Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum
Ceyda.
» Ich darf alles«, sagte Nj’Akish seelenruhig, zog sich aus Aichame zurück und ging mit noch bebendem Penis zu dem Mädchen, dem der Schrecken in die Gesichtszüge gemeißelt war.
» Bitte nicht ...«, bettelte Aichame. Sie winselte, sie jammerte, die versprach Nj’Akish ihre Seele, doch das nützte nichts. Vor ihren Augen nahm Akish ihre Tochter, und nie würde Aichame die Schreie des Mädchens vergessen. Endlich ließ er von ihr ab, sie sank zusammen wie eine weitere Marionette, deren Fäden der Geldverleiher durchtrennt hatte, als er sich zu Aichame drehte, nackt wie zuvor, und sanft sagte: »Du wirst meine Königin sein und sie meine Tochter. Ich werde dich ehelichen, wenn die Burg fertig ist. Der Bau der Burg ist die Zeit deiner Erkenntnis. Wage es nicht, zu fliehen. Wage es nicht, über Dinge zu sprechen, die du in diesem Hause hörst, erlebst oder siehst. Vielleicht interessiert dich dein eigenes Schicksal wenig, aber ich werde mich an Ceyda gütlich tun, das verspreche ich dir. Jedes deiner Verbrechen wird deine Tochter bitter bereuen und ihr Tod wird Tage dauern.«
Aichame hatte begriffen.
Und erneut dauerte es eine Weile, bis die Seele sich an die Gegebenheiten gewöhnte. Seit jenem Tag wurde Nj’Akish nie wieder gewalttätig zu ihr oder Ceyda. Er hatte seinen Schuldschein geschrieben. Dem gab es nichts hinzuzufügen, sodass fast so etwas wie Normalität in das ehemalige Haus des Emad Fyral einkehrte.
Es vergingen Jahre.
Sie lebten wie Vater, Mutter und Tochter.
Warum ehelichte Nj’Akish sie nicht? Er war wie ein Besessener. Er brauchte dieses Sehnen, denn dadurch trieb er die Handwerker zu schier übermenschlichen Leistungen an. Man konnte regelrecht zusehen, wie die Mauern in den Himmel wuchsen, während Nj’Akish einen Bau in Jahren absolvierte, für den man sonst die doppelte Zeit benötigte.
Sie würde Königin sein.
Das hatte er auch während des E mpfangs auf Connors Burg gesagt und dabei ausgesehen wie ein noch immer sehr verliebter Mann. Und das Schlimmste war: Er liebte sie tatsächlich. Auf seine besitzende Art tat er das. Er hatte, was er wollte und konnte sich nun den tieferen, wärmeren Gefühlen widmen. Er hatte die Wurzel mit Gewalt in den Boden gerammt und ergötzte sich jetzt empfindsam am Wuchs und an der Blüte. Seitdem er nicht mehr befürchtete, Aichame würde mit Ceyda fliehen, behandelte er das Mädchen mit ausgesuchter Gunst, wie es ein liebevoller Vater zu tun pflegt. Und noch schlimmer war: Ceyda verlor ihre Erinnerungen. Man konnte dabei zuschauen, wie sie immer mehr zu einer liebenden Tochter wurde.
Bei den Göttern, Nj’Akish nahm ihr nicht nur Haus, Erbe und Würde, sondern auf eine bizarre Weise noch die Tocht er, die ihn hätte hassen sollen und es nicht tat.
Während der Überfahrt hatte sie oft überlegt, ob sie Darius Darken, den schönen Mann mit den weißen vollen Haaren ansprechen sollte, aber sie ließ es. Vielleicht sollte sie sich ihm offenbaren, schließlich war er einmal Advokat gewesen. Zu groß war ihre Ehrfurcht vor einem, der zudem ein Dämon gewesen war und das Mittland gerettet hatte. Außerdem war Darius Darken die meiste Zeit im Gespräch mit Akish vertieft oder starrte aufs Meer, als suche er etwas, dass ihm abhanden gekommen war. Er war ein geheimnisvoller Mann mit einer eigenwilligen Aura.
Und nun stand sie vor Connor von Nordbarken, und ihr wurde deutlich, wie lang einundzwanzig Jahre sein konnten, eine unendliche Zeit, und doch, als hätte sie ihn erst gestern im Arm gehalten. Außerhalb der Südlande durften sie und ihre Tochter auf den Schleier verzichten, vermutlich auch deshalb, damit Akish mit seinen beiden Weibern, wie er sie manchmal nannte, Eindruck schinden konnte. Schließlich konnte sich hinter einem Schleier auch eine zahnlose Vettel verbergen, und so sollte man über den König des Südens nicht denken.
Bei deinem Gott Gordur, von dem du mir erzählt hast, Connor. Schneide Akish die Gurgel durch!, dachte sie verdrossen. Du kannst es, denn du bist ein Held, der für die Schwachen kämpft!
Romantische Ideen eines Mädchens, das sie wahrlich nicht mehr war.
Und blicke hinter mich. Dort steht eine hübsche, blonde Frau. Sie ist deine Tochter, du Verräter unserer Liebe!
Die Zeremonie nahm ihren Verlauf, und schließlich saß man an einer großen Tafel und ließ es sich munden. Barden sangen Lieder von Drachen und von den Göttern, leichtgeschürzte Frauen tanzten, und Feuerschlucker zeigten ihr Können. Für
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