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Das Engelsgrab

Das Engelsgrab

Titel: Das Engelsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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weiter.
    Ich führte sie in das kleine Wohnzimmer, in dem helle, leichte Möbel standen. »Jetzt setzen Sie sich erst einmal hin und trinken vielleicht einen Schluck.«
    »Nein, das möchte ich nicht.«
    »Wir werden uns um Toby kümmern, wenn Sie uns sagen, wo wir den Spielplatz finden können.«
    »Er ist nicht weit entfernt. In der Parallelstraße. Sie brauchen nur ein paar Minuten zu gehen.«
    »Okay.«
    »Aber ich komme mit«, sagte sie und sprang in die Höhe. Verbieten konnte ich es ihr nicht, schließlich war Toby ihr Sohn. Nur kamen wir nicht mehr dazu, die Wohnung zu verlassen. Suko hatte im Hausflur die Schritte gehört und die Tür geöffnet, genau in dem Moment, als wir den Flur betraten.
    »Toby!« rief seine Mutter. »Himmel, da bist du ja!« Sie drängte sich an Suko vorbei und nahm ihren Sohn in die Arme.
    Wir hielten uns zurück. Es tat gut, eine glückliche Mutter zu sehen.
    Wie es schien, war Toby nichts passiert. Er wirkte nur ein wenig verschwitzt. Lilian zog ihn in die Wohnung und lächelte uns zu. »Ist ja noch mal gutgegangen«, flüsterte sie.
    »Das freut uns.«
    »Wer ist denn Ricky?« fragte Suko.
    »Sein bester Freund«, antwortete Lilian. »Die beiden sind in der gleichen Klasse und auch sonst immer zusammen. Lange seid ihr aber nicht auf dem Platz geblieben.«
    Toby schaute seine Mutter an. »Nein, ich wusste doch, dass du schnell wieder hier bist.«
    »Toll, Toby, und du hast mir sogar eine Nachricht hinterlassen. Finde ich prima.«
    »Kann ich was trinken?«
    »Klar, komm mit in die Küche.«
    Beide verschwanden aus unserer Nähe, und wir blieben im Flur zurück. Etwas nachdenklich, während Lilian in der Küche mit ihrem Sohn sprach, was wir auch hörten.
    »Hast du Probleme?« fragte Suko.
    »Nein. Sollte ich die haben?«
    »Du bist so schweigsam.«
    »Besteht Grund zum Jubeln?«
    »Weiß ich nicht. Oder denkst du über Toby nach?«
    Ich grinste mit schmalen Lippen. »Tust du es?«
    »Kann schon sein.«
    »Was ist dabei herausgekommen?«
    »Bisher nichts Konkretes, wenn ich ehrlich sein soll. Ich weiß nicht, John, es sieht zwar alles gut aus, trotzdem habe ich ein mulmiges Gefühl.«
    »Kannst du da konkreter werden?«
    Zunächst mit einer Frage. »Kam Toby dir verändert vor?«
    »Im Prinzip nicht, aber…«
    Dass ich stockte, gefiel Suko nicht. »Was ist mit deinem aber?«
    »Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll. Er war agil, aber trotzdem anders. Er sprach so, als wären ihm die Worte vorgegeben worden, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Die Augen meines Freundes verengten sich. »Denkst du an ein Beeinflussung? Nur denken, John, nur denken…« Er hob seine Arme.
    »Mach um Himmels willen nicht mehr daraus.«
    »Das hatte ich auch nicht vor. Seiner Mutter allerdings ist wohl nichts an ihm aufgefallen.«
    »Wir haben sie auch nicht gefragt, John.«
    »Was wir dann nachholen.«
    »Und du willst tatsächlich noch bleiben?«
    »Ja. Wir haben Vollmond. Ich möchte erleben, wie der Junge schläft und ob er dann wieder schlafwandelt, wobei wir die Funktion des Schutzengels übernehmen müssen, wenn es passiert.«
    »Nichts dagegen.«
    Mutter und Sohn kehrten aus der Küche zurück. Lilian Cramer war noch immer überglücklich, worauf auch ihr Lächeln hindeutete. »Toby bleibt jetzt im Haus. Außerdem ist es draußen noch schwüler geworden. Es wird bald krachen.«
    »Ich habe keine Angst vor einem Gewitter, Mum.«
    »Nein, du nicht, mein Junge, aber ich.«
    »Wieso? Du bist doch bei der Polizei.«
    Lilian lachte. »Auch Polizisten haben Angst. Da frag mal John Sinclair und Suko.«
    »Stimmt das?«
    »Klar«, erwiderte Suko. »Auch wir haben Angst. Menschen, die keine Angst haben, gibt es nicht.«
    »Doch. Im Kino haben sie oft keine Angst.«
    »Das ist Film, Toby.«
    Der Junge rieb seine Augen. »Ich bin müde und möchte ins Bett.«
    »Ohne etwas zu essen?«
    »Ich habe keinen Hunger.«
    »Aber du wirst dich doch waschen wollen?«
    »Nein!«
    Wir mussten nach dieser Antwort lachen. Da reagierte Toby wie viele Jungen in seinem Alter, die das Wasser nahezu hassten. Er schüttelte sich schon jetzt, als hätten ihn einige kalte Tropfen erwischt.
    Lilian kannte kein ›Erbarmen‹. Sie bat uns, im Wohnzimmer Platz zu nehmen und verschwand mit Toby im Bad. Kurze Zeit später hörten wir von dort das Rauschen der Dusche.
    Ich trat ans Fenster und schaute hinaus. Ein düsterer Himmel lag über London. Sehr dicht und wolkenreich. Wie gewaltige Haufen hatten sich die Wolken

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