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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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gefangen hatte, um ihn sich genauer anzusehen, und während die Lehrbuben und der Knecht angeregt zugeschaut hatten, war eine mächtige Muttersau durch die offene Hofeinfahrt in das Sudhaus getrottet und hatte einen halben Bottich Bier leer gesoffen. Einmal hatte er mit Caspar und den Jungen im Hof über Sinn und Nutzen des Karnevals diskutiert, während der Wind in die Braustube fuhr und dort Glut vom Feuer hochstieben ließ, direkt auf einen Haufen trockener Gerste. Zum Löschen hatten sie das Nächstbeste genommen: ein Fass erstklassiges Bier, gerade erst frisch abgefüllt.
    Nicht, dass dergleichen oft vorgekommen wäre, bei genauerem Nachdenken konnte Madlen sich kaum an ähnliche Geschehnisse erinnern. Aber solche Dinge waren vorgekommen, und sie hätten jederzeit wieder passieren können.
    Madlen wusste, dass diese unbekümmerte Sorglosigkeit einen großen Teil von Konrads Wesen ausgemacht hatte. Seine heitere Liebenswürdigkeit, sein sonniges Gemüt – eins hatte man nicht vom anderen trennen können, das alles hatte zu ihm gehört, so war er nun einmal gewesen, und sie hatte ihn dafür geliebt.
    Sie rieb sich über die Augen und schluckte hart, der Brei fühlte sich in ihrem Mund fade und klumpig an. Nein, dachte sie mit aufkommendem Zorn. Er war fade und klumpig. Wenn man Irmlas Kochkünste mit denen von Madlens Mutter verglich, war der Unterschied von so himmelschreiender Offensichtlichkeit, dass Madlen sich ernsthaft zu fragen begann, wieso sie all die Jahre klaglos diesen Fraß in sich hineingestopft hatte. Gut, sie gab nicht viel ums Essen, hatte es nie getan. Und alle anderen schaufelten ebenfalls in sich hinein, was auf den Tisch kam, das war schon immer die goldene Regel aller hart arbeitenden und ehrlichen Menschen gewesen. Hauptsache, es war viel und machte satt. Aber musste es wirklich immer so sein? Zum ersten Mal bereute Madlen, dass sie nie kochen gelernt hatte. Sie hatte lieber ihrem Vater bei der Arbeit über die Schulter geschaut als ihrer Mutter, und so hatte es nach deren Tod Irmla oblegen, fortan für das leibliche Wohl der Haushaltsmitglieder zu sorgen. Madlens Vater hatte darüber wohl des Öfteren gebrummelt, doch er hatte es nicht über sich gebracht, Irmla wegzuschicken, sie war schon mit zwölf Jahren als Magd ins Haus gekommen, überdies war sie als Schankhilfe geschickt und umsichtig. Auch den übrigen Haushalt und die Tiere versorgte sie zufriedenstellend, nur das, was sie kochte, stand vom Ergebnis her in keinem Verhältnis zum Aufwand. Madlen seufzte und schob die Schüssel mit der kaum genießbaren grauen Pampe weg. Sie zupfte an ihrer Cotte und schnüffelte dann an ihrem Haar. Beides roch alles andere als einnehmend, und dasselbe galt für ihren ganzen Körper. Die Sickergrube mochte leer sein, aber der Gestank von letzter Nacht hatte sich überall eingenistet, er haftete an ihr, als hätte sie wochenlang auf dem Abtritt gehockt.
    Der Entschluss kam aus heiterem Himmel. »Ich gehe heute ins Badehaus!«, verkündete sie in entschiedenem Ton. Warum sollte sie es nicht ausnutzen, die Arbeit in andere Hände legen zu können? Sie schuftete sonst von früh bis spät. War es nicht ihr gutes Recht, auch einmal etwas anderes zu tun?
    »Es ist Dienstag, nicht Samstag«, sagte Irmla.
    Madlen funkelte sie angriffslustig an. »Steht vielleicht irgendwo geschrieben, dass man nur samstags ins Badehaus geht? Ich gehe hin, wenn ich finde, dass ich stinke. Und heute stinke ich wie ein Schwein in der Suhle.«
    »Du stinkst nicht schlimmer als ich.«
    »Dann habe ich es erst recht nötig.« Madlen widerstand dem Bedürfnis, eine Handvoll von dem Haferbrei aus der Schale zu klauben und Irmla damit zu bewerfen.
    Veit, der an der gegenüberliegenden Seite des Tisches saß, räusperte sich. Seine blinden Augen wandten sich in Madlens Richtung.
    »Dürfte ich eine Bitte äußern?« Sein Ton war demütig, offensichtlich war es ihm peinlich.
    »Sicher«, sagte Madlen verdutzt.
    »Könntest du mich ins Badehaus mitnehmen?«
    Irmla schien für dieses geballte Bedürfnis nach Sauberkeit jegliches Verständnis zu fehlen. »Du hast doch erst letzte Woche gebadet!«
    »Ich könnte es wieder vertragen«, verteidigte Veit sich.
    »Warum? Das Stroh im Stall ist ganz sauber, weit und breit keine Flöhe.«
    »Halt den Mund«, befahl Madlen ihr. »Er geht mit. Wenn er baden will, soll er baden. Auch Arme haben ein Anrecht auf Reinlichkeit.« Wütend hieb sie ihren Löffel in die Breischale. »Und nebenbei, dein

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