sie im Palast empfing, war kein Caer, sondern ein Ugaliener. O’Braenn unterdrückte nur mit Mühe einen Fluch. Mehrere Wachen standen um den Palast, Caer. Auch innen, auf den steinernen Korridoren, standen Wachen. Diese waren Ugaliener. Ihren glasigen Blicken nach zu schließen, waren sie nicht Herr über sich selbst. O’Braenn ging mit einem kalten Kribbeln im Rücken an ihnen vorbei.
    Der Oberpriester von Coraux war Lyryn, ein junger Dämonenanbeter, den alle fürchteten. Er musterte die beiden mit stechenden Augen und einer überheblichen Miene und verlangte:
    »Sagt mir die Botschaft, die Waerin euch aufgetragen hat.«
    Daelin berichtigte ihn nicht. Ob Waelin oder Waerin spielte keine Rolle. Und wenn ein Waerin hier bekannt war, gewann das Ganze an Glaubwürdigkeit.
    »Sie ist für seine hohe Würdigkeit, Amorat…«, sagte O’Braenn abwehrend.
    »Wagst du mir die Stirn zu bieten,

Weitere Kostenlose Bücher