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Das Engelsgrab

Das Engelsgrab

Titel: Das Engelsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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von seiner Wohnung aus näher war. Aber Ricky ließ sich nicht blicken.
    Nach kurzer Zeit hatte sich der Atem des Jungen wieder beruhigt. Er runzelte die Stirn und hielt Ausschau nach seinem Freund. Manchmal hatte Ricky so komische Anwandlungen. Dann versteckte er sich, um seinen Freund zu erschrecken, wenn niemand mehr damit rechnete.
    Nicht heute…
    Toby schaute sich genau um. Da stand die Rutsche, deren Fläche wie eine blankgeputzte Riesenschaufel glänzte. Das Klettergerüst aus Würfeln stand ebenfalls im Sand. Von einem Baum hing der Autoreifen herab, und auf den sechs Bänken saßen keine Mutter und kein Vater wie sonst, wenn die Eltern ihren Kindern beim Spielen zuschauten und sie beaufsichtigten.
    Der Spielplatz war einfach leer. Aber anders leer als sonst. Nicht allein wegen der fehlenden Kinder, hier erlebte der Junge eine besondere Leere, die ihm gar nicht gefiel. Die Bäume, die sonst das starke Sonnenlicht filterten, kamen ihm diesmal bedrohlicher vor, als wollten sie ihm Angst machen. Sie standen da wie verwunschene Ungeheuer aus einer anderen Welt und warteten anscheinend nur darauf, dass Toby etwas Falsches tat.
    Er schaute dorthin, wo das Gebüsch am dichtesten war. Dort hatten er und Ricky die Bude bauen wollen, die schon so gut wie fertig war. Auch dort bewegte sich nichts. Es zitterte nicht einmal ein Blatt, weil kein Windhauch wehte.
    Toby wurde es mulmig zumute. Er kannte den Spielplatz sehr gut, aber wie an diesem Tag war er ihm noch nie vorgekommen. Er war so bedrohlich geworden. Schatten überwogen und waren über den Boden gekrochen. Für Toby war der Platz beinahe zu einem Feind geworden, dem er am liebsten aus dem Weg gegangen wäre.
    Genau das schaffte er nicht. Der Junge steckte in einer Zwickmühle.
    Er wäre gern gerannt, aber da gab es Kräfte wie unsichtbare Bänder, die ihn einfach hielten. Sie sorgten dafür, dass er sich so gut wie nicht bewegen konnte und noch immer auf der Stelle stehen blieb.
    Etwas Kaltes rann über seinen Rücken. Wie kleine Hagelkörner, die der Reihe nach aus einem Gefäß gekippt worden waren.
    Er ging weiter. Kleine Schritte brachten ihn vor. Dabei hatte er es nicht gewollt. Er kam sich vor wie dazu gezwungen, und die Mütze auf seinem Kopf schien ihr Gewicht verdoppelt zu haben.
    Toby bewegte sich auf dem direkten Weg dem eigentlichen Ziel entgegen, eben der Bude, die sie hatten bauen wollen. Sie lag ihm genau gegenüber, er brauchte keine großen Hindernisse zu überwinden und zwischen Klettergerüst und Sandkasten hergehen.
    In dieser Lücke blieb er stehen. Endlich konnte er sich den Schweiß aus dem Gesicht wischen. Gleichzeitig überfiel ihn der Drang, nach Ricky zu rufen. Vergessen hatte er seinen Freund nicht.
    »Ricky…«
    Der Junge ärgerte sich über seine eigene Stimme, weil sie so leise geklungen hatte. Dabei hatte er sich anstrengen wollen, aber etwas hockte wie eine dicke Spinne in seiner Kehle und machte es ihm unmöglich, normal zu rufen.
    Statt dessen tappte er wieder vor. Diesmal erinnerte er schon an ein Kleinkind, das seine Beine sehr steif und unsicher bewegte. Nach drei Schritten hatte er sich wieder so weit unter Kontrolle, dass er Rickys Namen noch einmal rufen konnte, und diesmal klang seine Stimme auch lauter. »Ricky…!«
    Zuerst geschah nichts. Toby wartete mit angehaltenem Atem und wollte schon weitergehen, als er eine Antwort bekam. »Ich bin hier…«
    Toby schloss die Augen. Ein Reflex, nicht mehr. Er bewegte sich auch nicht mehr, doch sein Mund blieb offen, als sollten dort die zahlreichen Mücken hineinfliegen.
    »Toll, dass du gekommen bist…« Wieder erreichte ihn Rickys Stimme, aber wie schon bei dem Anruf und auch wie vorhin klang sie so anders. Blechern und zugleich hallend.
    Toby kam durcheinander. Es konnte durchaus sein, dass Ricky in ein Rohr oder gegen die Hände sprach, die er als Trichter vor den Mund hielt. Toby schluckte und war froh, endlich selbst sprechen zu können.
    »Wo bist du denn, Ricky?«
    »Hier, bei der Bude.«
    »Dann komme ich.«
    »Nein, nein, warte.«
    »Wieso denn? Ich…«
    »Ich komme zu dir.« Ricky hatte die Worte kaum ausgesprochen, als sich die Zweige des Buschwerks bewegten und zur Seite gedrückt wurden. Durch die Lücke schob sich Ricky!
    Ricky? Nein, das war nicht sein Freund Ricky. Das war jemand anderes. Das war einer, den Toby noch nie gesehen hatte, und die Angst in ihm wurde übermächtig. Er war nicht einmal in der Lage, etwas zu denken, denn was sich aus der Deckung

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