Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin
sich auf den Heimweg. Nur der Bärtige blieb weiterhin sitzen, obwohl er längst ausgetrunken und bezahlt hatte. Madlen sah fragend zu Johann hinüber, doch er schüttelte nur stumm den Kopf und bedeutete ihr mit Blicken, dass er später mit ihr darüber reden werde. Als alle bis auf den bärtigen Fremden gegangen waren, wandte sich Johann zu Caspar und Madlen um. »Ich schließe gleich hier ab und räume fertig auf. Geht ihr nur schon zu Bett.«
Caspar erhob keine Einwände und verzog sich sofort ins Sudhaus, sichtlich froh, sich endlich aufs Ohr legen zu können. Madlen wollte widersprechen, denn die Unruhe, die sie den ganzen Abend über begleitet hatte, hatte sich in wachsende Sorge verwandelt. Sie wusste nicht, was der Fremde von Johann wollte, aber es konnte nichts Gutes sein.
In Johanns Augen erkannte sie jedoch den unmissverständlichen Befehl, ins Wohnhaus hinüberzugehen. Sie gehorchte nur zögernd, und als sie den Schankraum durch die Hintertür verließ, schaute sie über die Schulter zurück. Kurz trafen sich ihre Blicke, und als sie die eisige Entschlossenheit in seiner Miene sah, stellten sich in ihrem Nacken winzige Härchen auf.
»Nun denn«, sagte Johann, als Madlen draußen war. »Lass uns also reden.« Er verschloss die Vordertür; anschließend ging er zum Schanktisch, beugte sich über das Fass und machte sich am Bierzapf zu schaffen. »Es ist noch genug da, willst du einen Becher?«
»Warum nicht. Deine Frau macht wohlschmeckendes Bier.« Drago stand auf und kam zu ihm herübergeschlendert. Seine Stimme war so heiser wie eh und je, sie klang wie Holz, das man über ein Reibeisen zog, und der gutturale Akzent verstärkte den Eindruck noch.
Johann rückte seinen Gürtel zurecht und wandte sich zu ihm um. »Besser, du kommst gleich zur Sache, sie wartet nicht gern.«
Drago lachte leise. »Ein kleiner Vulkan im Bett, was?« Seine Miene wurde ernst. »Eigentlich bin ich hier, weil ich dich töten soll. Töten und verschwinden lassen. Auf Wunsch eines Mannes, der wohl nicht gerade dein bester Freund ist, schätze ich. Wendel Hardefust. Ein Gefolgsmann von ihm hat mich in einer Spelunke angesprochen. Ob ich Lust auf ein kleines Geschäft hätte, bei dem du in die Grube fährst.« Drago betrachtete ihn neugierig. »Ist dieser Wendel Hardefust nicht der Kerl, von dem du mir erzählt hattest? Der sich deine Lehnsburg unter den Nagel gerissen hat?«
»Allerdings. Was brachte ihn auf den Gedanken, dir könnte an meinem Tod gelegen sein?« Johann hob die Hand. »Warte, sag es nicht. Du hast mich seinerzeit bei ihm denunziert und ihm mein Waldversteck verraten, sodass er mir die Büttel auf den Hals hetzen konnte. Hat er dich für den Hinweis ordentlich entlohnt? Und sicher war es auch in deinem Sinne, dass er die Wachen bestochen hat, mich vor der Hinrichtung halb totzuprügeln. Nur dumm, dass es dann keine Hinrichtung gab, wie?«
Unterdrückter Zorn glomm in Dragos Augen auf, wurde jedoch sofort von einem versöhnlichen Lächeln weggewischt. »Das sind alte Geschichten, ich hoffe, du trägst mir nichts nach. Ich war noch wütend auf dich, wegen der Sache beim letzten Überfall. Aber sieh auch das Gute daran! Schließlich hat dich all das auf direktem Wege hierhergeführt. In die Arme dieses niedlichen kleinen Weibsbilds. Im Grunde müsstest du mir noch dankbar sein.«
»Du schuldest mir ein Pferd. Und eine Menge Geld.«
»Ah, aber das Pferd hat sich der Gewaltrichter unter den Nagel gerissen! Frag den. Und das Geld – mein lieber Johann, das war doch gestohlen. Von redlichen Händlern, du warst selbst zugegen, als wir es uns nahmen. Du wirst doch nicht allen Ernstes Anspruch auf Diebesgut erheben?« Er lachte, doch es klang gekünstelt. »Lass uns ernsthaft reden. Über die wirklich wichtigen Dinge.« Sein Akzent kam nun stärker durch, und Johann entging auch nicht Dragos zunehmende Anspannung.
»Nur zu«, sagte Johann. Abwartend sah er sein Gegenüber an.
»Ich dachte, wir beide treffen einen Handel. Dieser Wendel Hardefust zahlt mir eine Menge dafür, dass ich dich umbringe und spurlos verschwinden lasse. Die Hälfte habe ich im Voraus bekommen. Was hältst du davon, wenn du wirklich für eine Weile verschwindest, sagen wir, zwei oder drei Tage lang, bis er glaubt, dass alles gelaufen ist wie geplant?«
»Und die zweite Hälfte teilen wir uns dann?«
Drago grinste. »Ein guter Witz. Nein, so dachte ich es mir nicht. Ich will alles behalten, und du legst noch was drauf.«
»Und warum
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