Das Ende
… und noch ein paar andere Dinge.«
»Welche anderen Dinge?«
»Das weiß ich nicht. Ich kann nicht mehr klar …«
Das Brett wurde gekippt.
»Halt! Schaffen Sie mich in ihr Labor. Ich werde es herausfinden!«
Zwawa gab seinen Männern das Zeichen, sie loszuschneiden, und beendete damit eine Prozedur, die Lieutenant Colonel Nichols und das Pentagon für notwendig erklärt hatten, weil sie immer noch behaupteten, dass sich durch Folter sinnvolle Informationen gewinnen ließen. Dass Leigh Nelson bis dahin kooperiert hatte, spielte genauso wenig eine Rolle wie die Tatsache, dass die total verängstigte Ärztin auch die Ermordung Kennedys und die Entführung des Lindbergh-Babys gestanden hätte, wenn sie dadurch einem zweiten Waterboarding entging.
»Besorgen Sie ihr warme Kleidung und saubere Laken für ihre Matratze.«
»Sir, sollten wir sie nicht ins Labor bringen?«
Zwawa ignorierte den Militärpolizisten und ging die Treppe hoch.
Central Park/Upper East Side, Manhattan, New York
5:24 Uhr
Der weiße Van raste in östlicher Richtung durch einen Felstunnel, den die Natur für das scheinbar allsehende Auge der Reaper-Drohne undurchdringlich gemacht hatte. In der pechschwarzen Dunkelheit musste Paolo die Scheinwerfer benutzen, aber er schaltete sie sofort wieder aus, sobald das Fahrzeug den Tunnel verließ und über ihren Köpfen erneut die braune Wolkendecke erschien. Die rosafarben zuckenden Flammen wurden immer schwächer, je weiter der Italiener die kleine Gruppe vom Belvedere Castle wegführte.
Vor ihnen lag die Fifth Avenue. Die östliche Grenze des Central Park wurde von einer Mauer aus Bussen und Autos versperrt.
Paolo steuerte den Van auf den Bürgersteig und pflügte in der Dunkelheit nach Süden.
Rumms … rumms! Rumms … rumms! Jeder Zusammenstoß ließ das Fahrzeug schaukeln wie eine Bremsschwelle. Francesca saß vorn zwischen ihrem Mann und Shep. Die Schwangere hielt sich mit ausgestreckten Armen am Armaturenbrett fest. »Paolo, das sind Menschen, die du da überfährst!«
»Tote.«
»Fahr runter vom Bürgersteig.«
»Und dann – wohin? Die Straßen sind völlig verstopft.«
Manisha saß auf der Rückbank und hielt Dawns Kopf in ihrem Schoß. Ihre Tochter hustete heftig, wobei einzelne Blutstropfen aus ihrem Mund spritzten. Die Totenbeschwörerin wandte sich an ihren Mann. Ihr Blick war voller Verzweiflung und Wut. »Wir hätten dieses Taxi nie verlassen dürfen.«
»Das sagt sich jetzt so leicht«, erwiderte Pankaj. »Wie lange hätten wir denn wohl noch drinbleiben können?« Wieder schaukelte der Van hin und her. Ein dumpfer Aufprall drückte alle in die Sitzgurte.
»Paolo, es reicht!«
»Sie sind tot, Francesca. Wir leben noch.«
»Verzeihung«, unterbrach Manisha die beiden, »aber wie kommt es, dass ihr alle noch am Leben seid? Keiner von euch sieht auch nur krank aus.«
Francesca deutete auf Shep. »Patrick hat den Impfstoff gegen die Pest. Wenigstens hatte er ihn. Was davon noch übrig war, hat er in die Menge geworfen.«
Shep drehte sich mühsam zu ihr um. Die Schmerzen in seinem durchtrennten linken Deltamuskel ließen ihn immer wieder das Bewusstsein verlieren. »Ich habe den Impfstoff noch.« Halb grinste er Virgil zu, der hinter ihm saß. »Ich habe den Inhalt des Kästchens in meine Tasche geschüttet, bevor ich zum Belvedere Castle hinaufgestürmt bin.«
Er griff in seine rechte Jackentasche und zog drei schmale Fläschchen heraus, die mit dem klaren Elixier gefüllt waren.
Virgil ging dazwischen, bevor Shep die Fläschchen weitergeben konnte. »Was ist mit deiner Frau und deiner Tochter? Hast du vergessen, warum wir überhaupt versuchen, ganz Manhattan zu durchqueren?«
Die Hoffnung schwand aus Manishas Gesicht, und ihr Mund zitterte. »Deine Familie … wo lebt sie?«
»Battery Park.« Shep schnitt eine Grimasse, während er seine Jackentasche noch einmal absuchte.
»Wann hast du sie das letzte Mal … Ich meine, bist du sicher, dass …«
»Manisha!«
»Es tut mir leid, entschuldige. Mein Mann hat recht. Ich kann deiner Familie nichts wegnehmen, um meine zu retten. Du hast bereits dein Leben für uns riskiert …«
»Nein, wartet. Es ist alles in Ordnung. Ich habe mit elf Fläschchen angefangen. Sechs habe ich noch. Zwei für Bea und meine Tochter und eine für Virgil. Virge, vielleicht solltest du deine jetzt nehmen?«
»Heb sie noch ein bisschen für mich auf.«
Shep gab Manisha drei Fläschchen. Sie zitterte, als sie das Geschenk des Lebens
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