Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin
all das nur noch durch einen rasenden, wilden Rausch mit. Schluchzend vor schierer Wonne erreichte er binnen Augenblicken einen nie gekannten Höhepunkt und schrie lustvoll auf, während er sich in köstlichen, langen Strömen in ihr entlud.
Als es vorbei war, legte sie sich neben ihn und streichelte seine schweißnasse Brust. »Das war wundervoll, Jacop. Ich liebe dich. Du bist mein ganzes Glück.«
Er fing an zu weinen, als er diese Worte hörte. War es vorhin noch die Lust, die ihn fast umgebracht hatte, so war es jetzt seine Liebe. Er konnte es nicht mehr ertragen, sie nur so selten zu sehen, immer nur in dieser einen gestohlenen Stunde nach Einbruch der Dunkelheit, und das auch nur, wenn nicht gerade jemand anders bei ihr war. So wie vorhin dieser Pfaffe.
Sie griff sich zwischen die Schenkel und zog den tropfenden Schwamm heraus. Jacop starrte ihn an und fragte sich, wieso er sich nicht daran erinnern konnte, dass sie ihn hineingeschoben hatte. Er kniff die Augen zu, denn er wollte an nichts denken. Nur noch daran, wie glücklich es ihn machte, Appolonia so wie jetzt in seinen Armen zu halten. Er hätte ewig so hier liegen können und hasste den Gedanken, gleich wieder gehen zu müssen. Und tatsächlich, sie setzte sich auf, tätschelte seinen Kopf und erklärte, es sei schon spät. Immer drückte sie es auf diese Weise aus. Es ist schon spät. Gemeint war damit aber: Es kommt heute noch jemand. Jacop schluckte an dem gewaltigen Kloß, der ihm in der Kehle steckte, und richtete sich ebenfalls in eine sitzende Position auf. Er legte bittend die Arme um Appolonia und drückte sein Gesicht gegen ihren Rücken, atmete den Geruch ihres herrlichen Haars ein. »Ich will noch nicht gehen! Hermann wird es nicht merken, wenn ich länger bleibe, denn er ist ja nicht da.«
»Oh, aber ich kann nicht länger bleiben, ich bin auf eine Feier eingeladen.«
»Eine Feier?«
Sie nickte und stand auf, die nackte Gestalt feengleich zart und doch an den richtigen Stellen von verheißungsvoller Üppigkeit. »Denkst du, ich liege den ganzen Tag nur im Bett? Manchmal habe auch ich ein Bedürfnis nach Geselligkeit und Frohsinn. Danach, unter Menschen zu gehen, die lachen, singen und tanzen. In einer netten Runde, bei gutem Essen, leckerem Wein und fröhlicher Musik.«
Jacop fiel in einen schwarzen Schacht der Eifersucht. »Ich gehe mit dir dorthin«, verkündete er.
Die Tür ging knarrend auf, und davor stand Hermann. »Sie hat schon einen Begleiter«, sagte er. »Aber du kannst dir eine kostenlose Zusatzstunde in Appolonias Bett verdienen, wenn du die neue Botschaft überbringst.«
Jacop überwand nur mühsam den Schreck über das unvermutete Auftauchen des Scharfrichters und zog das Laken über seine Blöße. »Was für eine Botschaft?«
»Lass es dir von Appolonia sagen, sie hat es sicher noch genau im Kopf.« Hermann wandte sich ab und kletterte die Stiege wieder hinunter. Jacop blickte ihm mit brennenden Augen nach. Er fühlte sich so elend, als hätte er ein ganzes Fass von verdorbenem Bier ausgetrunken.
»Ach ja, stimmt, das hatte ich fast vergessen«, meinte Appolonia, während sie vor der polierten Silberscheibe, die ihr als Spiegel diente, an ihrem Haar herumnestelte. »Ein weiterer Kampf steht bevor, am ersten Mai. Es soll wieder hoch hergehen, und du sollst es deinem Vater sagen und Madlens Mann.«
»Du meinst, die Richerzeche wird sich erneut mit den Zünften und Gemeinden befehden?« Jacop vergaß die schmachvolle Zurückweisung für einen Augenblick; neugierig blickte er Appolonia an. Sie nickte und fing an, sich ein gelbes Seidenband ins Haar zu flechten. »Diesmal soll es ums Ganze gehen, viele Schöffen werden ihren Kopf verlieren.«
»Was meinst du mit Kopf verlieren ?«
»Na, das, was den dreien passiert ist, mit denen Hermann dieser Tage auf dem Heumarkt zu tun hatte.«
Jacop schluckte, er war dabei gewesen und hatte Hermann in Aktion und jeden der drei Köpfe fallen sehen. Mit einem Mal fühlte sich sein Hals eng an.
»Aber der Erzbischof hat doch gerade erst mit der Stadt ein neues Bündnis geschlossen, zur gemeinsamen Abwehr der inneren und äußeren Feinde!«
»Wer die wahren Feinde des Erzbischofs sind, wird sich am ersten Mai zeigen.«
»Wie kannst du das alles vorher wissen? Und von wem?«
Mit einem Mal begriff er. »Dieser Ott hat es dir gesagt. Genau wie beim letzten Mal, oder? Das sind die Pläne des Erzbischofs, stimmt’s? Er will die Fehde irgendwie … herbeiführen. Und bestimmte
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