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Das Erbe der Carringtons

Das Erbe der Carringtons

Titel: Das Erbe der Carringtons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Schmidt
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waren aufgeschürft und taten weh, ihr Kopf
dröhnte, ihr Bein schmerzte und die unzähligen blauen Flecken, die sie mit
Sicherheit am ganzen Körper hatte, fühlten sich auch nicht besser an. Darüber
hinaus hatte sie kaum geschlafen. Als sie nach Hause gekommen war, war sie zwar
schnell aus Erschöpfung weggedöst, war aber nach einem Alptraum, in dem
Monstern mit langen Krallen sie gejagt hatten, nur kurze Zeit später
schweißgebadet wieder aufgewacht. Sie hatte daraufhin erst einmal geduscht und
sich gründlich verarztet, bevor sie wieder ins Bett gekrabbelt war und die
Decke über ihren Kopf gezogen hatte. Für einen Moment hatte sie sich erlaubt,
sich dem unsinnigen Glauben, dass solange sie etwas nicht sehen konnte, es sie
auch nicht sehen konnte, hinzugeben. Allerdings wusste sie, dass das nicht nur
Schwachsinn war, sondern auch noch dumm und gefährlich. Wenn sie überleben
wollte, musste sie aufmerksam sein und versuchen, alles mitzubekommen. Denn nur
wenn sie etwas kommen sah, konnte sie versuchen, es zu besiegen oder
davonzulaufen. Resigniert und missmutig schob sie ihre Decke zur Seite und
schaltete die Nachttischlampe an. Im Dunkeln zu liegen erschien ihr plötzlich
nicht mehr so schlau.
    Entweder
lag es daran, dass sie es gewöhnt war, in ganz dunklen Zimmern zu schlafen,
dass ihr immer noch kalt war oder an den beunruhigenden Vorkommnissen der
letzten Nacht, die ihr immer wieder durch den Kopf gingen, sie konnte nicht
mehr einschlafen und wälzte sich stundenlang herum. Gegen Mittag quälte Sarah
sich erschöpft und kraftlos aus dem Bett und fragte sich, ob sie nicht lieber
früher hätte aufstehen sollen. Auf ihrem lädierten Körper zu liegen, war
vielleicht nicht ihre beste Idee gewesen.
    Nachdem
sie ihr Gesicht gewaschen hatte, in der Hoffnung dadurch einen klareren Kopf zu
bekommen, zog Sarah sich eine Jogginghose und einen lockeren Pulli an, band
ihre langen Haare zu einem Pferdeschwanz nach oben und betrachtete sich im
Spiegel. Sie sah furchtbar aus. Sie hatte üble Ringe unter den Augen und einen
langen Kratzer im Gesicht, von dem sie unsicher war, wann sie ihn bekommen
hatte. So konnte sie unmöglich herumlaufen. Das Letzte, was sie heute
gebrauchen konnte, waren blöde Fragen. Sie könnte natürlich in ihrem Zimmer
bleiben und sich wieder im Bett verkriechen, aber dazu hatte sie keine Lust. Außerdem
schmerzte ihr Rücken schon beim Gedanken daran. Sie brauchte dringend eine
Schmerztablette, die allerdings im Gemeinschaftsraum lag, und bevor sie diese
nahm, sollte sie frühstücken, wozu sie in die Küche gehen musste, die sich
sogar noch außerhalb der Wohneinheit befand. Neugierigen Kommilitonen oder
Selina wollte sie allerdings nicht begegnen. Als sie sich das besorgte Gesicht
ihrer Freundin vorstellte, ging sie beinahe doch wieder zurück ins Bett.
Stattdessen holte sie ihre Holzkiste, schloss sie auf und nahm das magische
Make-up heraus. Damit sah man immer perfekt aus. Es würde auch Wunden und blaue
Flecken überschminken, oder?
    Auf
dem Bett sitzend, sprühte Sarah sich das Make-up ins Gesicht und auf ihre
Hände. Danach warf sie einen Blick in den Spiegel und konnte kaum glauben, wie
gut sie aussah. Es hatte funktioniert. Sie packte die Hexen-Kiste weg und stand
unbeholfen auf. Unglücklicherweise konnte das Make-up Schmerzen nicht auch
verschwinden lassen, dachte sie mit einem leisen Stöhnen, bevor sie sich auf
die Suche nach etwas Essbarem und Medikamenten machte.

    Eine
halbe Stunde später saß Sarah mit einem Sandwich auf dem Sofa im
Gemeinschaftsraum. Selina hatte sie besorgt gefragt, warum sie nicht in ihrer
Vorlesung war, hatte sich aber mit der Ausrede von Kopfschmerzen zufrieden
gegeben und sich auf den Weg zu ihrem Seminar gemacht. Seufzend biss Sarah von
dem Brot ab. Sie hasste es, ihre beste Freundin ständig anzulügen. Aber was
sollte sie tun? Sie durfte ihr nichts über die Welt des Übernatürlichen
erzählen, egal wie sehr sie es wollte, und wahrscheinlich war es ohnehin
besser, Selina weiterhin nichts zu verraten. Sarah wollte sie in nichts
hineinziehen, vor allem da sie nun wusste, wie gefährlich ihr neues Leben sein
konnte. Natürlich hätten die Wesen von letzter Nacht sie auch angreifen können,
wenn sie selbst ahnungslos gewesen wäre, aber in dem Fall wäre sie nicht hinter
dem Pandora herumgelaufen und ihnen nie begegnet. Oder hätten diese Wesen sie
auch woanders attackiert? Nein, bestimmt nicht, das würde bedeuten, dass sie
hinter ihr her waren.

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