Das Ende
Armbanduhr. Für meinen Freund.«
»Wie viel hast du?«
»Vierzig Dollar.«
»Hm. Seiko. Timex. Moment! Wie wär’s mit Rolex?«
»Für vierzig Mäuse? Jetzt hören Sie aber auf!«
»Leicht gebraucht. Sehen nagelneu aus. Funktionieren perfekt. Dir sehr gut gefallen. Hat sogar Schachtel. Los komm, ich dir zeigen.«
Mit Visionen von einem überwältigten Shawn-Ray Dalinky im Kopf lief die naive Dreizehnjährige ihrem Rattenfänger durch eine sich windende Gasse hinterher und folgte ihm eine Treppe hinunter, die in den Kellergang eines Backsteinbaus führte und in die Dunkelheit, die ihrer harrte …
Times Square
Broadway & 45 th Street
Midtown Manhattan, New York
15:02 Uhr
Es war das Herz Manhattans: Ein sich über zwölf Blocks erstreckendes, hell erleuchtetes Mekka aus Multiplexen und Broadway-Shows, eingeklemmt zwischen Glastürme und digitale Billboards. Jetzt hielt eine Viertelmillion Menschen inmitten des lahmgelegten Verkehrs inne, um schweigend zu ihrem Bürgermeister emporzustarren, dessen Ansprache über ein halbes Dutzend riesige HD-Bildschirme ausgestrahlt wurde.
»… um die Ausbreitung des Virus zu verhindern und den Gesundheitsbehörden zu ermöglichen, die Infizierten richtig zu behandeln, verhängen wir eine verbindliche 17-Uhr-Ausgangssperre. Jeder, der sich nach 17 Uhr noch auf der Straße aufhält, muss mit der Festnahme rechnen. Diejenigen unter Ihnen, die auf den Brücken und Autobahnen Manhattans festsitzen, werden für die Nacht mit Bussen zum Madison Square Garden gebracht. Diese verbindliche Ausgangssperre wird so lange in Kraft
bleiben, bis das Gesundheitsministerium Entwarnung gibt.«
Ein kollektives Stöhnen ergriff die Menge.
Auf den Großbildschirmen überschrien die Reporter einander, um sich Gehör zu verschaffen. »Herr Bürgermeister, die Vereinten Nationen stehen unter Quarantäne. Was ist mit Präsident Kogelo?«
»Präsident Kogelo, sein Stab und der Rest der UNO-Delegierten sind angewiesen worden, zu bleiben, wo sie sind, bis die Gefahr vorüber ist. Der Präsident bittet uns alle, ähnliche Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.«
»Wie tödlich ist dieses Virus?«
»Es ist äußerst ansteckend. Niemand hat gesagt, es sei tödlich.«
»Jetzt hören Sie aber auf, Bürgermeister Kushner! Es gibt Teams von Mitarbeitern der Gesundheitsbehörden, die Schutzanzüge tragen und auf der UN Plaza Leichen in Säcke packen. Läuft alles auf YouTube! Wie können Sie sich hier hinstellen und uns erzählen, es sei nicht tödlich? «
Auf der überfüllten Kreuzung, mitten zwischen einer Viertelmillion plötzlich besorgter Einkäufer, Touristen und Geschäftsleute, traf der Weihnachtsmann zu Fuß ein, um eine andere Art von »Feiertagsfreude« zu verbreiten.
Noch immer im Kostüm, stolperte Heath Shelby durch die Menge. Er fieberte. Sein Körper schmerzte. Weiße Haarsträhnen von seiner Perücke blieben an den Schweißperlen haften, die auf seiner Stirn und der käsigen Gesichtshaut glänzten. Tröpfchen ausgehusteten Blutes besudelten den falschen Bart und Schnauzer, die in seinem Gesicht klebten. Eine weitere Welle der Übelkeit stieg in ihm hoch.
»Herr Bürgermeister, wie können Sie sich hier hinstellen und uns erzählen, das Virus sei nicht tödlich?«
Tödlich? Der Freiwillige der Heilsarmee blickte hoch zu dem großen Bildschirm, der an der Seite des abgeschnittenen dreieckigen Gebäudes befestigt war, das als One Times Square bekannt war.
Die schwangere Frau bei der UNO? Sie war krank.
Heath Shelbys Herz klopfte im schnellen Rhythmus eines Mannes, der soeben sein Todesurteil empfangen hat. Er musste flüchten, um zu einem Krankenhaus zu gelangen, aber er war von einem Meer von Menschen umgeben, und seine bloße Anwesenheit unter ihnen gefährdete ihr Leben, während die erdrückend zahlreiche Menge ihm die Zurückgezogenheit verweigerte, um der scharfen Galle nachzugeben, die aus seinen Eingeweiden hochstieg.
Körper aus dem Weg schiebend, torkelte er zu einer Mülltonne und würgte.
»Mami, guck mal! Der Weihnachtsmann ist krank.«
Die Mutter schüttelte den Kopf. »Er ist nicht wirklich der Weihnachtsmann, Liebling, nur irgendein hoffnungsloser Säufer.«
»Nein, Mami, er ist wirklich krank. Guck mal, das ganze Blut.«
Die Mutter wandte sich noch einmal um. »Mein Gott … Er hat das Virus. Er ist infiziert!« Sie schnappte sich ihren Sechsjährigen und schob sich schreiend durch die Menge: »Er ist krank! Geht mir aus dem Weg!«
Köpfe drehten sich.
Als
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