Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin
verbreitete kaum genug Licht, um freie Flächen zwischen dem Dornengestrüpp zu erkennen. Das Brachland erstreckte sich bis hinter das Grundstück von Madlens Nachbarn, dort schien es ein leichteres Durchkommen zu geben. Kurzerhand schleppte Johann die Leiche hinüber, in der Absicht, sie bis zur gegenüberliegenden Straße zu bringen. Unerwartetes Hufgeklapper setzte diesem Plan jedoch ein vorzeitiges Ende. Der Nachtwächter kam die Streitgasse herauf. Johann ließ den Toten fahren, sprang mit großen Sätzen zurück zur Zaunlücke, löschte die dort abgestellte Lampe und duckte sich in die Dunkelheit. Der Nachtwächter hatte sein Pferd gezügelt und wandte sich lauschend um. Er war höchstens dreißig Schritte entfernt. Johann glaubte den Argwohn des Mannes spüren zu können, obwohl im matten Schein des Windlichts, das der Wächter mit sich führte, sein Gesicht nicht zu erkennen war.
»Ist da wer?«, rief der Mann.
Johann war bereits zurück in den Garten geschlüpft. Er tastete nach den Brettern und verschloss damit die Lücke im Zaun. In dieser Nacht wollte er sein Glück nicht länger herausfordern. Sollte der Wächter die Leiche doch dort draußen zwischen den Dornen finden. Den ganzen Tag war es in der Stadt hoch hergegangen, überall hatten sich Beutelschneider herumgetrieben. Das schlimmste Gesindel lauerte häufig in den entlegensten Ecken und wartete im Schutze der Dunkelheit auf Opfer. Niemand würde daran zweifeln, dass Drago einem Raubmörder in die Hände gefallen war. Außer vielleicht Hardefust, doch dem würde nicht mehr viel Zeit bleiben, um sich darüber aufzuregen.
Geduckt schlich Johann zurück zum Haus. Von den Talgleuchten, die noch in der Schänke brannten, fiel ein schwacher Lichtschein auf den Hof. Johann löschte alle Lampen bis auf eine, die er mit nach draußen zum Brunnen nahm. Dort schöpfte er Wasser und wusch sich gründlich Dragos Blut von den Händen, als eine unversehens in der Hintertür des Wohnhauses auftauchende, gespensterähnliche kleine Gestalt ihn innehalten ließ. Madlen stand dort, barfuß und im Hemd, von Lampenlicht umflossen.
»Johann! Was um alles in der Welt machst du da?«
Ihr Erscheinen setzte Regungen in Johann frei, die sein Blut pulsieren ließen. Mit einem Ruck zog er sich den Surcot über den Kopf und klemmte ihn unter den Arm, während er im Hemd auf sie zuging. Im Licht der Lampe, die sie hielt, schienen ihre Augen ihm riesig. Ihr Haar, aufgelöst bis zur Hüfte hängend, hatte den Schimmer blassen Silbers, ebenso wie die Haut ihres Halses, als er die langen Strähnen zur Seite streifte, hart ihren Nacken umfasste und seinen Kopf beugte, um hungrig seine Lippen auf ihren Mund zu pressen. Ein erschrockenes Keuchen entwich ihr, um ein Haar wäre ihr die Lampe entglitten, sie musste mit beiden Händen zufassen, um sie festzuhalten.
»Geh schnell rauf«, sagte er mit rauer Stimme. »Sonst muss ich dich gleich hier unten nehmen. Genau hier in der Tür.«
Und das hätte er auch getan, wenn sie sich nicht wie der Wind umgedreht und die Stiege hinaufgehuscht wäre. Er verriegelte die Tür und folgte ihr, und schon auf der Stiege löste er Gurt und Bruche. Unter der Treppe rumorte es, die Magd war offenbar aufgewacht, doch das scherte ihn nicht, sollte doch zuhören, wer wollte. Oben in der Kammer warf er seine Sachen auf den Boden und trat mit dem Fuß die Tür hinter sich zu, bevor er sich das Hemd über den Kopf zerrte und die Beinlinge abstreifte. Er wollte nackt sein.
»Zieh dich aus«, befahl er.
Sie stand mit weit aufgerissenen Augen vor dem Bett. Die Lampe hatte sie auf dem Schemel abgestellt, Johann bemerkte, wie ihre Hände zitterten, vielleicht vor Angst, vielleicht aber auch vor Erregung. Als sie sich bückte und nach dem Saum ihres Hemdes griff, sah Johann, wie sich ihre Nasenflügel blähten. Er hörte ihren stockenden Atem und dann das winzige Seufzen, als der Stoff raschelnd über ihre nackte Haut glitt. Mit zwei Schritten war er bei ihr und riss sie in seine Arme, drängte sie zurück auf das Lager und spreizte ihr die Schenkel. Er musste sie sofort haben, der Drang, sie zu besitzen, war ebenso machtvoll wie unbezähmbar. Es war eine urtümliche, namenlose Besessenheit, die ihn zwang, auf der Stelle in sie einzudringen und sie mit groben Stößen zu nehmen. Dass sie feucht und bereit war und vor Verlangen stöhnte, machte es ihm leichter, änderte aber nichts an seiner blindwütigen Gier, die einzig und allein darauf aus war, dem
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