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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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erledigt haben, dafür verbürge ich mich!«
    Madlen musterte ihn grimmig. Jeder Zoll ihrer Erscheinung kündete davon, dass es in ihr brodelte. Inzwischen war es ein offenes Geheimnis, dass der Erzbischof Johann begnadigt hatte, womit feststand, dass sein Überleben kaum einer mitfühlenden Anwandlung des Henkers zugeschrieben werden konnte.
    »Die Soden quellen schon über von dem Unrat«, informierte sie Hermann kühl. »Meine Nachbarn, mit denen wir uns leider Gottes eine Ablaufrinne und die Sickergrube teilen müssen, scheuen nicht davor zurück, alles Mögliche hineinzuwerfen. Nicht nur ihre fauligen Küchenabfälle wie alte Knochen und Innereien, sondern auch totes Getier, beispielsweise Ratten und andere Kadaver.«
    »Sicher habt Ihr mit Euren Nachbarn abgesprochen, dass Ihr bei mir die Goldgräber bestellt habt«, meinte Hermann mit gemütvollem Augenaufschlag.
    Madlen starrte ihn an. Ihr Blick nagelte ihn förmlich fest. »Ich habe ihnen nichts davon gesagt. Weil meine Nachbarin Agnes es nur wieder zum Anlass nehmen würde, dagegen Widerspruch zu erheben. Sie ist gegen alles, was ich mache. Grundsätzlich. Wenn sie es ungestraft tun dürfte, würde sie mich ebenfalls in der Latrine versenken und dort verrotten lassen.«
    »Oh. Ich verstehe. Im Ergebnis bedeutet es, dass die Arbeit meiner Männer heute Nacht allein auf Euren Auftrag hin erfolgt.«
    »Nein. Es bedeutet, dass sie notwendig ist, weil wir sonst alle in Scheiße ertrinken. Auch Agnes und ihr Mann Hans und ihr armer Sohn Ludwig.«
    »Sehr bedauerlich. Aber sicher werdet Ihr einsehen, dass die Bezahlung für …«
    »Und deshalb bin ich der Meinung«, fuhr Madlen fort, als hätte Hermann nicht gerade angesetzt, den vollen Lohn für die Arbeit seiner Leute bei ihr einzufordern, »dass es an Euch als aufrechtem und ehrenhaftem Amtsdiener ist, Agnes davon zu überzeugen, sich an dieser Grubenleerung zu beteiligen.« Die Art, wie sie ehrenhaft betonte, ließ keinen Zweifel daran, dass sie bereit war, notfalls bis tief in die Nacht um jeden Pfennig zu feilschen, auch wenn es nichts war gegen das, was sie dem Scharfrichter auf dem Judenbüchel in den Rachen geworfen hatte.
    Hermann musterte sie bewundernd, dann warf er Johann, der die Unterhaltung amüsiert vom Tisch aus mitverfolgt hatte, einen anerkennenden Blick zu. »Sagt selbst. Sie ist doch jedes Goldstück wert, oder?«
    Johann lachte, er konnte nicht anders. Madlen schoss einen giftigen Blick auf ihn ab, was ihn jedoch nicht daran hinderte, weiter in sich hineinzugrinsen.
    Madlen richtete sich zu voller Höhe auf, was in Anbetracht ihrer geringen Körpergröße leider nicht allzu beeindruckend war. »Da ich diejenige bin, die Ihr um mein sauer verdientes Erspartes erleichtern wollt – es gar schon getan habt! –, solltet Ihr bei Euren Forderungen nicht meinen Wert in die Waagschale werfen, sondern den meines Geldes.«
    Sie sah ihm fest ins Auge. Es war völlig klar, dass sie für die Arbeit der Goldgräber keinen Pfennig mehr herausrücken würde als die Hälfte des üblichen Preises.
    Hermann gab überraschend bereitwillig nach, er akzeptierte, dass Madlen nur ihren Anteil bezahlte, und sagte großmütig zu, sich den Rest bei den Nachbarn holen zu wollen. Nachdem er seine Männer in die Arbeit eingewiesen und den Lohn kassiert hatte, spazierte er von dannen, als ginge das Ganze ihn nichts mehr an. Wie üblich erfüllte er nur die übergeordneten Aufgaben und gab anderen die nötigen Befehle zum Verrichten der niederen, das galt für jedes seiner schmutzigen Geschäfte, ob es nun ums Töten, das Überwachen von Huren oder das Wegschleppen von Jauche ging.
    Madlen verfolgte in sichtlich schlechter Stimmung und mit emporgehaltener Fackel die Arbeit der vierschrötigen Burschen, die, ausgestattet mit besudelten Wachsschürzen, Kübel um Kübel aus der Sickergrube hievten, die vollen Bottiche einen nach dem anderen zu ihrem Karren trugen und dabei in stummer Ergebenheit den bestialischen Gestank aushielten. Madlen hatte sich ein Tuch vor Mund und Nase gebunden, Irmla presste sich einen Sack getrockneter Kräuter vors Gesicht, und Willi und Berni hatten sich zu Caspar auf den Dachboden des Sudhauses geflüchtet. Veit stand im Wagenhaus und striegelte den Gaul, der sich in der letzten Zeit eines ungewöhnlich glänzenden Fells erfreute. Hin und wieder strich der Kater um Veits Füße, zog es dann aber vor, sein Heil in der weiter entfernten, weniger übel riechenden Nachbarschaft zu suchen. Der

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