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Das Erbe der Carringtons

Das Erbe der Carringtons

Titel: Das Erbe der Carringtons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Schmidt
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Schreibtisch saß. Wie
hatte sie sie nur bis jetzt übersehen? Die ältere Frau war zwar zierlich und
nicht besonders groß, strahlte jedoch Persönlichkeit und Wärme aus.
    „Aber
deshalb bist du bestimmt nicht hier. Was kann ich für dich tun, Liebes? Ich bin
übrigens Trudie.“
     „Sarah,
und ich wollte mir ihre Schule mal ansehen.“
    „Oh,
da kommst du genau richtig. Die nächste Unterrichtstunde fängt in 50 Minuten an.
Hans ist aber schon hier. Er wird dich gern herumführen und dir auch schon ein
paar Übungen zeigen. Dann kannst du dir ein besseres Bild machen, ob es dir bei
uns gefällt. Aber ich habe das Gefühl, dass du hier genau richtig bist!“
Strahlend drückte sie einen Knopf auf ihrem Tisch und eine Klingel ertönte.
    „Hans!
Wir haben…“
    „Was?“,
rief eine schroffe Stimme. Sarah runzelte sie Stirn, unsicher darüber, ob der
Mann sie wirklich gern herumführen würde.
    „…
einen Neuzugang“, beendete Trudie, als wäre sie nie unterbrochen worden. Dann
sah sie zu Sarah und flüsterte. „Er ist manchmal ein bisschen grummelig, aber
das muss man ignorieren…“ Sie zwinkerte ihr verschwörerisch zu. „In
Wirklichkeit ist er ein Schmusebär und ganz lieb.“
    Als
Hans aus einem Zimmer am Ende des Flurs kam, schluckte Sarah. Wie ein
Schmusebär sah er nicht aus. Er war groß, breitschultrig, sehr muskulös, bis
auf einen kleinen Bierbauch, und sein Gesichtsausdruck war alles andere als
freundlich. Dass er mehrere Ohrringe trug, ganz in schwarz gekleidet und kahl
rasiert war, ließ ihn nicht zugänglicher erscheinen. Er wirkte trotz seines
Alters, das Sarah auf Mitte 50 schätzte, auf jeden Fall wie ein fähiger
Kämpfer. Die Frage war nur, ob er es anderen auch beibringen konnte.
    Hans
blieb ein paar Schritte vor Sarah stehen und musterte sie von oben bis unten.
Es kam ihr so vor, als versuchte er zu erkennen, ob sie seine Zeit wert war. Er
schien nicht davon überzeugt zu sein. Irritiert verschränkte Sarah die Arme vor
der Brust. Der Blick, mit dem er sie bedachte, erinnerte sie daran, wie ihr
unfreundlicher Retter sie angesehen hatte, als er ihr gesagt hatte, dass sie
schwach und eine wandelnde Katastrophe sei.
    „Wollen
Sie mich mit Blicken einschüchtern oder mir was beibringen?“, fragte sie
genervt. Vermutlich sollte sie netter zu jemandem sein, der aussah, als könnte
er sie innerhalb von weniger als einer Minute k.o. schlagen. Aber sie war nicht
in der Stimmung, wieder als Schwächling dargestellt zu werden, und was konnte
er schon tun? An seinem Arbeitsplatz jemanden anzugreifen, wäre keine gute
Idee. Da müsste er mit einer Anzeige rechnen.
    Glücklicherweise
war eine hochgezogene Augenbraue die einzige Reaktion, die Sarah von Hans
bekam. Trudie hingegen fing an zu lachen.
    „Ich
habe ja gleich gewusst, dass du gut zu uns passt“, sagte sie. Als Sarah sich zu
ihr drehte, zwinkerte sie ihr erneut zu. „Einfach ignorieren und nicht
einschüchtern lassen… ich glaube, Lektion 1 hat sie schon gelernt.“ Der letzte
Teil war an Hans gerichtet. Dieser schnaubte verächtlich und ignorierte seine
Mitarbeiterin.
    „Na
dann komm mal mit“, sagte er, drehte sich um und lief davon. Sarah folgte ihm
schnell. Sie war sich zwar unsicher, ob es eine gute Idee war, mit ihm allein
irgendwohin zu gehen, aber sie wollte kämpfen lernen, und er wirkte, als war er
darin gut. Deshalb würde sie ihm eine Chance geben.

    Ungefähr
vierzig Minuten später füllte Sarah ein Anmeldeformular aus. Trotz seiner
schroffen Art hatte sich Hans als guter Lehrer entpuppt und ihr gleich gezeigt,
wie sie einen Angreifer schnell außer Gefecht setzen konnte. Natürlich würde
sie das öfter üben müssen, aber wie er den Unterricht anging, gefiel ihr
besser, als das, was sie in der anderen Schule gemacht hatten. Dort hatte sie
im Anfängerkurs bisher nur Übungen durchgeführt, von denen sie nicht einmal
wusste, wofür sie gut waren. Auch wenn sie nicht wegen ihres
Schwebe-Missgeschicks ohnehin nicht mehr dorthin gehen wollte, würde sie lieber
hier Selbstverteidigung lernen.
    Sarah
legte Trudie das ausgefüllte Formular auf den Schreibtisch und diese gab ihr
eine Liste mit Kursen, deren Zeiten und Kosten.
    „Falls
du lieber Einzelunterricht möchtest, kannst du bei mir Termine dafür ausmachen.
Die Preise stehen auf der Rückseite.“
    Einzelunterricht?
Das war vielleicht keine schlechte Idee. Falls sie wieder aus Versehen anfing
zu Schweben, würde es nicht so viele Zeugen geben. Allerdings würde

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