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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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mächtigsten aller menschlichen Triebe zum Triumph zu verhelfen – dem schieren Willen des Lebens, Sieger über den Tod zu bleiben.
    Im Augenblick des Höhepunkts warf er den Kopf zurück und schrie auf, verlor sich für die Dauer mehrerer Herzschläge in einem rasenden Mahlstrom, um anschließend wie ein welkes Blatt im Herbststurm über eine Klippe davonzuwirbeln. Benommen sackte er zusammen, und erst, als Madlen mit beiden Fäusten auf seine Schultern trommelte und ihm energisch befahl, von ihr runterzugehen, stemmte er sich hoch und rollte sich keuchend neben sie.
    »Was hast du getan?« Sie stützte sich neben ihm auf, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Johann hatte das Bedürfnis, einfach die Augen zu schließen und einzuschlafen, doch unter den gegebenen Umständen kam das natürlich nicht in Betracht. Immerhin war er so weit wieder bei Sinnen, sich zu entschuldigen.
    Er seufzte ergeben. »Es tut mir leid. Dich so roh und rücksichtslos zu nehmen, war nicht recht. Beim nächsten Mal lasse ich mir mehr Zeit.« Erschöpft setzte er an, ihr zu erklären, warum Männer nach überstandener Todesgefahr manchmal dem Instinkt erlagen, sich durch den Geschlechtsakt zu beweisen, dass sie noch am Leben waren. Doch darum ging es ihr gar nicht, denn sie schnitt ihm das Wort ab.
    »Ich will nicht wissen, warum du über mich hergefallen bist, sondern was du mit dem Mann gemacht hast. Habt ihr gestritten oder gar gekämpft?«
    »Ich habe ihn getötet.«
    Sie atmete scharf ein. Er drehte sich auf die Seite und sah sie an. »Es ging nicht anders. Er wollte mich hinterrücks erstechen, ich kam ihm lediglich zuvor.«
    Das schien sie erst verdauen zu müssen. Ihre Lippen bebten, und er sah, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. Schließlich nickte sie mühsam. »Ich bin froh, dass er dir nichts mehr tun kann.«
    »Ich fürchte, ich konnte ihn nicht richtig verstecken. Er liegt in der Brache zur Streitgasse, gleich hinter dem Garten von Agnes und Hans. Mir blieb keine Zeit, ihn weiter wegzuschleppen. Der Nachtwächter kam vorbei und hat mich gehört. Also habe ich den Toten einfach da liegen lassen, das schien mir am vernünftigsten. Drüben bei Sankt Kolumba treibt sich häufig Gelichter herum, es gab schon öfter Messerstechereien in der Gegend.«
    »Woher kanntest du den Mann? Worüber habt ihr geredet?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Ich will, dass du sie mir erzählst. Und hinterher liest du mir die Briefe von dieser Ursel vor.«
    Johann ergab sich seufzend ins Unvermeidliche.
    Konrad von Hochstaden konnte nicht schlafen. Er starrte seit einer Weile in die Dunkelheit, dann trieb ihn der Harndrang aus dem Bett. Meist musste er zwei Mal in der Nacht aufstehen, um Wasser zu lassen. Dieses Zeichen des Alters zeigte ihm nachhaltiger als manch anderer körperlicher Verschleiß seine Vergänglichkeit auf, denn der Schlaf war eine kostbare Gabe, wenn schon die Tage sich in endlosen, schleppenden Stunden erschöpften und kaum noch Freude, geschweige denn so etwas wie Glück boten. Auch im Gebet fand er nur noch selten Frieden, zu oft kreisten seine Gedanken um all das, was es zu regeln und zu befehlen gab. Die heulenden Wölfe aus der Richerzeche hatte er eingefangen und sie, so gut es ging verstreut, auf seinen Burgen weit außerhalb von Köln gefangen gesetzt, doch sicher würde sich bald irgendwo ein neues Rudel sammeln und ihn umschleichen, mit einem Leittier, das mutig genug war, ihm an die Kehle zu springen.
    Seufzend setzte er sich auf. Sofort kam Ott aus der Dunkelheit näher, mit der mächtigen Hand eine Kerze abschirmend. »Domine? Wünscht Ihr den Topf?«
    »Den und einen Pokal von dem Roten, den ich vor dem Schlafengehen hatte. Er war sehr gut.«
    Ott brachte das Gewünschte. Während Konrad von Hochstaden sich in den Nachttopf erleichterte, goss Ott ihm aus dem Krug von dem Wein ein. Das doppelte Plätschern reizte den Erzbischof zur Heiterkeit, er gab der flüchtigen Aufwallung nach und grinste, bevor er sich von Ott den Weg zum Lehnstuhl ausleuchten ließ und sich hineinsetzte, um in Ruhe den Wein zu genießen. Einer der wenigen wirklichen Genüsse, die das Leben ihm noch zu bieten hatte.
    Unter seinem Hinterteil knisterte es, er griff unter sich und zog die Briefe hervor, auf die er sich versehentlich gesetzt hatte. Bevor er zu Bett gegangen war, hatte er hier im Lehnstuhl gesessen und sie gelesen, was er jetzt wiederholte, weil es sonst nichts zu tun gab.
    Der erste Brief hatte sein Herz bewegt und ihn

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