Das Erbe der Carringtons
immer beeinflussen! Und
der Spiegel! Den habe ich doch auch berührt!“
Blinzelnd
sah sich Sarah nach der Stimme um, die ihr irgendwie bekannt vorkam und auf
jeden Fall menschlich klang. Ihre Umgebung verschwamm vor ihren Augen.
Frustriert schüttelte sie ihren Kopf, um ihn zu klären. Ein paar Schritte
entfernt konnte sie die Teycra ausmachen. Diese mörderischen Kreaturen waren
allerdings die Einzigen, die mit ihr in dem Raum waren. Wer hatte dann
gesprochen? Befand sich jemand hinter ihr? Oder hatte sie schon
Halluzinationen? Plötzlich entdeckte sie eine junge Frau, die vor ihr auf und
ab ging. Aufgebracht brummelte die Brünette vor sich hin. Und sie war halb
durchsichtig. Ein Geist!
„Alina?“,
murmelte Sarah. Konnte es wirklich sein, dass ihre Cousine sie gefunden hatte?
Sie erhielt keine Antwort. Um lauter zu rufen räusperte sie sich. In dem Moment
bemerkte sie, dass der Geist Alina zwar ähnlich sah, aber viel längere Haare
hatte.
Bevor
Sarah einen weiteren Gedanken fassen konnte, drehte die geisterhafte, junge
Frau sich um und blickte sie direkt an.
„Es
tut mir so leid, Sarah! Ich habe versucht, dich zu warnen und die Dämonen
aufzuhalten.“
„Jenny?“,
flüsterte Sarah, als sie das Mädchen erkannte. Dann räusperte sie sich noch
einmal. Ihre Stimme hörte sich immer schwächer an. Sie wollte lauter rufen, nur
um sich zu beweisen, dass sie es noch schaffte und nicht so gut wie tot war.
Der Geist lenkte sie ab, bevor sie es versuchen konnte.
„Sarah!
Du kannst mich sehen? Und hören?“
Sie
blinzelte nickend.
„Das
ist ja toll! Nein… oh nein, das ist es nicht! Wenn sterbende Menschen plötzlich
Geister sehen, kann das kein gutes Zeichen sein! Oh Gott, was machen wir nur?“
Würde
sie sich nicht so kraftlos fühlen, hätte Sarah über das typische Verhalten
ihrer ältesten Freundin geschmunzelt. Jenny tendierte schon immer zu wilder
Plapperei. Sarah war gar nicht aufgefallen, wie sehr sie das vermisst hatte.
Aber weshalb war Jenny hier und noch viel wichtiger, warum war sie ein Geist?
Sie war vor beinahe einem Jahr aus Tohosé verschwunden und nicht wieder
aufgetaucht. Niemand wusste wieso. Sarah hatte das Gefühl, jetzt zumindest zu
wissen, warum sie nie zurückgekehrt war.
„Ich
muss etwas unternehmen, irgendwas!“
„Zu
spät“, murmelte Sarah leise und bemerkte, dass sie das wirklich glaubte. Sie
hoffte nicht länger, einen Ausweg zu finden oder dass sie jemand in letzter
Minute rettete. Sie würde sterben und akzeptierte es. Nein , sie durfte
nicht aufgeben! Aber was konnte sie jetzt noch tun? Sie sah zu Jenny, die
munter weiterplapperte, und fragte sich, ob sie, wie ihre Freundin, ein Geist
werden würde. Könnte sie dann hier bleiben? Jenny hatte erwähnt, dass sie
versucht hatte die Dämonen aufzuhalten. War das für einen Geist möglich? Würde sie es können? Sarah schwor sich in dem Moment, dass sie es auf jeden Fall
versuchen würde. Egal, wie schwer es war, sie würde einen Weg finden, die
Teycra aufzuhalten und sich an ihnen für ihre Mutter und sich selbst rächen.
„Oh
nein, ich habe versagt!“, rief Jenny entsetzt, als Sarahs Augen zufielen. „Als
ich es bei eurem Versuch, das Hexenbrett zu benutzen, zurück auf die Ebene der
Lebenden geschafft habe, hab ich so gehofft, ich könnte dich warnen und retten.
Ich dachte, solange du überlebst, hat es wenigstens einen Sinn, dass mich die
Dämonen für dich gehalten und umgebracht haben, um ihren König auferstehen zu
lassen. Und jetzt stirbst du auf die gleiche Weise!“
Sarahs
Augen öffneten sich flatternd. Schockiert, traurig und schuldbewusst sah sie
Jenny an. Die Teycra hatten sie mit ihr verwechselt? Deshalb war sie ohne ein
Wort verschwunden? Sarah hatte es nie verstanden, war aber so kurz nach dem Tod
ihrer Mutter nicht in der Lage gewesen, sich über das Verschwinden ihrer
Nachbarin, und besten Freundin aus Kindertagen, viele Gedanken zu machen. Die Worte
der Teycra machten nun auch Sinn. Sie hatten Jenny gemeint, als sie vom
‚letzten Mal’ gesprochen hatten.
„Tut
mir leid, Jenny“, flüsterte sie, bevor ihr die Augen zufielen und sie, so weit
es ihr möglich war, nach vorn sackte. Der Gesang der Dämonen wurde leiser, bis
er aus weiter Ferne zu kommen schien. Dann hörte sie Stimmen und seltsame
Geräusche. Waren das mehr Geister? Würde sie jetzt ihre Mutter und Tom
wiedersehen, vielleicht sogar ihren Vater treffen?
„Ich
glaube, ich höre was von unten“, rief Julian und winkte die anderen
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