Das Erbe der Azteken
durchstöbert hatten, machten sie es sich in ihrem Unterschlupf gemütlich. Während Sam nach ungebetenen Besuchern Ausschau hielt, nahm Remi eine gründliche Inventur ihrer Rucksackinhalte vor. »Erinnere mich daran, den Leuten bei Ziploc einen Dankesbrief zu schreiben«, sagte sie. »Fast alles ist trocken geblieben. Das Satellitentelefon ist anscheinend okay.«
»Wie lange hält die Batterie noch?«
»Sie reicht sicherlich für ein oder zwei Gespräche.«
Sam schaute auf die Uhr. Es war kurz nach zwei. »Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um auf Ed Mitchells Angebot zurückzukommen.« Remi kramte Mitchells Visitenkarte aus ihrem Rucksack und reichte sie hinüber. Sam wählte die Nummer, die er darauf fand.
Mitchell meldete sich nach dem vierten Klingeln mit rauer Stimme. »Ja?«
»Ed, hier ist Sam Fargo.«
»Hä?«
»Sam Fargo – Ihre Charter nach Mafia Island vor zwei Tagen.«
»Ach ja … Hey … wissen Sie, wie spät es ist?«
»Zwei Uhr. Ich habe nicht viel Zeit. Wir brauchen eine Evakuierung.«
»Das ist ein Wort, das ich schon lange nicht mehr gehört habe. Sind Sie in Schwierigkeiten?«
»So könnte man es beschreiben.«
»Wo sind Sie?«
»Auf dem Festland, etwa viereinhalb Meilen östlich von Big Sukuti«, antwortete Sam und lieferte ihm dann eine Beschreibung von der Gegend.
»Sie kommen wirklich ganz schön weit rum«, sagte Mitchell. »Bleiben Sie mal für eine Minute dran.« ’
Sam hörte das Knistern von Papier, dann Stille. Mitchell meldete sich wieder. »Sie wissen, dass Sie mitten in einem Krokodilrevier sitzen, nicht wahr?«
»Jetzt wissen wir’s.«
»Mit einer Tragflächenmaschine kann ich dort nicht landen. Dazu brauche ich einen Heli. Und das dauert ein wenig.«
»Wir sorgen dafür, dass es sich für Sie lohnt.«
»Ich weiß, dass Sie das tun, aber das ist nicht meine Sorge. Ich schaffe es wahrscheinlich erst kurz nach Sonnenaufgang. Können Sie so lange durchhalten?«
»Das werden wir wohl müssen«, sagte Sam.
»Werde ich möglicherweise beschossen, wenn ich dort auftauche?«
»Kann ich nicht sagen. Möglich wäre es schon.«
Für einen Moment blieb es still, dann lachte Mitchell leise. »Ach, was soll’s. Das Leben ist nun mal ein Abenteuer.«
Sam musste ebenfalls lachen. »Das ist es wirklich.«
»Okay, bleiben Sie in Deckung. Sobald es hell wird, bin ich bei Ihnen. Nur für den Fall, dass ich in der Landezone Konkurrenz habe, gebe ich Rauchzeichen, damit Sie nicht auf mich schießen.«
Sam unterbrach die Verbindung. Remi stupste ihn an. »Hier, trink.«
Sam wandte sich zu ihr um, nahm einen tiefen Schluck aus der Feldflasche, dann ließ er sich mit einem Stück Dörrfleisch futtern. Er gab seiner Frau eine kurze Zusammenfassung des Gesprächs mit Mitchell. Remi meinte: »Dieser Mann kommt auf unsere Ewige Weihnachtsliste. Und in vier bis fünf Stunden ist er hier.«
»Wenn wir Glück haben.«
Sie schwiegen und kauten einige Minuten lang ihren frugalen Imbiss. Sam sah auf die Uhr. »Wir haben die Insel vor einer knappen Dreiviertelstunde verlassen.«
»Du denkst doch nicht etwa, dass sie …«
Sam hob eine Hand. Remi verstummte. Nach ein paar Sekunden sagte sie: »Ich kann sie hören. Es sind zwei, irgendwo vor der Küste.«
Sam nickte. »Schwierig zu erkennen, aber es klingt nach den Rinker-Booten. Davon sollten wir lieber ausgehen.«
»Wie weit landeinwärts sind wir?«
»Eine Viertelmeile, vielleicht etwas mehr.«
Sie lauschten weiter. Der Motorenlärm wurde lauter, dann verstummte er abrupt. »Sie sind an Land gegangen«, sagte Sam.
Sie inspizierten ihre Waffen: zwei AK-47, eine mit vollem Magazin, im anderen fehlten etwa ein Dutzend Schuss, die Remi auf den Cushman abgefeuert hatte; hinzu kamen die .357er Magnum und die H&K P30. Ob dieses Arsenal ausreichte, falls es zu einer Schießerei käme, ließ sich nicht voraussagen. Was ihre bisherigen Begegnungen mit Rivera und seinen Männern betraf, hatten sie Glück gehabt, aber weder Sam noch Remi machten sich irgendwelche Illusionen: Sollte es zu einer direkten Auseinandersetzung kommen, hatten sie kaum eine Chance, gegen Angehörige einer Sondertruppe bestehen zu können.
»Machen wir es uns gemütlich«, sagte Sam.
»Und uns unsichtbar«, fügte Remi hinzu.
Nachdem sie ihre Rucksäcke unter einem halb verfaulten Baumstamm deponiert und mit Lehm bedeckt hatten, tarnten sie sich selbst auf gleiche Weise, nachdem sie sich Kopf an Kopf liegend, so dass jeder von ihnen den Strand
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