Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum
erfolgreich und wurden für Kämpfe gebucht, was Aichames Vater immer vermögender und einflussreicher machte, nicht zuletzt ein Verdienst von Grompor, einem brutalen, aber sehr effektiven Ausbilder.
Solange Aichame sich erinnerte, hatte sie ein Leben zwischen Fleisch und Blut gelebt, denn weder ihr Vater, noch ihre Mu tter hatten sie vor der Realität geschützt. Grausame Kämpfe waren ihr genauso vertraut, wie die daraus resultierenden Verletzungen, die manchmal schauderhaft waren. Hinzu kamen die Schreie und die Toten, deren weitgeöffnete kalte Augen in der Sonne verglühten.
So wuchs Aichame zu einem hübschen Mädchen heran, und als sie bereit war, legte man ihr den Schleier an, der ihr Gesicht verbarg, damit die weltlichen Männer nicht von ihrer Schönheit geblendet würden. Die Götter der Südlande hatten das befohlen, doch Aichame wollte nicht wirklich daran glauben und hielt diese Verschleierung für männliche Machtausübung und Willkür.
Sie begehrte nie auf, denn ihre Mutter glaubte an die Götter, was auch daran lag, dass die arme Frau in Aichames Augen dümmlich war wie ein Schaf.
Das wusste auch Emad Fyral, der deshalb immer mehr häusliche Verantwortung in Aichames Hände legte, die die Bediensteten souverän führte und sich innerhalb der Mauern des prächtigen Hauses am wohlsten fühlte, da sie sich hier leicht bekleidet und ohne Schleier bewegen durfte.
Ihr Leben änderte sich an jenem Tag, an dem ein großer Mann mit breiten Schultern, schmaler Hüfte, sonnenverbrannt und mit Verletzungen übersät, in ihr Haus kam. Seine blonden, schulterlangen Haare waren ungewaschen und verfilzt , und auf seinem Rücken erhoben sich die Wunden unzähliger Peitschenhiebe, die er auf dem Sklavenschiff erhalten hatte.
Er würde bald ein großartiger Kämpfer sei, meinte ihr Vater. Und sie, Aichame, solle ihn pflegen, bis er bereit sei, in Grompors Ausbildung zu gehen.
Und sie pflegte ihn. Salbte und badete ihn und wich seinen Blicken aus, versuchte, sich seinen Worten zu verschließen und konnte dennoch nicht verhindern, dass sich ihr Herz ihm zuwandte und schon lauter pochte, wenn sie nur an ihn dachte.
Er hieß Connor, obwohl ihr Vater ihn Toto nannte, aber das ignorierte sie. Für sie war er stets Connor aus dem Norden , und sie versank in seinen blauen Augen und ihre Sehnsucht nach ihm war stärker als die Mahnungen der Götter.
Eines Tages, nachdem sie seine Wunden versorgt hatte, küsste er sie und sie überließ sich seinen muskulösen Armen und atmete seinen männlichen Duft. Er war zärtlich und wissend, was sie nicht gedacht hätte, da er so groß und stark war. Er küsste sie überall und seine Finger waren sanft. Er erforschte sie, und als sich die Majoriblüten öffneten und die Brunnen im Schatten plätscherten, als die Sonne hinter den Mauern versank u nd die Vögel ihre Köpfe unters Gefieder steckten, legte er sich auf sie und drang in sie ein, denn sie war bereit und empfing ihn.
Es war nicht so schlimm, wie ihre Mutter ihre hatte weismachen wollen, nein, es war schön. Nicht berauschend, aber schön. Und es geschah noch einmal , doch nun öffnete sich ihre innere Blüte und sie biss sich in den Handballen, damit niemand sie hörte, während er flüsterte: »Ich liebe dich, oh, ich liebe dich.«
Von nun an wusste sie, dass sie nicht zulassen konnte, Connor in der Arena zu verlieren. Man rief ihn zur Ausbildung und sperrte ihn hinter Gitter wie ein wildes Tier. Auf Anweisung ihres Vaters brachte man ihn schließlich wieder zu ihr, um seine Wunden zu pflegen. In einer Woche solle er gegen einen mächtigen Kämpfer antreten, sagte Emad Fyral. Aichame wusste, dass Connor noch nicht weit genug war, um zu gewinnen.
Und sie riss sich ihr Herz aus dem Leibe und schenkte es dem blonden Hünen. Obwohl er nicht gehen wollte, obwohl er lieber gestorben wäre, als sie zu verlassen, zwang sie ihn zur Flucht und hörte erst später wieder etwas von ihm.
Aichame Bint Fyral gebar ein Mädchen. Sie nannte es Ceyda. Sie beichtete ihren Eltern, wer der Vater sei, und bald war es unübersehbar. Ceyda war schlank, blond und hatte hellere Haut als ein Südländer. Um Schande abzuwenden, suchte Vater ihr einen Gemahl, einen Adeligen, der sie gut behandelte und drei Jahre später an einer Krankheit starb, die wütete wie ein Orkan. Zuerst gab es Beulen unter den Armen, dann Fieber und schließlich starb man schnell und grauenvoll. Die Krankheit wütete ein halbes Jahr, dann war sie vorbei.
Verwitwet
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