Das Erbe der Carringtons
nicht
widersprechen, aber Aussehen war nicht alles.
„Ich
weiß nicht, ob er dein Typ ist“, warf sie ein. „Nicht nur sein Aussehen ist
düster. Er ist auch unfreundlich. Vielleicht solltest du dir lieber einen
anderen suchen“, schlug sie kleinlaut vor.
Selina
drehte sich zu ihr. „Aber du hast doch gesagt, dass du ihn gar nicht richtig
kennst. Vielleicht ist er doch anders.“
Das
wagte Sarah zu bezweifeln. Nicht einmal nachdem er ihr Leben gerettet hatte,
hatte er auch nur ein freundliches Wort für sie übrig gehabt. Dennoch war er
ihr zu Hilfe gekommen, und sie hatte sich nicht einmal bei ihm bedankt, obwohl
er sogar verletzt worden war. Das konnte man auch nicht als freundlich
bezeichnen. Durfte sie sich wirklich darüber beschweren, wie er sie behandelte?
Vielleicht sollte sie netter zu ihm sein und sehen, wie er darauf reagierte.
Ihre Mutter hatte immer gesagt, dass man Menschen so behandeln sollte, wie man
selbst behandelt werden wollte. Sie seufzte.
„Gib
ihm einfach die Einladung, okay?“, bat Selina. „Sollte er kommen, kann ich mir
selbst ein Bild von ihm machen und wenn er nicht mein Fall ist, können wir ihn
immer noch rauswerfen.“
Sarah
unterdrückte ein Lachen. Sie war sich sicher, dass sie nicht einmal zu dritt
eine Chance gegen ihn hätten. Sie hatte ihn kämpfen gesehen. Aber das konnte
sie Selina und Kelly nicht verraten.
„Bitte?
Für mich? Du brauchst mir auch nichts weiter zum Geburtstag zu schenken.“
Diesmal
lachte Sarah, aber es klang in ihren Ohren nicht besonders fröhlich. „Okay, ich
werde ihm die Einladung geben…“ Was konnte sie auch sonst sagen? „… falls ich
ihn wiedersehe.“ Mit ein bisschen Glück würde er genauso schnell wieder aus
ihren Vorlesungen und Seminaren verschwinden, wie er darin aufgetaucht war.
Dann konnte sie Lina guten Gewissens sagen, dass sie ihr nicht helfen konnte.
Selina
strahlte und fing zufrieden an zu essen.
Ihn
nicht mehr zu sehen, wäre zu schön gewesen, um wahr zu sein. Gleich am nächsten
Tag entdeckte Sarah ihren mysteriösen Helfer wieder in einer Vorlesung. Er
drehte sich sogar höhnisch grinsend zu ihr. Oder bildete sie sich das ein und
es war seine normale Art zu lächeln? Sie kannte ihn nicht gut genug, um das
einschätzen zu können. Auf jeden Fall konnte sie sich während der Vorlesung
kaum konzentrieren. Ständig erinnerte sie sich daran, wie die Dämonen sie
angegriffen hatten und er ihr zu Hilfe gekommen war. Hätte er danach nichts
gesagt und wäre gleich gegangen, wäre sie ihm heute vermutlich dankbar und
nicht genervt oder misstrauisch.
Am
Ende der Vorlesung beeilte sie sich und war die Erste, die den Raum verließ,
wodurch sie ihren Helfer erwischte, bevor er verschwinden konnte.
„Willst
du mir wieder Verschwörungstheorien an den Kopf werfen?“, fragte er.
„Da
bin ich mir noch nicht sicher. Der Tag ist ja noch lang“, antwortete sie und
glaubte den Ansatz eines Lächelns bei ihm zu entdecken. „Aber eigentlich wollte
ich mich bei dir bedanken. Dafür, dass du mir gegen die Dämonen geholfen hast.“
Auf
seinen verwunderten Gesichtsausdruck hin, zuckte sie mit den Schultern.
„Ich
habe beschlossen, deine Unfreundlichkeit zu ignorieren und nur die Tatsachen zu
betrachten“, fuhr sie fort.
„Und
dabei hast du gemerkt, dass ich gar kein übler Kerl bin?“, fragte er spöttisch.
Sie
ignorierte seinen Tonfall. „Nein, mir ist klar geworden, dass ich mich von
deiner unfreundlichen Art habe anstecken lassen und dich auch nicht viel
besser behandelt habe. Also… danke.“
Er
schien verwirrt oder möglicherweise auch irritiert, sagte aber nichts. Bevor er
verschwinden konnte, holte sie Selinas Geburtstagseinladung aus ihrer Tasche
und reichte sie ihm. Er nahm den Zettel mit einer hochgezogenen Augenbraue und
beäugte ihn, als könne er ihn beißen. Sarah fing beinahe an zu lachen.
„Was
soll ich damit?“
„Hingehen,
oder auch nicht“, antwortete sie. „Ich habe meiner besten Freundin versprochen,
dir die Einladung zu geben, also tue ich es auch. Was du damit machst, ist
deine Sache. Aber glaub nicht, dass ich dir jetzt vertraue oder dich mag. Und
wenn du Selina auf irgendeine Weise wehtun solltest, bekommst du es mit mir zu
tun. Du bist vielleicht ein guter Kämpfer und ziemlich… tödlich , aber
wenn du ihr was antust, kannst du dich nicht mal am Ende der Welt vor mir
verstecken, das garantiere ich dir!“
„Ist
das eine Drohung?“, fragte er. Seine gewöhnliche Feindseligkeit und
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