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Das Engelsgrab

Das Engelsgrab

Titel: Das Engelsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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fünfte Klingeln wurde in seiner Länge unterbrochen, denn da hatte Toby abgehoben. »Ja…«, sagte er ziemlich atemlos. »Wer ist denn da?«
    »Toby?«
    Der Junge erstarrte. Er wusste nicht, ob er sich freuen sollte, denn er kannte die Stimme. Es war Ricky, sein bester Freund, der angerufen hatte. Toby entschloss sich, den Anruf positiv aufzunehmen. »Toll, Ricky.«
    »Ich gehe jetzt zum Spielplatz.«
    »Warum?«
    »Hat mir meine Mutter erlaubt. Wir wollten doch da die Bude weiterbauen. Du hast gesagt, dass wir sie noch dicht machen müssen, bevor es anfängt zu regnen.«
    Toby nagte an der Unterlippe. »Hm, das stimmt.«
    »Dann komm auch.«
    »Jetzt?«
    »Nicht morgen.«
    »Aber ich bin allein.«
    »Ist das schlimm? Du bist sonst auch immer allein gekommen. Oder bist zu feige?«
    »Quatsch, Mann. Aber heute ist es anders.«
    »Wie anders?«
    »Ich soll im Haus bleiben.«
    »Baby, Baby…« Ricky versuchte, seinen Freund zu provozieren. In Tobys Innern legte sich tatsächlich so etwas wie ein Schalter um. Er fühlte sich plötzlich weniger sicher und durch die Stimme seines Freundes beeinflusst. Da drang etwas durch die Leitung, das Toby noch nie zuvor erlebt hatte. Es war ein Druck, dem er nicht widerstehen konnte. Zudem lockte die Stimme seines Freundes ihn immer stärker, und Tobys Widerstand brach allmählich zusammen. Er schwankte zwischen Pflichtbewusstsein und dem Drang, die Wohnung zu verlassen, weil er es auf dem Spielplatz viel besser fand.
    »Die Bude ist wirklich gut, Toby…«
    »Ich komme.«
    »Klasse - bis gleich!«
    Toby hatte noch etwas sagen wollen, aber Ricky war schneller gewesen. Es gab keine Verbindung mehr zwischen den beiden Jungen.
    Toby Cramer blieb nachdenklich stehen. Er starrte den Apparat an, seine Stirn zeigte Falten vom scharfen Nachdenken. Er hatte den Eindruck, dass etwas nicht stimmte, doch er kam nicht darauf, was es sein könnte. Oder hatte sich Rickys Stimme anders angehört? Nein, eigentlich nicht, aber komisch war sie schon gewesen. So leicht krächzend und auch nicht so hoch wie sonst.
    Toby hatte sich entschlossen, und dabei blieb er auch. Dunkel würde es erst in einer Stunde werden, dann auch noch nicht so richtig, erst mal dämmrig. Bis dahin wollte er längst wieder zu Hause sein. Er ging trotzdem auf Nummer Sicher und schrieb seiner Mutter eine Nachricht.
    Den Zettel legte er auf den kleinen Tisch neben der Garderobe im Flur.
    Da würde ihn seine Mutter sofort entdecken, wenn sie die Wohnung betrat.
    Etwas überzuziehen brauchte er sich nicht. Draußen war es einfach zu warm. Aber Toby wollte nicht auf seine Baseball-Kappe verzichten, die er sich mit dem Schirm nach hinten auf den Kopf klemmte. Den eigenen Schlüssel nahm er noch mit, dann wurde es Zeit für ihn, den Freund zu treffen.
    Toby eilte die Treppen hinab und wäre beinahe gegen eine Hausbewohnerin geprallt, die von unten her hochkam und eine Einkaufstasche schleppte. Die Frau schimpfte hinter Toby her, der sich um die Worte nicht kümmerte und weiterlief.
    Draußen kam er sich vor, als wäre er gegen eine Wand gelaufen, so sehr stand die Luft. Es wehte kein Wind. Sie roch auch, denn in sie hinein mischten sich die verschiedensten Gerüche. Küchendünste und auch Abgase vermengten sich miteinander.
    Der Weg war nicht weit. Nur wenige Minuten zu Fuß. Aber Toby lief.
    Er war der einzige, der sich in dieser Schwüle so schnell bewegte. Die meisten Menschen ließen es langsam angehen. Nur keine überflüssigen Bewegungen bei diesem Wetter.
    Über der Stadt zog sich der Himmel immer dichter zu. Noch war kein Wetterleuchten zu sehen, und auch das Grummeln eines fernen Gewitters drang nicht an die Ohren der Menschen. Die Natur hielt sich einfach zurück.
    Der Spielplatz war in einem kleinen Park in der Parallelstraße angelegt worden. Bäume umstanden ihn. Jetzt, wo sie dicht belaubt waren, nahmen sie von außen her die Sicht auf den Spielplatz. Man musste sich schon auskennen, um ihn zu finden. Da sich im Laufe der Jahre auch Unterholz und Unkraut hatten ausbreiten können, war eine dichte natürliche Wand gewachsen. Das hatten Ricky und Toby ausgenutzt, um dort eine kleine Bude zu bauen, die zum Glück durch ältere Kinder oder Jugendliche noch nicht entdeckt oder zerstört worden war.
    Toby betrat das Gelände auf dem normalen Weg, der nicht mehr als ein schmaler Pfad war. Sehr bald blieb er stehen und schaute sich schon verwundert um. Der Platz war leer!
    Eigentlich hatte er Ricky hier erwartet, da der Weg

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