Das Ende
dann schlagen? Würde Er den Hass anheizen, den die Münder dieser falschen Propheten aus der Unterhaltungsindustrie verbreiten, die Seine Friedensbotschaft in den Schmutz ziehen, damit sie Millionen mit Buchtantiemen und Übertragungsrechten verdienen? Würde Jesus sich so leicht täuschen lassen? Würde Er tatenlos zusehen, wie unschuldige Kinder gehängt werden? Hört auf meine Worte! Wenn auch nur einer dieser Menschen heute Nacht durch euer Handeln oder eure Untätigkeit stirbt, dann werdet ihr euch alle dafür vor eurem himmlischen Richter verantworten müssen!«
Die Menge verstummte und dachte über Sheps Worte nach.
Dutzende Männer und Frauen in fluoreszierenden orangefarbenen Westen näherten sich von rechts und links dem Balkon, ihre Waffen im Anschlag. Ein großer Mann – Pastor Jeramie Wright – löste sich aus der Gruppe, wobei er die Läufe der Schrotflinten seiner Begleiter zu Boden drückte. »Das sind große Worte, mein Sohn. Doch sie sind bedeutungslos, wenn du der Jungfrau Maria Leid zufügst. Lass sie los.«
»Diese Frau ist nicht die Inkarnation der Jungfrau Maria. Die Pest geht auf sie zurück. Sie hat die Seuche entfesselt.«
»Das ist eine Lüge. Ich selbst wurde Zeuge des Wunders. «
»Welches Wunder?«
»Ich habe gesehen, wie sie Infizierten in den Mund gespuckt hat, die daraufhin geheilt wurden.«
Die Bewaffneten hoben ihre Schrotflinten wieder.
Shep drückte seine Armprothese fester gegen die Brust der Rothaarigen, sodass er sie mit seiner rechten Hand abtasten konnte.
»Vergewaltigung! Mord!«
Die Menge drängte nach vorn.
»Stopp! Oder ich schneide ihr die Kehle durch!« Er drückte die Klinge seiner lädierten Prothese so heftig gegen den Hals der Frau, dass ein dünner Ring aus Blut erschien, was die Bewaffneten innehalten ließ. Seine rechte Hand stieß gegen mehrere Plastikfläschchen, die in einer der Innentaschen der weißen Robe der Rothaarigen steckten. Er zog ein paar von ihnen heraus, warf eines Pastor Wright zu und hob die anderen hoch, sodass die Menge sie sehen konnte. »Damit hat eure sogenannte Jungfrau Maria die Leidenden geheilt – mit einem Impfstoff gegen die Pest. Die Krankheit heißt Scythe . Mit anderen zusammen hat diese Frau die Seuche für die Regierung entwickelt, und dann hat sie sie in Manhattan freigesetzt. Und jetzt betet ihr diese Mörderin an?«
Verunsichert sah der Mob auf dem Balkon Pastor Wright an.
Ein Murmeln erhob sich aus der tausendköpfigen Menge, die alles auf dem großen Bildschirm mit ansah.
Weil Mary Klipot sich um den Moment ihrer Verwandlung gebracht sah, kämpfte sie darum, sich zu befreien, wobei sie wie ein tollwütiger Hund knurrend nach Shep schnappte – während sich Manisha Patel auf dem Balkon darunter nur noch mühsam auf den Zehenspitzen halten konnte und die raue Schlinge die Haut ihres Halses aufschürfte.
In der Menge erklangen die ersten Pfiffe. »Gib uns die Mörderin!«
»Gib uns den Impfstoff!«
Shep griff in seine Jacke und zog das Holzkästchen heraus. »Ihr wollt den Impfstoff? Hier ist er!« Er schleuderte das Kästchen in die Menge und drehte sich zu Pastor Wright und seinen Begleitern um. »In ihrer Tasche ist noch mehr davon. Das Ganze ist jetzt eure Angelegenheit. « Er schob die Rothaarige auf die Bewaffneten zu – als Tim Burkland und seine Anhänger die Galgen im zweiten Stock direkt unter Sheps Balkon erreichten. Der radikale Talk-Show-Moderator würde die Opfer, die bereits die Schlinge um den Hals trugen, notfalls eigenhändig hängen.
»Nein!« Patrick Shepherd sprang vom Sims des Balkons im dritten Stock direkt auf einen der hölzernen Galgen. Wild schwang er seine stählerne Armprothese hin und her und trieb Burkland und seinen Mob zurück – während auf dem Boden davor Tausende pestinfizierte Männer und Frauen im Kampf um das Holzkästchen aneinander zerrten.
Und dann brach die Hölle los.
Der Himmel schien eine Art Bellen auszustoßen, und der gefrorene Boden vibrierte unter dem Dröhnen der Turbinen der fünf Air Tractors. In der Standardformation eines umgekehrten »V« flogen die Maschinen, die
üblicherweise Pflanzenschutzmittel ausbrachten, in einer Höhe von nur sechshundert Metern über den Park. Die Menge konnte die Flugzeuge nicht erkennen, die ihre Ladung versprühten – in diesem Fall einen teilweise gefrorenen Nebel aus Kohlendioxid, Glyzerin, Diethylenglykol und Brom sowie einigen chemischen und atmosphärischen Stabilisatoren.
Die Kämpfe kamen zum Erliegen,
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