Das Erbe der Carringtons
gehörte, wie
sich herausstellte, zum Magie-Laden. Die Tür, durch die Ariana und die ältere
Frau bei Sarahs letztem Besuch verschwunden waren, führte nicht in ein
Hinterzimmer, sondern über einen Flur und eine Treppe in einen Raum, der
mindestens doppelt so groß war, wie der obere Teil des Ladens. Die Wände waren
im gleichen, freundlichen Orange-Ton gestrichen und mit noch mehr Symbolen
verziert, von denen Sarah sich nun sicher war, dass sie tatsächlich magischer
Natur waren. Es gab noch mehr Bücherregale, in denen, so vermutete Sarah,
bestimmt echte Zaubersprüche, Zaubertränke und genaueres Wissen über die Welt
des Übernatürlichen standen. Oben wurde nur das verkauft, was Prima Vista
sehen durften, falls sie zufällig den Magie-Laden entdeckten und aus Neugierde
darin stöberten. Hier unten war im Gegensatz dazu alles, was man wirklich zum
Zaubern brauchte. Im Rest des Raumes befanden sich Regale mit allerlei
magischen Utensilien, von Fläschchen mit Flüssigkeiten, die entweder Zutaten
für oder selbst Zaubertränke waren, über Küchen- und Heilkräuter, bis hin zu
Zauberstäben und anderen magischen Objekten.
Begeistert
sah Sarah sich um. Genau so hatte sie sich einen echten Magie-Laden
vorgestellt. Am liebsten wäre sie auf Erkundungstour gegangen, aber Ariana kam
auf sie zu, nachdem sie mit einem jungen Mann mit dunkelblonden Haaren
gesprochen hatte. Sie führte Sarah in eine Ecke des Zimmers, die ein Sofa
enthielt. Es war von Bücherregalen umgeben und dadurch von Kunden abgeschottet.
Sarah
machte es sich neben Ariana bequem, bevor sie anfing zu erzählen. Sie
berichtete, wie sie herausgefunden hatte, dass Lorraine und die anderen
Menschen manipulierten. Ariana schien dies nicht zu überraschen. Offensichtlich
war sie nicht so blind wie Sarah. Nachdem sie alles in Bezug auf Lorraine und
die Hexen Spiele ihrer Clique erwähnt hatte, kam Sarah zu den Ereignissen
außerhalb des Clubs. Ihr mysteriöser Helfer hatte ihr zwar verboten, jemandem
davon zu erzählen, aber das war ihr egal. Was interessierte es sie, was ein
unfreundlicher Kerl ihr befahl, der sie möglicherweise verfolgte und wer weiß
was für zwielichtige Motive hatte.
Als
sie von dem Angriff hörte, sah Ariana bestürzt aus.
„Du
bist nicht verletzt, oder?“, fragte sie besorgt.
„Abgesehen
von einer Beule am Kopf, einer Migräne, blauer Flecken und ein paar
Schürfwunden?“, entgegnete Sarah sarkastisch. „Unter den gegebenen Umständen
geht es mir, glaub ich, ganz gut.“
Ariana
schien das nicht so zu sehen.
„Warte
hier“, rief sie, als sie davonlief und für ein paar Minuten aus Sarahs
Blickfeld verschwand. Dann kam sie mit einer Tasse Tee und zwei Döschen zurück.
„Trink
das, es hilft gegen Kopfschmerzen“, sagte sie energisch, als sie sich
hinsetzte. „Und die hier sind gegen blauen Flecken und Wunden.“ Sie zeigte
jeweils auf eine der kleinen Dosen.
„Zu
Befehl“, murmelte Sarah verschmitzt und zog die Tasse zu sich. Der Tee dampfte noch.
Deshalb nahm Sarah erst mal das Döschen für Wunden. Sie öffnete es und fand
eine bräunliche Creme darin, die nach Kräutern roch.
„Magische
Wund- und Heilsalbe?“, fragte sie.
Ariana
nickte. „Auf jeden Fall wirksamer als alles, was du in einer Apotheke
bekommst.“
Sarah
strich sich etwas von der Creme auf ihre Wange und Hände, woraufhin Ariana sie
überrascht betrachtete.
„Da
siehst du gar nicht verwundet aus.“
„Magisches
Make-up“, erklärte Sarah. „Lorraine hat mir gezeigt, wie man es macht, und ich
konnte es heute wirklich dringend gebrauchen, um unangenehmen Fragen zu
entkommen.“
„Das
kann ich mir vorstellen“, sagte Ariana. „Du kannst froh sein, dass es bei dir
funktioniert.“
„Wieso
sollte es nicht?“, fragte Sarah, als sie das Döschen wieder zuschraubte und
wegstellte. Ihre unzähligen blauen Flecken würde sie erst zu Hause einreiben.
Hier wollte sie sich nicht ausziehen.
„Bei
mir hätte es nicht gewirkt“, erläuterte Ariana. „Ich komme aus einer
Berater-Familie.“
Sarah
sah sie perplex an, erinnerte sich aber, dass Lorraine Ariana Beraterin genannt hatte, bevor diese mit dem Hexenbrett verschwunden war. Sie hatte sich
kurz gewundert, was Lorraine damit meinte, war aber zu sehr damit beschäftigt
gewesen, zu versuchen sie und den Rest ihrer Hexen-Freundinnen in Gegenwart von
Kelly, Frank und später auch Selina, im Zaum zu halten, um weiter darüber
nachzudenken.
„Lorraine
hat dir nichts über Berater erzählt,
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