Das Erbe der Carringtons
geholt und
deutete ihr an, ihm zu folgen.
An
der großen, beeindruckend aussehenden Tür angekommen, schluckte Sarah. Sie
fühlte sich plötzlich winzig und unbedeutend. Worauf hatte sie sich nur
eingelassen? Hier gehörte sie nicht her!
Die
Tür öffnete sich und ein Angestellter eilte ihr entgegen, um sie willkommen zu
heißen und in den Salon zu geleiten. Jemand anderes nahm sich ihres Gepäcks an
und sagte ihr, sie würde es in ihrem Zimmer finden.
Während
Sarah noch versuchte, sich an ihr Umfeld zu gewöhnen und nicht darüber
nachzudenken, dass sie viel zu schlicht angezogen war, kamen sie an zwei Frauen
mittleren Alters vorbei, die sich unterhielten.
„…du
es glauben, Amanda und eine Tochter? Ich dachte, sie wäre seit 20 Jahren tot“,
sagte eine von ihnen.
„Ich
auch. Nachdem sie spurlos verschwunden ist, musste man das ja annehmen“,
erwiderte die Andere.
„Wahrscheinlich
ist sie mit ihrem dämonischen Nichtsnutz von Freund abgehauen“, vermutete die
Erste.
„Meinst
du wirklich?“ fragte die Zweite empört. „Ich dachte, das waren nur Gerüchte.“
Sarah
atmete tief ein, ging schnell weiter und versuchte, die beiden zu ignorieren.
Sie so über ihre Mama reden zu hören, ärgerte sie, auch wenn sie selbst die
letzten Tage über nicht gut auf ihre Mutter zu sprechen gewesen war. Dennoch
wussten diese Frauen nicht, wovon sie sprachen! Oder hatten sie mehr Ahnung als
Sarah? Dämonischer Freund? Sie sprachen doch nicht von ihrem Vater, oder? Er
konnte kein Dämon sein! Sie war sich allerdings nicht sicher. Teleportation war
eine rare Fähigkeit für Hexen und eine weitverbreitete unter Dämonen. Konnte
sie halb Hexe und halb Dämonin sein? Ihr Herz fing an, schneller zu pochen und
ihre Gedanken überschlugen sich beinahe. Dann öffnete sich eine große Tür am
Ende des Flurs und eine weitere Frau erschien. Sie sah sich um, erblickte
Sarah, musterte sie von oben bis unten und kam auf sie zu. Sie hatte dunkle
Haare, die zu einem Knoten hochgebunden und auf elegante Weise mit Spangen
befestigt waren. Ihre Augen waren genauso grün wie Sarahs eigene und die ihrer
Mama. Ihnen fehlte jedoch die Wärme und Fröhlichkeit, die Sarah immer bei ihrer
Mutter entdeckt hatte. Die Dame trug einen eleganten Hosenanzug in beige und
hochhackige Schuhe, in denen Sarah bestimmt nicht einmal laufen könnte.
„Du
bist also Amandas Tochter… und genau so, wie ich es vermutet habe“, sagte die
Fremde. Es klang nicht nach einem Kompliment. Das Gespräch der Anderen verstummte.
Vermutlich hatten sie bemerkt, dass sie über jemanden sprachen, deren Tochter
anwesend war oder sie hatten etwas gefunden, dass sie unterhaltsamer fanden.
Sarah war sich nicht sicher, es interessierte sie auch nicht. Ihre
Aufmerksamkeit galt ihrem Gegenüber. Sie wusste nicht, was sie erwidern sollte.
Die Frau schien nicht mit einer Antwort zu rechnen, sondern fuhr fort: „Bist du
hier, um vom Ansehen der Carringtons zu profitieren oder weil du Geld
brauchst?“
Sarah
starrte sie an. Das war nicht ihr Ernst, oder? Sie hatte mit vielem gerechnet,
aber nicht damit.
„Tante
Hilda, wie ich sehe, bist du wieder in Hochform“, rief eine neue Stimme, und
Sarah sah aus ihrem Augenwinkel, wie eine jüngere Frau auf sie zukam. „Warum
drehst du dich nicht um und redest mit der Wand, die schätzt dein
niederträchtiges Verhalten mehr als wir.“
Sarah
glaubte, sich verhört zu haben. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass jemand so
mit ihrem Gegenüber reden würde. Dem Gesichtsausdruck der älteren Frau und dem
verhaltenen Gelächter hinter ihr zufolge, hatte sie das aber nicht.
„Alina,
wie un erfreulich dich wiederzusehen. Ich hatte gehofft, das würde mir
bis Weihnachten erspart bleiben“, kam die Antwort in einem eisigen Tonfall.
Sarah runzelte die Stirn. Dies musste eine der Verwandten sein, die ihre Mutter
nicht vermisst hatte.
Alina
schien der Tonfall nicht zu stören oder sie verbarg ihre wahren Gefühle sehr
gut, denn sie lächelte nur.
„Das
hatte ich mir auch gewünscht, aber als ich von diesem Familientreffen gehört
habe, konnte ich nicht widerstehen. Dir deine hinterhältigen Pläne gegen unser
neustes Familienmitglied zu vermiesen, war eine Gelegenheit, die ich nicht
verpassen konnte“, entgegnete sie.
Sarah
betrachtete Alina genauer. Sie war höchstens ein bis zwei Jahre älter als sie
selbst und ein bisschen größer. Dunkelbraune Haare, die Sarahs ähnelten,
reichten ihr leicht über die Schultern. Ihre grünen Augen
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