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Das Erbe der Azteken

Das Erbe der Azteken

Titel: Das Erbe der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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sie sich um und tauchten. Sobald sie den weißen Sandboden erreicht hatten, wandten sie sich nach rechts und gelangten schnell zum Rand der Sandbank, wo sie ein weiteres Mal kopfüber abknickten und dem beinahe senkrechten Absturz bis auf den Grund folgten. Sie stoppten, knieten sich auf den Sand und rammten ihre Tauchermesser in den Untergrund, um sie als Handgriffe benutzen zu können.
    Ein Stück voraus konnten sie den Rand der Goodbye-Zone erkennen. Der Gewittersturm der vorangegangenen Nacht hatte nicht nur die Strömung im Hauptkanal beschleunigt, sondern auch eine Menge Geröll aufgewühlt, so dass das Wasser wie eine solide graubraune Wand aus Sand aussah. Wenigstens würden auf diese Art und Weise Haifische von Abstechern ins seichte Wasser abgehalten. Der Nachteil war, dass sie die Strömung sogar dort spüren konnten, wo sie gerade schwebend verharrten.
    Sam tippte gegen seinen Schnorchel und hielt den Daumen nach oben. Remi nickte.
    Mit kräftigen Flossenschlägen stiegen sie wieder auf und brachen durch die Wasseroberfläche.
    »Spürst du es?«, fragte Sam.
    Remi nickte. »Es fühlte sich wie eine unsichtbare Hand an, die uns mitreißen will.«
    »Halte dich dicht an der Sandbank.«
    »Alles klar.«
    Sie tauchten abermals. Auf dem Grund schaute Sam auf die Anzeige seines GPS-Geräts, deutete nach Süden an der Sandbank entlang und gab Remi mit den Fingern ein Zeichen: zehn Meter. Sie tauchten auf und schwammen hintereinander in diese Richtung. Sam schwamm voraus und hatte ständig ein Auge auf der GPS-Anzeige und eins auf ihrer Position. Schließlich stoppte er und deutete mit dem Zeigefinger nach unten.
    Dort, wo die Glocke aus der Sandbank geragt hatte, war außer einem runden Krater nichts mehr. Besorgt blickten sie nach rechts und links. Remi entdeckte es zuerst: eine kleine Mulde im Boden, etwa drei Meter rechts von ihrer Position, die mit einer weiteren Mulde durch eine gekrümmte Linie verbunden war, ähnlich der Spur einer Schlange. Das Muster wiederholte sich. Sie folgte ihm mit den Blicken, bis sie, rund sechs Meter weiter entfernt, etwas Dunkles aus dem Sand ragen sah. Die Glocke.
    Sie brauchten ein wenig Fantasie, um sich zusammenzureimen, was geschehen war: Während der Nacht hatten die vom Sturm aufgepeitschten Wellen an der Sandbank genagt und langsam, aber stetig den Sand um die Glocke weggespült, bis sie sich aus ihrem Ruhebett löste. Von dort hatte die Strömung die Glocke weitergerollt, und Physik, Erosion und Zeit hatten auf sie eingewirkt, bis der Sturm weitergezogen war.
    Sam und Remi sahen einander an und nickten aufgeregt. Wo tansanische Gesetze ihnen verboten, »intensive Ausgrabungs- und Bergungstechniken« anzuwenden, hatte Mutter Natur zu ihrer Rettung eingegriffen.
    Sie schwammen zu der Glocke hinüber und hatten erst die Hälfte der Distanz überwunden, als Sam nach Remis Arm griff, um sie zu bremsen. Sie hatte jedoch bereits angehalten. Sie brauchte ihre Augen nicht anzustrengen, um zu erkennen, was auch er gesehen hatte.
    Die Glocke war am Rand des Abgrunds liegen geblieben. Mantel und Krone waren noch im Sand eingesunken, während Schlagring und Glockenmund schon ins Leere hinausragten.

    Wieder an der Oberfläche, atmeten sie tief durch. Remi sagte: »Sie ist zu groß.«
    »Zu groß für was? Um sie zu bewegen?«
    »Nein, um von der Speaker zu stammen.«
    Sam ließ sich das durch den Kopf gehen. »Du hast recht. Ist mir gar nicht aufgefallen.«
    Die Verdrängung der Speaker wurde mit vierhundertfünfzig Tonnen angegeben. Laut den üblichen Größenverhältnissen der fraglichen Zeit dürfte ihre Glocke nicht mehr als sechzig Pfund gewogen haben. Diese Glocke hier war hingegen erheblich größer.
    »Das wird immer seltsamer«, stellte Sam fest. »Zurück zum Boot. Wir brauchen einen Plan.«

    Sie waren nur noch drei Meter vom Boot entfernt, als sie hinter sich das Dröhnen von Dieselmotoren hörten, die sich näherten. Sie erreichten die Leiter, wandten sich um und gewahrten in einhundert Metern Entfernung ein Kanonenboot der tansanischen Küstenwache. Sam und Remi kletterten auf das Achterdeck der Andreyale-Yacht und befreiten sich von ihrer Taucherausrüstung.
    »Lächle und winke«, riet Sam murmelnd.
    »Sind wir in Schwierigkeiten?«, fragte Remi im Flüsterton, während sie das Gesicht zu einem fröhlichen Grinsen verzog.
    »Keine Ahnung. Das werden wir sicherlich bald erfahren.« Sam winkte.
    »Wie ich gehört habe, sind tansanische Gefängnisse ziemlich

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