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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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könne, und außerdem hatte sie keine anderen Verpflichtungen, die Meisterin hatte ihr jegliche Arbeit verboten, also konnte sie genauso gut hier sitzen wie woanders. Veit hatte ihr sein Gesicht zugewandt, die blinden Augen bewegten sich, sein Blick umfasste ihre Gestalt vor der Helligkeit des Fensters. Es fühlte sich an wie eine Liebkosung.
    »Bleibst du noch eine Weile bei mir?«, fragte er.
    »Ja«, sagte sie, dem winzigen Flattern in ihrer Herzgegend nachspürend. »Ich bleibe noch.«
    Am Abend zur Schankzeit
    Der bärtige Mann mit dem speckigen Wams saß bei der Tür. Er hatte sich den dritten Becher Bier bestellt und dazu gerösteten Schweinebauch nebst einem Kanten von dem Brot, das jeden Abend während der Schankzeit in großen Mengen wegging. Das Bier schien ihm zu munden, mehrfach hob er den Becher und prostete Madlen lächelnd zu. Sie lächelte freundlich zurück, wenngleich nach dem zweiten Mal etwas bemüht, denn seine Anwesenheit verursachte ihr wachsendes Unbehagen. Er trug abgerissene Kleidung, und seine Haut war dunkler als die der meisten Leute, so wie bei denen, die aus den südlichen Ländern kamen. In seinen Augen schien ein lauernder Ausdruck zu liegen, Madlen fühlte sich beobachtet, jedoch nicht in der Art, wie andere Männer, gleich welchen Alters, sie anschauten. Das war harmlos und gehörte zu ihrer Arbeit als Schankwirtin, sie hatte beizeiten gelernt, dem keine besondere Bedeutung zuzumessen. Der bärtige Fremde dagegen schien sie regelrecht abzuschätzen, als wolle er ergründen, wie viel sie wert sei, und das Ergebnis schien ihn zu amüsieren, denn er grinste in sich hinein.
    Auch die Umgebung begutachtete er auf diese Weise, und schließlich fiel es sogar Irmla auf. Sie erlegte sich keine Zurückhaltung auf, sondern marschierte zu dem Mann hin, baute sich vor ihm auf und starrte ihn feindselig an. »Was hast du zu glotzen, Mann?« Sie streckte die Hand aus. »Du musst noch bezahlen. Und dann solltest du gehen. Wir bewirten keine Leute, die sich über unsere Schänke lustig machen.«
    Er warf ihr unter gesenkten Lidern einen langen, undeutbaren Blick zu, und Madlen, die alles vom Schanktisch aus mitverfolgt hatte, befürchtete schon, es werde Ärger geben. Sie gab Caspar einen versteckten Wink, worauf er verstohlen zu ihr trat und die Hand nach dem schweren Eichenknüppel ausstreckte, der unter dem Tisch lehnte. Im nächsten Moment warf der Fremde ein paar Münzen auf den Tisch und stand auf. Er stülpte sich die Kappe aufs Haupt und ging ohne ein Wort.
    »Was für ein seltsamer Bursche«, sagte Irmla kopfschüttelnd zu Madlen. »Solche wie den brauchen wir hier wirklich nicht.«
    Madlen war derselben Meinung, doch sie hatte das Gefühl, dass sie den Mann hier nicht zum letzten Mal gesehen hatten.
    Johann klopfte unterdessen an die Pforte der Witwe Appolonia und wunderte sich nicht weiter, als ihm vom Scharfrichter aufgetan wurde. Er hatte Hermann in dessen Behausung aufsuchen wollen, ihn dort jedoch nicht angetroffen. Auch Hermann schien es nicht verwunderlich zu finden, dass Johann hier bei der Witwe Appolonia auftauchte.
    »Nur herein, Johann von Bergerhausen«, sagte er leutselig, aber auch mit einer Spur von Vorsicht in der Stimme. Johann zog den Kopf ein, so wie immer, wenn er kleinere Häuser betrat, und fand sich sogleich im einzigen Raum des Erdgeschosses wieder. Im Hintergrund saßen zwei Frauen am Tisch, eine dralle Brünette und eine bildschöne Schwarzhaarige, bei der es sich nur um besagte Appolonia handeln konnte, deren Ruhm in Köln beispiellos war. Es hatte Johann einige Mühe gekostet, Madlen glaubhaft zu erklären, dass er sie wirklich nicht kannte, sondern bloß etliche Männer über sie hatte reden hören. Jene Männer hatten nicht mit obszönen und deftigen Bemerkungen gegeizt, aber manche hatten auch sehnsüchtig ihre Schönheit gepriesen.
    »Was führt Euch her?«, fragte Hermann in seiner gewohnt freundlichen Art, die jedermann dazu brachte, es für ausgeschlossen zu halten, dass sein Gewerbe das Töten von Menschen war.
    »Ich will wissen, woher Ihr Eure Informationen bezieht«, sagte Johann geradeheraus. »Das würde so manche umständliche Übermittlung vereinfachen.«
    Hermann betrachtete ihn nachdenklich. »Ich nehme an, dass Euch unser gemeinsamer Freund Jacop heute oder gestern aufgesucht hat. Reicht Euch denn nicht, was er Euch wissen ließ? Hat er sich missverständlich ausgedrückt?«
    »Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht«, sagte Johann ungeduldig.

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