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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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mit ihrem schändlichen Treiben auf, als sie ihn sahen. Hermann schmiedete daraufhin seinen betrügerischen Plan. Er nahm den halbtoten Johann mit sich, damit er ihn am nächsten Morgen zum Judenbüchel hinausfahren konnte, wo er ihn dir verkaufen wollte. Für zehn Gulden.«
    »Die er zweifellos mit dir, der du das alles sauber eingefädelt hattest, teilen sollte.« Madlen musterte ihn verächtlich.
    Jacop protestierte vehement. »Ich dachte, dass alles ganz ehrenhaft und gesetzmäßig vonstattengeht, denn ich wusste nicht, dass die Hinrichtung aufgehoben war! Ich glaubte wirklich, dass Johann geköpft werden sollte und dass du seine letzte Rettung wärest! Wie konnte ich ahnen, was für ein hinterhältiger, abgebrühter Gauner dieser Scharfrichter ist!«
    »Was genau willst du eigentlich?«, fragte Madlen mit scharfer Stimme. »Denkst du etwa, ich wusste bis heute nichts von der Begnadigung? Inzwischen pfeifen es die Spatzen von den Dächern!«
    »Oh.« Jacop wirkte leicht verunsichert. »Und nun? Willst du etwa alles so belassen? Möchtest du nicht dein Geld zurückhaben?«
    »Natürlich möchte ich das!« Madlen schäumte. »Vor allem die Hälfte, die du mir noch schuldest!«
    Jacop zog den Kopf ein. »Ehrlich, eines Tages, wenn ich erst …«
    »Halt den Mund!«, fuhr Madlen dazwischen. »Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber ich habe nicht vor, das Geld von Hermann zurückzuverlangen. Übrigens auch nicht von dir, wenn du es schon wissen willst. Zum einen ist Johann jedes einzelne dieser Goldstücke wert, sogar mehr als das.«
    »Das freut mich zu hören«, flocht Jacop beflissen ein.
    Madlen sprach weiter, als hätte er nichts gesagt. »Zum anderen will ich nicht, dass die Spatzen auch von den Dächern pfeifen, was damals auf dem Judenbüchel und beim Deutschordenhaus geschehen ist, und dazu würde es auf alle Fälle kommen, wenn ich Hermann vor Gericht zerre.«
    »Aber genau da gehört er hin!« Jacop ereiferte sich. »Er ist korrupt! Er lügt und betrügt! Man sollte ihn an den Pranger stellen! Ihn mit Ruten aus der Stadt peitschen!«
    »Du scheinst richtig darauf versessen zu sein, ihn zu denunzieren.«
    »Ich will nur die Wahrheit über ihn ans Tageslicht bringen«, rechtfertigte Jacop sich.
    »Dann geh doch selbst zum Rat und schwärze ihn an.«
    Jacop zeigte Anzeichen von Verzweiflung, und Madlen musterte ihn argwöhnisch. »Was genau hast du gegen den Mann?« Sie begann zu begreifen. »Es hat mit dieser Appolonia zu tun, oder? Johann hat erzählt, dass du verliebt in sie bist. Glaubst du, dass sie dir allein gehören wird, wenn du den Scharfrichter los bist?«
    Er wirkte ertappt.
    Angewidert schüttelte sie den Kopf. »Du bist dermaßen dreist, dass mir die Worte fehlen. Scher dich zum Teufel, Jacop. Verschwinde.«
    Er wollte aufbegehren, zog aber dann mit hängendem Kopf von dannen. Als er über den Hof ging, trat er nach Hannibal, als der spielerisch nach seinen Stiefeln schnappte. Caspar kam mit einem Bottich voller Treber aus dem Sudhaus und blickte Jacop misstrauisch nach.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    Madlen nickte seufzend, in der Hoffnung, dass es stimmte. Sie hatte den untrüglichen Eindruck, dass Jacop ihnen noch Ärger machen würde.
    1. Mai 1260
    Der Braumeister Eberhard rang um Haltung, während die Anklage verlesen wurde. Es kostete ihn Mühe, nicht herauszuschreien, dass alles nur Lüge sei. Mit ihm waren noch drei andere Schöffen angeklagt, allesamt wie er selbst aus den Zünften stammend, gegen die Wendel Hardefust im Auftrag der Geschlechter beim erzbischöflichen Hochgericht Klage eingereicht hatte.
    Die Beschuldigten und ihre Gefolgsleute standen murrend und gestikulierend im Gerichtssaal des Palastes beisammen, nur die Anwesenheit des Erzbischofs und seiner Ordnungshüter hielt sie davon ab, auf die Kläger loszugehen. Die erhobenen Vorwürfe waren samt und sonders fadenscheinig, die zugrunde liegenden Aussagen an den Haaren herbeigezogen oder zumindest maßlos übertrieben. Es wurden Zeugen aufgeboten, die noch nie jemand gesehen hatte.
    Dabei ging es nicht um irgendwelche Bagatellen, sondern um regelrechten Rufmord! Die Anschuldigungen umfassten eine Reihe schwerwiegender Vergehen, angefangen von Amtsmissbrauch über Vetternwirtschaft bis hin zu Bestechlichkeit und schwerer Willkür. Ganze Wagenladungen von Bierfässern sollten beispielsweise auf Befehl Eberhards in den Rhein gekippt worden sein, nur weil der Händler, der sie auf dem Markt hatte verkaufen wollen,

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