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Das Erbe der Azteken

Das Erbe der Azteken

Titel: Das Erbe der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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gibt da noch ein Rätsel, das Sie lösen müssen.«
    Sam sah, wie der Kellner auf ihren Tisch zukam, und sagte: »Warten Sie einen Moment.« Sie bestellten Samakai wa kusonga mit wali – Fischkroketten und Wildreis mit Chapati-Brot – und zum Nachtisch N’dizi no kastad, eine auf Sansibar beliebte Bananencreme. Der Kellner entfernte sich, und Sam erteilte Selma wieder das Wort.
    »Schießen Sie los, Selma. Wir sind ganz Ohr«, sagte er.
    »Die Münze wurde irgendwann um 1690 geprägt. Insgesamt wurden nur fünfzig Stück hergestellt und niemals offiziell in Umlauf gebracht. Sie waren im Grunde nichts anderes als Symbole für besondere Wertschätzung oder Zuneigung, wenn man es so nennen kann. Das Wort Marie auf der Münze gehört zu Sainte Marie, dem Namen eines französischen Dorfs an der Nordküste von Reunion.«
    »Nie gehört«, sagte Remi.
    »Kein Wunder. Es ist eine winzige Insel etwa vierhundert Meilen östlich von Madagaskar.«
    »Wer ist die Frau?«, fragte Sam.
    »Adelise Molyneux. Die Ehefrau von Demont Molyneux, der von 1685 bis 1701 Verwalter von Sainte Marie war. Anlässlich ihres zehnten Hochzeitstages soll Demont alles Gold, das er besaß, eingeschmolzen und daraus diese Adelise-Münzen geprägt haben.«
    »Eine wirklich nette Geste«, sagte Remi.
    »Die Anzahl der Münzen sollte den Jahren entsprechen, die Demont mit seiner Frau vor ihrer beider Tod noch zu verbringen hoffte. Sie kamen dem ziemlich nahe. Beide starben nämlich innerhalb eines Jahres kurz vor ihrem vierzigsten Hochzeitstag.«
    »Wie ist denn nun diese Münze nach Sansibar gelangt?«, fragte Sam.
    »An diesem Punkt vermischt sich Wahrheit mit Legende«, antwortete Selma. »Ich nehme an, Sie haben schon mal von George Booth gehört?«
    »Er war englischer Pirat«, sagte Sam.
    »Richtig. Er trieb sich vorwiegend im Indischen Ozean und im Roten Meer herum. Um 1696 fing er als Kanonier auf der Pelican an und ging dann auf die Dolphin. Um 1699 wurde die Dolphin von einer britischen Flotte in der Nähe von Reunion in die Enge getrieben. Einige Mannschaftsangehörige ergaben sich; andere, darunter auch Booth, flohen nach Madagaskar, wo sich Booth und ein anderer Piratenkapitän, John Bowen, zusammentaten und die Speaker, ein vierhundertfünfzig Tonnen großes und mit fünfzig Kanonen bewaffnetes Sklavenschiff, eroberten. Booth wurde zum Kapitän gewählt und kam um 1700 mit der Speaker nach Sansibar. Beim Landgang, um ihre Proviantvorräte aufzufüllen, wurde der Landungstrupp von arabischen Soldaten angegriffen. Booth fand den Tod, und Bowen überlebte. Bowen kehrte mit der Speaker in die Gewässer um Madagaskar zurück und starb ein paar Jahre später auf Mauritius.«
    »Sie sagten, die Dolphin sei bei Reunion in die Enge getrieben worden«, wiederholte Sam. »Wie nahe bei dem Dorf Sainte Marie?«
    »Nur wenige Meilen von der Küste entfernt«, erwiderte Selma. »Die Legende berichtet, dass Booth und seine Bande kurz zuvor das Dorf überfallen hatten.«
    »Und wahrscheinlich die Adelise-Münzen mitgenommen haben«, erklärte Remi.
    »So berichtet es die Legende. Und so schilderte Demont Molyneux das Geschehen in einem offiziellen Beschwerdebrief an Ludwig XIV., den König von Frankreich.«
    »Fantasieren wir ein wenig«, sagte Sam. »Booth und die anderen Flüchtlinge von der Dolphin nehmen die Adelise-Münzen mit und treffen mit Bowen zusammen. Sie bringen die Speaker unter ihr Kommando und nehmen Kurs auf Sansibar, wo sie … was tun? Ihre Beute auf Chumbe Island vergraben? Sie in seichtem Wasser versenken, um sie später wieder aus dem Meer zu holen?«
    »Vielleicht ist die Speaker auch gar nicht von dort weggekommen«, wandte Remi ein. »Vielleicht entsprechen die Geschichten ja gar nicht der Wahrheit, und die Speaker ist im Kanal gesunken.«
    »Das ist dasselbe in Grün«, sagte Selma. »Ganz gleich, was geschehen ist, die Münze, die Sie gefunden haben, gehört zu dem Adelise-Schatz.«
    »Die Frage ist doch«, sagte Sam, »stammt unsere Glocke demnach von der Speaker?«

4
Sansibar
    Das Gewitter, das sich in den frühen Morgenstunden über der Insel entladen hatte, war bei Tagesanbruch weitergezogen, hatte die Luft gereinigt und dafür gesorgt, dass Tautropfen auf dem Laub der Bäume und Büsche rund um den Bungalow funkelten. Sam und Remi saßen auf der hinteren Veranda mit Blick auf den Strand und begannen den Tag mit einem Frühstück aus Obst, Brot, Käse und starkem Kaffee. Die Bäume ringsum waren vom Gesang unsichtbarer

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