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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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nach Madlens Dafürhalten verwunderlich war, denn eine Hinrichtung war ein Ereignis, das zahlreiche Zuschauer anlockte. Ob es am Wetter lag? Schon seit ihrem Aufbruch hatte es genieselt, die sich vor ihr erstreckende Severinstraße war von feuchtem Dunst verhüllt, man sah kaum ein Dutzend Wagenlängen weit. Außerdem war es ungemütlich kühl. Keine ansprechende Witterung, um sich vergnügt zu einer Hinrichtung aufzumachen, schon gar nicht zu einer draußen vor der Mauer. Da waren die Enthauptungen auf dem Heumarkt allemal beliebter, das waren die reinsten Volksfeste, zu denen halb Köln in freudiger Erwartung zusammenströmte. Dort wurden die Todesurteile an einflussreichen und bekannten Persönlichkeiten vollstreckt, an Ketzern, politischen Verschwörern, Angehörigen der Richerzeche, Feinden des Erzbischofs. Madlen war schon diverse Mal dabei gewesen, aber nicht zum Zuschauen, sondern um ihr Bier dort zu verkaufen. Geschäft war Geschäft, anscheinend machte es die Menschen durstig, anderen beim Sterben zuzusehen.
    Auf dem Judenbüchel draußen vor dem Severinstor wurden dagegen die einfachen Leute hingerichtet, zumeist entweder aufgehängt oder geköpft, je nachdem, was sie ausgefressen hatten. Manche wurden auch gerädert, verbrannt, gesotten, lebendig begraben, im Rhein ertränkt oder von Pferden zerrissen, jedenfalls hatte Madlen davon gehört. Zugeschaut hatte sie bei solch grausigen Torturen noch nie, und ihr stand auch nicht der Sinn danach, wogegen andere regelrecht versessen darauf waren, etwa ihre Nachbarn Agnes und Hans, die sogar schon dann alles stehen und liegen ließen, wenn bloß jemand auf den Kax gesetzt oder mit Ruten aus der Stadt gepeitscht wurde.
    An diesem Morgen schien sich jedoch kein Mensch darum zu scheren, dass gleich jemandem der Kopf abgeschlagen werden sollte.
    Madlen passierte die letzten Höfe und das Zollhaus. Die Kirchtürme von Sankt Severin schälten sich aus der Morgendämmerung, und gleich darauf tauchten auch die Umrisse der Torburg am Ende der Straße auf. Zu beiden Seiten des Gebäudes, entlang der regennassen Äcker, erstreckte sich in langem Bogen die hohe Stadtmauer, bis sie sich im matten Grau des frühen Tageslichts verlor.
    Als Madlens Fuhrwerk den Torbogen erreichte, grinste einer der Turmwächter sie anzüglich an.
    »Was hat ein so holdes Geschöpf so früh außerhalb der Stadt verloren, und das auch noch mit einem leeren Fuhrwerk?«
    »Das geht dich nichts an«, beschied Madlen ihn kurz angebunden.
    Die unwirsche Antwort war ein Fehler, wie sie gleich darauf erkannte, denn er trat ihr mit drohend gerecktem Spieß in den Weg und behauptete, sie nach Schmuggelware durchsuchen zu müssen.
    »Ich will zu der Hinrichtung«, erklärte sie widerstrebend.
    Das schien ihn nicht zu kümmern. »Los, steig ab.«
    Während Madlen überlegte, wie sie ihm sagen sollte, wohin er sich seinen Spieß stecken konnte, erklang Hufgeklapper hinter ihr, und gleich darauf kam ein Reiter angetrabt, in dem Madlen zu ihrer Überraschung Jacop erkannte. Er strahlte erleichtert, als er ihrer ansichtig wurde. »Ich wusste, dass du kommst!«, rief er ihr entgegen. »Du wirst sehen, jetzt wird alles gut!«
    »Halt!« Der Turmwächter stellte sich ihm in den Weg. »Steckst du mit dieser Frau unter einer Decke?«
    Jacop brachte sein Pferd zum Stehen und runzelte irritiert die Stirn. In der Morgenkühle bildeten sich Dampfwolken vor seinem Gesicht und dem Maul seines Pferdes. »Ob ich … ähm, was?«
    »Sicher tut er das«, warf Madlen lakonisch ein. »Er will mit mir durchbrennen. Weil seine Eltern ihn gegen seinen Willen mit einer schrecklichen, älteren Frau verheiraten wollen.«
    Der Wächter blickte überrascht von Madlen zu Jacop. Offensichtlich nahm er Madlens Bemerkung für bare Münze. Zögernd betrachtete er Madlen, dann nickte er Jacop verständnisvoll zu. »Na gut. Fort mit euch beiden!« Er winkte sie durch das Tor. Während sie das Fuhrwerk durch den Torbogen auf den dahinterliegenden Platz steuerte, wandte Madlen sich zu dem Wächter um. »Der Henker. Ist er schon draußen auf dem Judenbüchel?«
    Der Mann sah erstaunt aus, doch Jacop drängte seinen Apfelschimmel neben den Wagen und beantwortete ihre Frage. »Nein, der kommt noch, ich habe den Henkerskarren vorhin überholt. Es wird nicht mehr lange dauern, dann ist er da.«
    Das Fuhrwerk ruckelte weiter, ließ die Wehranlage hinter sich und rollte hinaus auf die alte Römerstraße.
    Es wurde allmählich richtig hell, von Osten

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