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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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alles?«
    »Vater war Schöffe bei dem Prozess gegen diesen Bergerhausen.«
    »Heißt er so? Der Brauer?«
    Jacop nickte. »Johann von Bergerhausen. Vater musste ihn natürlich trotzdem zum Tode verurteilen, Raub ist Raub, und darauf steht nun mal Enthauptung.«
    »Und du glaubst, ein Verbrecher sei gerade gut genug für mich?«
    »Vater meinte, er sei früher ein Ritter gewesen, ein richtiger Mann von Ehre. Auf Raubzug ist er nur gegangen, weil er all sein Hab und Gut verloren und nichts mehr zu beißen hatte. Er war im Kreuzzug. Nach der letzten Schlacht geriet er in Gefangenschaft und musste jahrelang bei den Heiden schmoren, bevor der Franzosenkönig ihn freikaufte. Danach blieb er für ein paar Jahre in einem bayerischen Kloster hängen, dort hat er auch das Brauhandwerk erlernt.«
    Madlen starrte Jacop an. »Wie sieht er aus?«
    Jacop zuckte die Achseln. »Ich habe ihn nicht gesehen, die Gewaltrichter haben ihn dem Greven überstellt, er sitzt seit der Verurteilung in der Hacht. Aber Vater meinte, er sei sehr groß und wohlgestaltet, abgesehen von ein paar Narben im Gesicht. Vater kannte ihn sogar, er hatte ihn vor einigen Wochen zufällig in der Stadt gesehen und ein paar Worte mit ihm gewechselt.«
    Er war es! Der Fremde, der ihr den Wagen zum Heumarkt gefahren hatte! Madlen konnte es kaum fassen.
    Jacop räusperte sich. »Morgen früh, gleich nach Sonnenaufgang, holt der Henker ihn ab und bringt ihn vor das Stadttor zur Richtstätte. Alles, was du tun musst, ist rechtzeitig dort zu sein. Und, ähm, du musst genug Geld mitnehmen.«
    »Was?«
    Jacop duckte sich unter ihrem anklagenden Blick. »Es wären bloß zehn Gulden!«
    »Zehn Gulden !?«
    »Was ist das schon! Bedenke nur, was du dafür kriegst! Einen ordentlichen Ehemann! Der ist doch mehr wert als alles Gold und Geld der Welt zusammengenommen.«
    »Du bist verrückt.«
    »Willst du seinen Tod auf dem Gewissen haben?«
    »So viel Geld habe ich nicht.«
    »Aber Madlen! Ich weiß, dass das nicht stimmt! Vater hat mir letztes Jahr erzählt, dass ihr – du und Konrad – ein zweites Brauhaus aufmachen wolltet und dafür gespart hattet. Ich habe sogar selbst mit Konrad darüber geredet, wir haben gelacht und Scherze darüber gemacht, er meinte, er wolle sein Gold bald in einen tieferen Keller stecken als beim Goldenen Fass , nämlich in ein richtiges Gewölbe. Erzähl mir nicht, dass du das Geld ausgegeben hast. Folglich kannst du es dir leisten, diesen Brauer auszulösen und ihn zum Mann zu nehmen.«
    Madlen widerstand der Versuchung, Jacop mit ein paar kräftigen Backenstreichen Verstand und Vernunft einzubläuen. Mühsam beherrscht verschränkte sie die Hände hinter dem Rücken, bevor sie sich selbstständig machen konnten. »Wie kann die Begnadigung so viel Geld kosten, wenn sie doch angeblich gesetzlich vorgeschrieben ist?«
    »Nun ja, der Scharfrichter kann die Begnadigung zwecks Heirat aussprechen. Er muss es nicht. Es ist eine … ähm, Ermessensentscheidung. Man sollte ihn folglich gewogen stimmen.«
    »Mit zehn Gulden?« Madlen musterte Jacop argwöhnisch. »Ist das etwa auch vorgeschrieben?«
    Jacop schüttelte den Kopf. »Nein, das ist das Ergebnis langer, zäher Verhandlungen. Ich habe mit Hermann … ähm, dem Scharfrichter gesprochen. Weil … weil mich der arme Mensch so dauerte. Ich hatte Mitleid mit ihm! Nicht mit Hermann, sondern mit dem Verurteilten. Vater hatte so … ähm, wohlwollend über ihn gesprochen. Und du suchst bekanntlich einen Brauer als Ehemann. Und da dachte ich … da dachte ich …« Sein Redefluss versiegte, offenbar fielen ihm keine weiteren Übertreibungen mehr ein. »Ich geb dir einen Gulden dazu«, platzte er heraus. »Zwei«, fügte er zögernd hinzu, als er ihren Gesichtsausdruck bemerkte. Eifrig hob er an, für seinen Plan zu werben. »Schau, es wäre für uns beide eine weise Entscheidung. Man könnte fast sagen, dass das Schicksal es so für uns gefügt hat! Du hättest endlich Ruhe vor den Bevormundungen der Bruderschaft, niemand könnte dir mehr Vorschriften machen! Und meine Mutter würde aufhören, mir deinetwegen immerzu in den Ohren zu liegen. Als Ehemann tauge ich nichts, glaub es mir! Und als Brauer noch viel weniger!« Treuherzig blickte er sie an. »Ich habe mit meinen dummen Missgeschicken schon häufiger einen Sud verdorben, als ich zählen kann, und das ist nicht übertrieben.«
    »Du bist verrückt«, wiederholte Madlen. »So viel Unsinn auf einem Haufen habe ich noch nie

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