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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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»Jacop war das letzte Mal in der Woche vor Ostern bei uns, seitdem nicht mehr. Zweifellos stimmt Ihr mir zu, dass mir besser gedient ist, wenn ich direkt mit demjenigen spreche, der Eurer liebreizenden Gefährtin …« – er wies mit dem Kopf auf die Schwarzhaarige – »… sein Wissen über künftige Ereignisse zukommen lässt.«
    Hermann betrachtete angelegentlich seine makellos sauberen Fingernägel. »Wart Ihr heute und gestern zu Hause? Also in der Schildergasse?«
    »Sicher. Was soll die Frage?«
    »Und Jacop war wirklich nicht bei Euch?«
    »Ich sagte doch eben, dass er vor Ostern das letzte Mal bei uns war.« Johanns Ärger wuchs. »Wollt Ihr mir nun endlich sagen, an wen ich mich wenden kann?«
    »Ich fürchte, an niemanden«, sagte Hermann. Es klang aufrichtig bedauernd.
    »Vielleicht wollt Ihr Eure Antwort noch einmal überdenken, Henker.« Johann richtete sich zu voller Größe auf. Seine Hand lag am Knauf seines Dolchs.
    Hermann zuckte leicht zusammen, als ihn der verachtungsvolle und drohende Blick des Besuchers traf. Angst hatte er nicht, diese Regung war ihm fremd, aber er hatte ein Auge für Gefahren und eine Begabung, sich von ihnen fernzuhalten. Ihm war durchaus bewusst, dass Johann in seinem bisherigen Leben womöglich mehr Menschen getötet hatte als er selbst, wobei er als Scharfrichter – im Gegensatz zu einem in etlichen Gemetzeln abgehärteten Kreuzritter – keine Ahnung vom Zweikampf hatte. Alle Welt wusste mittlerweile, was den Schergen widerfahren war, die Johann von Bergerhausen zu Ostern ans Leder gewollt hatten. Die Leute kamen von weither, um Bier im Goldenen Fass zu trinken und den Kreuzritter zu betrachten, dessen Messerhand angeblich schneller war als eine zustoßende Viper.
    Gleichwohl war Hermann ziemlich sicher, dass Johann von Bergerhausen ihm nicht gleich den Hals durchschneiden würde, nur weil er nicht mit den gewünschten Auskünften herausrücken mochte. Dennoch gab es einiges, das Hermann nicht minder unerfreulich erschien. Etwa eine Verletzung seiner Linken, der Führungshand am Richtschwert. Er hielt seine Finger stets geschmeidig, er bog und massierte und lockerte sie, wann immer es ging, und er achtete sorgfältig darauf, die wirklich schweren Arbeiten seinen Männern zu überlassen. Ein gebrochener Knöchel, eine Zerrung, und er würde höchstens noch dazu taugen, die Galgen vor der Stadt zu bestücken. Mit seiner eigentlichen Kunst, dem blitzschnellen, sauberen, perfekten Enthaupten wäre es dann vorbei. Ein Fehlschlag, und sein Ruf wäre für alle Zeiten ruiniert, die Leute würden ihm nicht mehr mit schaudernder Ehrfurcht nachblicken, sondern nur noch mit Verachtung.
    »Es gibt durchaus einiges, was Ihr wissen solltet«, sagte er zuvorkommend. »Wollt Ihr Euch nicht niedersetzen? Dann lässt es sich angenehmer reden.« Er deutete zum Tisch, wo sich soeben die Dralle einen Becher mit dunklem, im Kerzenlicht wie Blut schimmerndem Rotwein füllte. Die Schwarzhaarige schenkte Johann ein laszives, leicht spöttisches Lächeln. Hermann setzte sich und winkte dem Gast mit launiger Geste, sich zu ihnen zu gesellen.
    Johann bezweifelte nicht, dass diese muntere Tischrunde mit allen Wassern gewaschen war. Er atmete durch, rückte sich den angebotenen Schemel zurecht und ließ sich zwischen dem Scharfrichter und der Hure nieder.
    »Du hast Wein getrunken!« Madlen fuhr entrüstet hoch, als Johann zu ihr ins Bett steigen wollte.
    »Es war für einen guten Zweck«, sagte er friedfertig. Dass der Wein hervorragend geschmeckt hatte, unterschlug er lieber, und erst recht, in wessen Haus er diesen Wein getrunken hatte.
    Er schlang die Arme um sie und drückte seine Nase in die weiche Kuhle unter ihrem Ohr. »Mhm«, machte er. »Du riechst gut.« Sie hatten am Vortag gemeinsam das Badehaus besucht, eine überaus angenehme Erfahrung, die Johann beizeiten wiederholen wollte, auch wenn es den einen oder anderen peinlichen Moment gegeben hatte und er den Zuber erst hatte verlassen können, nachdem sie schon eine Weile zum Anziehen verschwunden war.
    »Du warst sehr lange weg, dafür, dass du nur kurz mit dem Henker sprechen wolltest.« Sie versteifte sich ein wenig in seinen Armen.
    »Er hatte einige aufschlussreiche Dinge zu erzählen.«
    »Welche?«
    »Das sage ich dir morgen.« Er blies sacht auf die empfindliche Stelle unter ihrem Ohr, und sie erschauderte. Seine Hand glitt über ihren Rücken, umfasste ihre Hinterbacken und drückte ihren Unterleib gegen seinen. Sie

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