Das Ende
und alle Augen richteten sich hinauf in den Himmel, als das Gas-Elixier sich mit der feuchten Luft vermischte und eine Kettenreaktion auslöste. Das gefrorene Kohlendioxid und die Brom-Moleküle verteilten sich rasch und schufen dabei eine dichte, wirbelnde rötlich-braune Wolke, die immer mehr an Dichte gewann, während sie bis auf eine Höhe von nur zweihundert Metern über Manhattan herabsank.
Die aufgehetzte Menge war davon überzeugt, dass die Stunde des Jüngsten Gerichts angebrochen war. Tausende, die bereits unter Fieber und Schwindelgefühlen litten, brachen zusammen und fielen in Ohnmacht. Diejenigen, die noch bei Bewusstsein waren, sanken von Furcht erfüllt auf die Knie.
Die Schlinge um Manishas Hals lockerte sich, das durchtrennte Seil fiel auf ihre Schultern. Mit pfeifendem Atem beugte sie sich nach vorn, als Shep das Klebeband durchschnitt, mit dem ihre Arme gefesselt waren.
Ihre Tochter und ihr Mann stürzten auf sie zu, und die drei Mitglieder der kleinen Familie umarmten sich weinend und erschöpft, erlöst und verwirrt – in einem Gefühlschaos, wie man es nur empfindet, wenn man im letzten Augenblick vor dem Tod bewahrt wurde.
Shep packte Tim Burkland an seinem Mantelkragen und riss den auf dem Boden knienden fanatischen Fernsehmoderator hoch auf die Beine. Er drückte die lädierte
Klinge der zangenartigen Greifvorrichtung seiner Armprothese gegen den Adamsapfel des Mannes, bis das Blut floss.
»Bitte nicht! Ich hatte unrecht! Ich flehe um Vergebung meiner Sünden.«
»Ich bin nicht Gott, du Arschloch.«
»Du bist der Todesengel … der düstere Schnitter. Es liegt in deiner Macht, mich zu verschonen.«
»Du willst leben? Dann lass diese Menschen frei. Jeden Einzelnen.«
»Sofort! Danke! Gesegnet sollst du sein!«
Burkland kroch davon – als plötzlich eine Explosion weiß glühenden Schmerzes Patrick Shepherds Gedanken in ein wirbelndes Delirium stürzte. Die Klinge einer Axt steckte tief in seinem linken Deltamuskel. Sie hatte Fleisch und Nerven durchtrennt, bevor die Verankerung seiner Armprothese das weitere Eindringen des Metalls verhindert hatte. Er schrie auf und stürzte auf die Knie. Sein ganzer Körper wurde von quälenden Schmerzen geschüttelt. Blut spritzte aus der Wunde.
Der von der künstlichen Wolke begrenzte nächtliche Himmel flammte im Osten und Norden auf und verwandelte das, was man oben noch erkennen konnte, in einen rosafarbenen Strahlenglanz. Militärische Signalfeuer beleuchteten das Gesicht von Patricks Angreiferin, die mit erhobener Axt über ihm stand. Sein Blut tropfte von der Axtklinge.
»Und der erste Engel blies in seine Trompete, und mit Blut vermischt wurden Hagel und Feuer hinab auf die Erde geschleudert!«
Shep riss die Augen auf …
… als Mary Klipots Haar sich immer mehr verdichtet und zu sich windenden Schlangen wird. Ihre Augen füllen sich
mit Blut, das ihr über das steinerne Gesicht rinnt, während die Medusa ihn ankreischt.
Vor Entsetzen gelähmt, verharrte Shep regungslos, während die Axt auf seinen Schädel zuraste – bis der hölzerne Schaft plötzlich von Pankaj Patel gepackt wurde, der die Waffe aus Mary Klipots Händen riss. »Verschwinde, Hexe, bevor ich dir deinen hässlichen Kopf abschlage und ihn an die Enten verfüttere!«
Als erwache sie aus einer Trance, stolperte Mary nach hinten. Sie rannte von den Galgen weg und verschwand die Steintreppe hinab.
Manisha Patel kniete sich neben Shep. »Pankaj, er steht unter Schock. Sieh dir seinen Arm an. Die Axt ist bis auf den Knochen vorgedrungen.«
Die zehnjährige Dawn Patel suchte mehrere Streifen des zerrissenen Klebebands zusammen und bemühte sich, damit die über zwanzig Zentimeter lange Wunde zu schließen, die noch immer heftig blutete. »Mom, drück das darauf. Ich binde ihm meinen Schal um die Schulter.«
Ein alter Mann, der sein langes, silberweißes Haar zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden hatte, stürmte die Treppe hinauf. »Patrick, wir müssen los! Die Soldaten kommen.«
»Er kann dich nicht hören«, sagte Manisha, deren Hände von Blut bedeckt waren. »Er steht unter Schock.«
Virgil musterte die Patels. Seine blauen Augen schimmerten freundlich hinter den getönten, tränenförmigen Brillengläsern. »Wir haben einen Wagen, der an der Rückseite des Castle auf uns wartet. Könnt ihr ihn stützen?«
»Dieser Mann hat uns allen das Leben gerettet. Ich würde ihn durch die Hölle tragen, wenn es sein muss.« Pankaj schob seine linke Schulter unter Sheps
Weitere Kostenlose Bücher