Das Erbe der Carringtons
Hexen-Kiste versteckte, machte sie ihren
Laptop aus und legte sich ein wenig missmutig auf ihr Bett. So sehr sie sich
auch darauf freute, nächstes Semester Magie zu studieren, es hatte auch
Nachteile. Sie würde hier ausziehen müssen. Das Wohnheim gehörte zur Uni
Lunadar, nicht UM Lunadar. Was würde sie dann Selina erzählen? Seufzend schob
sie den Gedanken beiseite. Sie hatte noch ein paar Monate, um sich das zu
überlegen. Im Moment hatte sie genügend andere Probleme. Das wichtigste davon
war, dass alle hilfreichen, magischen Vorlesungen und Seminare, die sie belegen
wollte, erst im Herbst starteten. Langfristig gesehen war ein Magie Studium
klasse, aber auf kurze Sicht hin brachte es ihr überhaupt nichts. Wie sollte
sie bis dahin mehr Zauberei lernen? Lorraine hatte zwar angeboten, ihr alles
beizubringen, aber Sarah war sich nicht sicher, ob das auch noch galt, wenn sie
ihr gesagt hatte, was sie von Liebeszaubern und Manipulationen von Prima Vista
hielt. Abgesehen davon… wollte sie überhaupt noch Zeit mit Lorraine verbringen?
Es hing davon ab, ob Lorraine auf sie hören und ihr Verhalten ändern würde.
Aber selbst dann wusste Sarah nicht, ob sie ihr je wieder vertrauen könnte.
Das
Beste wäre auf jeden Fall, jemand anderen zu finden, der ihr dabei half, eine
bessere Hexe zu werden. Nur wen? Außer Lorraine, Joanne, Cassy, Elaine und Ira
kannte sie niemanden, der auch nur eine Ahnung von der Welt des Übernatürlichen
hatte. Ihr mysteriöser Retter kam ihr in den Sinn, aber der würde ihr bestimmt
genauso ungern helfen, wie sie seine Hilfe annehmen würde. Außerdem wusste sie
weder, wie sie ihn kontaktieren könnte, noch ob er überhaupt zaubern konnte. Er
hatte auf herkömmliche Weise gekämpft, nicht mit Magie. Den Zaubertrank, den er
benutzt hatte, um die Leichen zu beseitigen, konnte er gekauft haben, falls so
etwas in einem Magie-Laden angeboten wurde.
Der Magie-Laden !
Aber natürlich, das war die Lösung! Ariana hatte sie vor Lorraine und den
anderen gewarnt. Wenn sie ihr erzählte, was sie herausgefunden hatte und was
letzte Nacht noch passiert war, würde Ariana ihr vielleicht helfen. Bisher
hatte sie zwar außer Warnungen nicht viele Informationen herausgerückt, aber
die Tatsache, dass sie Sarah gewarnt hatte, sprach dafür, dass es Ariana nicht
gleichgültig war, was mit ihr passierte, oder?
Mit
neuer Zuversicht und neuem Mut zog Sarah sich um und machte sich auf den Weg in
die Altstadt.
Der
Magie-Laden war genau so, wie Sarah ihn in Erinnerung hatte, von außen
unscheinbar und innen mit einer angenehmen Atmosphäre. Sie fühlte sich gleich
wohler, als sie ihn betrat, und das, obwohl sie nervös und nach letzter Nacht
auch ziemlich verängstigt war. Ariana stand hinter der Kasse und wirkte nicht
begeistert, sie zu sehen.
„Hi“,
sagte Sarah verlegen und ging auf sie zu. Nun, da sie hier war, wusste sie
nicht, wie sie beginnen sollte.
„Ich
weiß, dass du dich bestimmt nicht freust, mich zu sehen, nach unserer letzten
Begegnung…“, fing sie nach einem unangenehmen Schweigen an.
Ariana
schnaubte verächtlich und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Okay ,
‚nicht freuen’ war wahrscheinlich noch milde ausgedrückt, dachte Sarah.
Trotzdem fuhr sie fort: „… aber ich brauche deine Hilfe.“
Ariana
sah sie ungläubig an, als wollte sie damit sagen, das ist nicht dein Ernst,
oder?
Sarah
seufzte und atmete tief ein. Offensichtlich hatte sie nicht auf die beste Weise
begonnen.
„Sorry,
lass mich noch mal von vorn anfangen. Du hattest vollkommen recht. Mit allem.
Ich hatte keine Ahnung, worauf ich mich eingelassen habe, und das trifft auf
das Hexenbrett genauso zu, wie auf Lorraine und ihre Freundinnen.“
„Und
jetzt weißt du, worauf du dich eingelassen hast?“, fragte Ariana skeptisch.
Sarah
zuckte mit den Schultern. „Zumindest habe ich genug herausgefunden, um zu
wissen, dass ich hoffnungslos überfordert bin“, gab sie zu.
Arianas
Gesichtsausdruck verlor ein wenig von ihrer abweisenden Haltung. „Okay, dann
lass mal hören, was passiert ist. Wenn du meine Hilfe brauchst, sollte ich
zumindest wissen, worum es geht.“
Sarah
atmete erleichtert auf.
„Am
besten gehen wir runter. Da können wir uns hinsetzen und haben unsere Ruhe.
Meine Schicht ist sowieso gleich vorbei und Julian ist schon hier. Er kann den
Laden bestimmt ein paar Minuten früher übernehmen“, fügte Ariana hinzu.
Unten war
nicht, wie Sarah vermutet hatte, ein Zimmer im Keller, sondern
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