Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum
frei bekommen und kehren erst heute Nachmittag zurück.«
» Der Stallherr scheint ein großzügiger Mann zu sein«, sagte sie.
John trank einen langen Schluck und spülte erneut mir Brunnenwasser nach. Ceyda ging, um den Krug zu füllen , und Trevor fragte sich, ob es richtig war, sich von der Tochter des Königs bedienen zu lassen. Darüber würde er später nachdenken. Nachdem er sie geküsst hatte.
» Aber vielleicht hätte sie sowieso nicht ja gesagt«, meinte John trübe. Der Wein zeigte sofort Wirkung und Trevor beschloss, auf den jungen Mann aufzupassen. Er befand sich derzeit in einem Zustand der Lähmung, und es würde dauern, bis der Schock verging.
» Hätte sie ganz sicher ...«, sagte Trevor, dem nichts Besseres einfiel.
» Gestern vielleicht, aber heute ...« John blickte den Meisterdieb an. »Noch gestern Nacht schwor sie mir ewige Liebe. Heute hingegen, als wir uns in der Stadt trafen, tat sie so, als hätte sie unsere Liebe ... vergessen.« Er lachte leise und ein Schluchzen stahl sich in seine Stimme. »Das klingt bestimmt verrückt, nicht wahr?«
Trevor runzelte die Stirn und rechnete den Sonnenstand aus. Sie mussten aufbrechen, um vor Sonnenuntergang auf der Burg zu sein. »Möglicherweise ging es ihr nicht gut. Einmal im Monat haben Frauen eine Zeit, in der sie nicht mehr sie selbst sind.«
» Ich weiß, Herr.«
» Nennt mich Trevor.«
» Aber so war es nicht, Trevor. Sogar, als sie starb, wusste sie nichts mehr von ihrer Liebe zu mir. Sie starb, als sei ich ihr Bruder, nicht der Mann, mit dem sie das Lager geteilt hatte. Etwas hat sie mit Magie gestreift. Etwas hat sie verändert. Es muss im Getümmel der Stadt geschehen sein. Aber mir ist nicht klar, wann es geschah und was genau.« Er sah Trevor verzweifelt an.
» Vielleicht fällt es Euch wieder ein, John.«
Ceyda saß auf einem Stein im Schatten und lauschte den Männern. Sie musterte Trevor die ganze Zeit , und er sagte zu ihr: »Ihr seid eine großartige Kämpferin, Ceyda. Ich sah selten jemanden, der so geschickt mit dem Messer umgeht.«
» Das stimmt«, fügte John hinzu. »Ihr beide seid ein energisches Paar.«
Die gefesselte Frau auf dem Sattel kicherte. »Lasst uns endlich reiten, sonst pisse ich in meinen Lederrock.«
Trevor beachtete sie mit einem Seitenblick. »Pisse, soviel du willst.«
» Noch immer das Großmaul von früher?«, zischte sie.
Ich kann mich nicht an sie erinnern! Warum hat Grodon sie rausgeworfen?
John brachte zwei Pferde und holte dann noch eines für sich. Trevor musterte die schönen Tiere, und in seinem Kopf verknoteten sich die Gedanken.
Es ist, als hätte sie es vergessen!
Nein, das musste ein Zufall sein. Und doch ... er war in der Stadt. Chargos L’okien. Vielleicht jetzt nicht mehr, aber heute Morgen ... es konnte durchaus sein, dass er dem Mädchen über den Weg gelaufen war. Ein seltsamer Zufall, aber war der Zufall nicht die Saat des Schicksals?
Sie saßen auf. Es wurde kälter , und die Sonne lag, als ruhe sie sich aus, auf der gezackten Silhouette der Berge.
Sie ritten nebeneinander her. Weiches Gras, soweit man blickte, Büsche mit glühen droten Blättern, ein kräftiges Dunkelbau am Himmel und im Licht der untergehenden Sonne der weiße Streifen von Dandoria.
Trevor blickte Ceyda an. So hatten sie sich ihren Ausritt nicht vorgestellt. Eine Art stiller Sehnsucht schwebte zwischen ihnen, die sich seit dem gemeinsamen Kampf immens verstärkt hatte. John ritt mit gesenktem Kopf und langen Zügeln. Ein gutmütiger Wallach schien den Weg im Schlaf zu kennen.
»Ist dir ein Mann aufgefallen, der einen bodenlangen Mantel trug, einen weitkrempigen Hut und ein blaues Halstuch? Er hat ein hageres Gesicht und seit ein paar Monaten ist er haarlos«, fragte Trevor.
John fuhr auf. Er schüttelte den Kopf. »Nein.«
Ich dachte es mir. Vermutlich ist er nur verwirrt. Wer weiß, was wirklich zwischen den beiden geschehen ist? Hat er sich die Liebe des Mädchens nur eingebildet? Es gibt nicht wenige Männer mit dieser Vermessenheit.
» Doch!«, stieß John aus und hielt sein Pferd mit einer ruckenden Bewegung an. Er starrte Trevor an. »Eine Hakennase, schmale Lippen. Ein Ledergürtel, ein sehr hagerer Mann?«
» Ja.«
» Er rempelte Sheyna an, entschuldigte sich und ich erinnere mich, dass es aussah, als wolle er ihr etwas geben. Zurückgeben vielleicht ... Es war nur ein kurzer Moment ...«
» Du irrst dich nicht, John.«
» Von was redest du?« Auch John war jetzt in eine
Weitere Kostenlose Bücher