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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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gehört.«
    »Aber woher denn!« Er hielt inne, um seinen nächsten Worten triumphierendes Gewicht zu verleihen. »Den wirklichen Vorteil hast du noch gar nicht bedacht! Dieser Johann von Bergerhausen würde gewiss nicht mit dir in der Schildergasse leben wollen, schließlich streift er seit vielen Jahren in der Weltgeschichte umher, ist mal hier und mal dort und am liebsten woanders. Ihn zu ehelichen wäre also nur eine reine Formalität, zu eurem beiderseitigen Nutzen. Du könntest mit deiner Brauerei frei schalten und walten und hättest auch sonst in allen Belangen deine Ruhe!« Beifall heischend strahlte Jacop sie an.
    Madlen drehte sich auf dem Absatz um und ließ ihn stehen. Mit großen Schritten marschierte sie zurück in die Kirche.
    »Ich übernehme fünf Gulden!«, rief Jacop ihr nach. »Das ist die Hälfte! Wir legen zusammen! Ich gebe dir das Geld, sobald du den Mann ausgelöst hast! Das verspreche ich dir! Madlen! Bist du einverstanden, Madlen? Es ist doch nur zu deinem Besten! Madlen! Du kannst den armen Mann unmöglich im Stich lassen!«
    Grimmig trieb Madlen das Pferd an, doch der alte Gaul weigerte sich wie immer, auf das Klatschen der Zügel und ihr Schimpfen zu reagieren. Sie sollte endlich eine Peitsche mitnehmen, wenn sie das Fuhrwerk benutzte, vielleicht würde die störrische Mähre doch noch Gehorsam lernen!
    Und am besten sollte sie sich damit selbst eins überziehen, dann kam sie möglicherweise wieder zur Vernunft und würde sich dieses hirnrissige Unterfangen aus dem Kopf schlagen!
    Sie lenkte das Fuhrwerk in Richtung Hochpforte, und als sie auf Höhe der alten Stadtmauer die Brücke erreichte, die über den Bach zum Waidmarkt führte, war sie drauf und dran, wieder umzukehren. Sie tat es nur deshalb nicht, weil hinter ihr ein anderer Wagen herzockelte, was ein Wendemanöver an dieser Stelle viel zu umständlich gemacht hätte. Außerdem hatte sie schon fast den halben Weg zurückgelegt, es wäre idiotisch gewesen, jetzt wieder umzukehren. Zumal ihr der Rückweg auch in anderer Weise versperrt war: Sie hatte Barthel endgültig abgewiesen.
    »Wir sind nicht füreinander bestimmt«, hatte sie ihm behutsam erklärt. »Du wirst eine andere Frau finden, die viel besser zu dir passt!« Doch ihr freundliches Lächeln und ihr aufmunternder Ton hatten nicht verhindern können, dass ihm die Tränen in die Augen geschossen waren. Noch Stunden später hatte ihr sein entsetztes, zutiefst gekränktes Wieselgesicht vor Augen gestanden.
    Auch Jacop hatte sie unwiderruflich von der kleinen Liste der infrage kommenden Ehemänner gestrichen: Er hatte sie am gestrigen Nachmittag noch einmal aufgesucht und ihr standhaft geschworen, sie niemals zum Weibe nehmen zu können, eher werde er sich in den Rhein stürzen und ertrinken. Sie solle den Ritter vorm Richtschwert retten und heiraten, damit wäre ihnen allen gedient und vielfaches Unglück abgewendet.
    »Hüa!«, schrie sie erbost und klatschte dem Gaul die Zügel auf das schaukelnde, breite Hinterteil, ohne dass es die geringste Wirkung gezeigt hätte.
    Sie fluchte stumm vor sich hin, während das Fuhrwerk in behäbiger Schrittgeschwindigkeit weiterrollte. Es war noch früh am Tage, sehr früh, sie war in der ersten Morgendämmerung aufgebrochen, was zu Hause für einige Verwirrung gesorgt hatte. Sie hatte einen holländischen Böttcher erfunden, dessen Ware angeblich auf dem Alter Markt auf Stapel lag, und da er auf dem Sprung sei, weiterzureisen, müsse sie sich sputen, noch welche von seinen hervorragenden Fässern zu erstehen. Caspar hatte sie spontan begleiten wollen, was sie selbstredend abgelehnt und ihm befohlen hatte, endlich den Zaun zu reparieren, an dem schon seit Wochen mehrere Bretter locker waren.
    »Den Zaun kann ich auch später reparieren«, hatte er eingewandt. »Lieber helfe ich dir beim Auf- und Abladen!«
    »Wenn ich deine Hilfe brauche, sage ich es dir schon«, hatte sie unwirsch erwidert. Er hatte beinahe so verletzt dreingeschaut wie Barthel.
    Bauern und Tagelöhner stapften am Straßenrand entlang, auf dem Weg zu ihrer Arbeit in die umliegenden Felder. Hier und da musste Madlen das Fuhrwerk an Handkarren vorbeilenken, die mit Rüben und Kohl beladen waren. Die meisten Leute strebten stadteinwärts, kaum einer von denen, die ihr begegneten, war in Richtung Stadttor unterwegs.
    Stirnrunzelnd blickte Madlen über die Schulter zurück, doch dort bot sich dasselbe Bild. Fast alle wollten in die Stadt, auf die Märkte und zum Hafen, was

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