Das Erbe der Azteken
längst weg sein, bevor die Polizei von dieser Sache Wind bekommt.«
»Die Polizei«, wiederholte Sam. »Meinen Sie die Polizei in dem Reviergebäude auf der anderen Seite der Straße hinter uns?«
Rivera blickte über Sams Schulter. Er kniff die Lippen zusammen, und seine Kiefermuskeln zuckten, als er die Zähne zusammenbiss.
Sam sagte: »Sie hätten Ihre Hausaufgaben machen sollen. Ich nehme an, es ist ein altes Schulgebäude, aber wie schwierig wäre es gewesen, vorher nachzuschauen? Ich bin sicher, das Ganze wird Ihnen ziemlich peinlich sein.«
»¡Cabrón! «
Sams Spanischkenntnisse waren zwar recht dürftig, aber er vermutete, dass Rivera soeben seine Abstammung in Zweifel gezogen hatte. Er sagte: »Wenn Sie ein wenig genauer hinschauen, werden Sie eine Frau und einen Mann auf einer Bank in der Nähe der Eingangstreppe sitzen sehen.«
»Ich sehe sie.«
Sam holte sein Mobiltelefon hervor, wählte eine Kurzwahlnummer, ließ es zweimal klingeln und unterbrach dann die Verbindung. Kurz darauf wandte sich Remi Fargo auf der Bank um, schaute zum Kricketfeld herüber und winkte einmal.
»Der Mann, mit dem sie sich gerade unterhält, ist ein tansanischer Polizeioffizier aus Daressalam.«
»Polizisten kann man kaufen. Genauso wie Marineoffiziere.«
»Diesen nicht. Er ist zufälligerweise ein enger persönlicher Freund des Rechtsattachés des FBI in der amerikanischen Botschaft.«
»Sie bluffen.«
»Im Augenblick erzählt meine Frau dem Polizeioffizier vielleicht von einem Mann namens Yaotl, der in der vergangenen Nacht in unser Ferienhaus einbrechen wollte. Vielleicht erzählt sie es auch nicht. Jedenfalls hatte er die gleiche Waffe bei sich wie Sie und keinen Reisepass.«
Rivera runzelte die Stirn. »Der Unfall … das Schlauchboot. Das war nicht Yaotl.«
Sam schüttelte den Kopf.
»Wie haben Sie das gemacht?«
»Ich habe mal auf dem College an einem Schauspielkurs teilgenommen.«
»Das macht überhaupt nichts. Er wird nicht reden. Und selbst wenn, er weiß so gut wie nichts.«
»Nur Ihren Namen. Und er weiß, wie Sie aussehen.«
»Beides lässt sich ändern. Geben Sie mir die Glocke und schicken Sie meinen Mann zu mir zurück, und Sie werden nie wieder belästigt.«
»Ich werde darüber nachdenken. Ich rufe Sie morgen Abend an. Wenn Sie uns bis dahin belästigen sollten, benachrichtige ich unseren Polizeioffizier. Können Sie mir verraten, wo Sie wohnen?«
Rivera lächelte freudlos. »Nein, das tue ich nicht.« Er nannte seine Telefonnummer. »Ich erwarte, gute Neuigkeiten zu hören.«
Sam stand auf. »Sie können erwarten, was Sie wollen.«
Er machte kehrt und entfernte sich.
Sam ging über die Straße zur Polizeistation. Remi beendete ihre Unterhaltung mit dem Polizeioffizier mit einem freundlichen Händedruck und einem herzlichen Dankeschön. Der Mann nickte Sam lächelnd zu und entfernte sich dann.
»Ein reizender Mann, dieser Huru«, sagte Remi. »Wir sollen Rube von ihm grüßen.«
»Was hast du ihm erzählt?«, fragte Sam und setzte sich neben sie.
»Dass wir annehmen, jemand habe gestern Abend versucht, in unser Haus einzubrechen. Er meinte, wir sollten ihn persönlich anrufen, wenn wir weiteren Ärger hätten. Wie lief dein Gespräch mit diesem wandelnden Skelett?«
»Wie es zu erwarten war. Er behauptet, dass er für ein paar reiche Kunden arbeitet, die seit Jahren nach der Ophelia suchen. Das Problem ist nur, dass er so gut wie nichts über ihre Herkunft weiß.«
»Er hat versucht zu improvisieren«, sagte Remi. »Er glaubte, er könne dich bluffen.«
Jeder, der auch nur kurze Zeit mit der Suche nach Schiffswracks verbringt, weiß bestens über die Geschichte des Objekts seiner Begierde Bescheid. Dass Rivera sich, was die Ophelia betraf, unwissend gestellt hatte, sagte Sam und Remi, dass das Schiff für Rivera und seinen Auftraggeber von besonderer Bedeutung war.
»Hat er die versteckte Inschrift erwähnt?«
»Nein. Aber das könnte aufschlussreich sein. Das ist auch etwas, das ein erfahrener Schatzsucher gewöhnlich weiß. Er hat die Inschrift nicht erwähnt, weil er hofft, dass wir sie übersehen haben.«
»Gab es irgendeinen Hinweis, hinter was genau die Gegenseite her ist?«
»Ich sprach davon, dass es etwas sein könnte, das die Ophelia in ihrem Frachtraum mit sich führte. Irgendein Schatz. Er hat uns sogar einen Finderlohn angeboten.«
»Wie großzügig von ihm. Und wo stehen wir jetzt?«
»Rivera behauptete, dass er Erfahrung in der Bergung von Schiffen habe, was
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