Das Erbe der Azteken

für jedes launige Wortgeplänkel zu haben, aber nicht heute und nicht jetzt.«
    »Schon gut, schon gut. Setzen Sie sich, bitte.«
    Sam ließ sich nieder. Rivera sagte: »Die Leute, für die ich tätig bin, suchen ein Schiffswrack. Wir glauben, dass es in dieser Region gesunken ist.«
    »Welches Schiff?«
    »Die Ophelia. «
    »Erzählen Sie mehr darüber.«
    »Ein Passagier-Dampfsegler. Er soll in den 1870ern in diesen Gewässern gesunken sein.«
    »Ist das alles, was Sie darüber wissen?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Wie lange suchen Sie schon danach?«
    »Sieben Jahre.«
    »Aktiv?«
    »Sehr aktiv.«
    »In und um Sansibar?«
    »Natürlich.«
    »Ich nehme an, Sie haben einige Erfahrungen im Bergungswesen, sonst hätte man Sie nicht engagiert.«
    »So könnte man es ausdrücken.«
    »Die Leute, für die Sie arbeiten … welche Interessen verfolgen sie?«
    »Darüber möchte ich eigentlich nicht sprechen.«
    »Geht es ihnen um etwas von finanziellem Wert?«, fragte Sam. »Um etwas, das sich in den Frachträumen der Ophelia befand, als sie unterging?«
    »Davon kann man wohl ausgehen.«
    »Und Sie denken, dass das, was wir möglicherweise gefunden haben, von der Ophelia stammt.«
    »Das ist eine Möglichkeit, der meine Auftraggeber gerne auf den Grund gehen würden.«
    Sam nickte nachdenklich. Während der letzten Minuten hatte er versucht, Rivera dazu zu bringen, sich zu offenbaren und Dinge zur Sprache zu bringen, die ihm und Remi bei ihrer eigenen Suche weiterhelfen könnten.
    Sam sagte: »Es muss etwas verdammt Wertvolles sein, hinter dem Sie her sind. Sie schmieren den Kapitän eines tansanischen Kanonenboots, um uns erst einzuschüchtern und dann zu beobachten; und schließlich, bei Einbruch der Nacht, schleichen Sie sich in die Lagune und entern unser Boot mit Messern in der Hand.«
    Das brachte Rivera ein wenig aus der Fassung. Er holte tief Luft und atmete zischend aus.
    Sam fügte hinzu: »Wir haben das ganze Schauspiel genau verfolgt.«
    »Von wo?«
    »Ist das wirklich so wichtig?«
    »Nein, ich glaube nicht. Bitte nehmen Sie meine Entschuldigung an. Meine Freunde sind ehemalige Soldaten. Einige Gewohnheiten gibt man nicht so schnell auf. Der Auftrag hat ihren Eifer offenbar über Gebühr angestachelt. Ich habe ihnen deswegen bereits heftig die Leviten gelesen.«
    »Allen drei sicherlich.«
    »Ja.«
    Natürlich kaufte Sam Rivera sein Schuldbekenntnis nicht im Mindesten ab, und doch sagte er: »Das ist schon okay. Was war denn Ihr Plan? Wollten Sie stehlen, ganz egal was wir gefunden hätten?«
    »Zu diesem Zeitpunkt wussten wir nicht, was sich in Ihrem Besitz befand.«
    Für lange zehn Sekunden schwieg Sam, dann sagte er: »Ich kann nicht entscheiden, ob Sie uns für Idioten halten oder ob Ihr Kurzzeitgedächtnis streikt.«
    »Wie bitte?«
    »Sie sitzen doch hier auf Grund der Nachricht, die ich an der Kiste hinterlassen habe. Sie haben die Kiste dank der Anweisungen gefunden, die wir neben einer Skizze von der Glocke zurückgelassen haben, die Ihnen auf unserem Boot in die Hände gefallen ist. Daher nehmen Sie an, wir hätten eine Schiffsglocke gefunden. Warum fragen Sie nicht ganz offen danach?«
    »Dann betrachten Sie genau diese Frage als gestellt.«
    »Ich kann Ihnen eines versichern: Die Glocke, die wir gefunden haben, stammt nicht von der Ophelia. «
    »Sie werden sicher Verständnis dafür haben, dass ich Ihnen das nicht glaube.«
    »Habe ich das?«, fragte Sam.
    »Ich würde die Glocke gerne selbst in Augenschein nehmen.«
    »Dieselbe Glocke, wegen der Sie und Ihre Männer uns sicherlich getötet hätten, wenn wir an Bord gewesen wären? Das muss ich leider ablehnen.«
    »Ich bin berechtigt, Ihnen einen Finderlohn zu zahlen, wenn die Glocke sich als genau diejenige entpuppt, nach der wir Ausschau halten.«
    »Nein danke. Wir haben genug Geld.«
    »Bringen Sie mich zu der Glocke, erlauben Sie mir, sie zu untersuchen, und mein Auftraggeber spendet fünfzigtausend Dollar an eine wohltätige Organisation Ihrer Wahl.«
    »Nein.«
    Riveras Augen wurden eisig, dann stieß er ein gedämpftes Knurren aus. »Mr Fargo, Sie machen mich wütend.«
    »Dagegen gibt es Pillen.«
    »Ich ziehe eine andere Vorgehensweise vor.« Rivera hob den Hemdzipfel an, um den Griff einer Pistole zu zeigen. Es war eine Heckler & Koch P30 – genau die gleiche Waffe wie die, welche sie Yaotl abgenommen hatten, erkannte Sam.
    »Wir verlassen Sie jetzt«, murmelte Rivera. »Machen Sie keine Szene, oder ich erschieße Sie. Wir werden