Das Erbe der Carringtons
Barschheit
war verschwunden. Im Gegenteil, er lächelte… und es wirkte echt. Wer hätte
gedacht, dass sie ihn mit einer Drohung aus seiner Schale locken konnte?
„Nein,
ein Versprechen“, erwiderte sie und war überrascht, wie verändert er plötzlich
aussah, als sein Lächeln sich noch vertiefte. Dann drehte er sich weg und lief
davon.
„Zur
Party kann ich nicht kommen“, rief er über seine Schulter und warf die
Einladung in einen Mülleimer. „Aber wir sehen uns bestimmt bald.“
Sarah
war sich nicht sicher, ob sie sich darüber freuen sollte. Aber wenigstens
wollte er nicht zur Feier kommen. Außerdem hatte sie sich bei ihm bedankt, was
auf jeden Fall richtig war. Ganz so übel schien er auch nicht zu sein.
Zumindest konnte er normal lächeln, auch wenn sie keine Ahnung hatte, warum er
es ausgerechnet bei einer Drohung getan hatte. Vielleicht fand er es amüsant,
dass sie glaubte, eine Chance gegen ihn zu haben? Da kannte er sie schlecht.
Egal wie stark er war, legte er sich mit ihr und Leuten an, die ihr wichtig
waren, würde er sich noch wundern. Sie war zwar eine Anfängerin in Sachen Magie
und Selbstverteidigung, dumm war sie aber nicht und auf jeden Fall
erfindungsreich. Ressourcen und hilfreiche Freunde hatte sie auch. Er
beherrschte sich also besser und ließ die Finger von Selina, wenn er wusste,
was gut für ihn war.
Am
Nachmittag traf Sarah sich mit Ariana, um ihre Hexenausbildung fortzuführen.
Diese beauftragte sie, zu üben, einen magischen Schutzschild
heraufzubeschwören. Sarah las als Erstes etwas darüber in einem Buch, bevor sie
es ausprobierte. Es war nicht leicht, vor allem als Ariana sie mit Tennisbällen
bewarf, um ihre Bemühungen zu testen. Nach nicht einmal zehn Minuten setzte
Sarah sich erschöpft auf das Sofa in Arianas Wohnzimmer. Die beiden zauberten
und trainierten meistens bei ihr, da sie über dem Magie-Laden wohnte und ihre
Mutter für eine Weile bei ihrer Großmutter in Magijaria war, wodurch sie die
Wohnung für sich hatten.
„Gib
nicht schon auf“, rief Ariana und warf einen weiteren Tennisball nach ihr, den
Sarah nur mit ihrer Hand abwehrte.
„Sagt
die Beraterin, die keine Ahnung davon hat, wie anstrengend Magie ist“,
entgegnete Sarah irritiert.
„In
einem Kampf kannst du auch nicht einfach eine Auszeit nehmen“, protestierte
Ariana.
Sarah
seufzte. Natürlich wusste sie, dass ihre Freundin recht hatte, aber sie musste
sich nicht schon vor einem Kampf total verausgaben, oder? Und vor allem nicht
an einem Tag, an dem sie noch zur Selbstverteidigung musste.
„Sklaventreiberin“,
murmelte sie, wodurch sie Ariana dazu antrieb, sie mit noch einem Ball zu
bewerfen. Was hatte sie nur dazu getrieben, den Rotschopf zu ihrer Ausbilderin
zu machen? Ach ja, ihr Überlebenswille .
„Na
gut, lass uns weitermachen“, beschloss sie, stand auf und atmete tief durch. Etwas
durch Magie heraufzubeschwören brauchte viel Konzentration, Vorstellungskraft
und natürlich magische Begabung. Das Konzentrieren fiel ihr meistens am
schwersten, besonders, wenn sie erschöpft und schlecht gelaunt war.
Nachdem
sie mindestens eine weitere halbe Stunde geübt hatten, fiel Sarah wie ein
Häufchen Elend auf die Couch.
„Jetzt
könnte ich einen Hexencocktail gebrauchen“, sagte sie.
Ariana
bedachte sie mit einem finsteren Blick. „Lass lieber die Finger davon. Die
können süchtig machen.“
Sarah
starrte sie schockiert an. „Lorraine meinte, da wären keine Aufputschmittel
drin.“
„Keine
normalen Drogen. Aber magische Schübe können genauso wirken. Meiner Ansicht
nach ist alles, was wie eine Droge wirkt, auch eine.“
Sarah
ließ sich das durch den Kopf gehen und musste Ariana zustimmen. Erfreut war sie
darüber jedoch nicht. Die Hexencocktails aus dem Pandora schmeckten unglaublich
gut. Aber das war wahrscheinlich Teil der Verlockung.
„Wenn
du total erschöpft bist und meinst, du könntest noch in Gefahr sein, wäre ein
Hexencocktail natürlich eine gute Idee“, fuhr Ariana fort. „Aber im Allgemeinen
ist es besser, davon Abstand zu halten. Sie können nicht nur abhängig machen,
sondern beeinflussen auch deine magische Begabung. Wenn du immer was davon
trinkst, bevor du übst, fällt dir das zaubern leichter. Aber wenn du mal keinen
dabei hast, wärst du erstaunt, wie schwach du bist.“
Auch
das machte Sinn, dachte Sarah, als sie es sich auf dem Sofa bequem machte. Bei
einem Angriff hatte sie bestimmt keinen Hexencocktail zur Hand. Es war auf
jeden Fall
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