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Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum

Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum

Titel: Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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vertraute Anrede gewechselt.
    »Er ist dafür verantwortlich, dass sie ... Sheyna ... sich nicht mehr an ihre Liebe erinnern konnte.«
    » Ich begreife nicht ...«
    » Es war Chargos L’okien. Vielleicht war es bewusst oder versehentlich, aber für mich steht es fest. Er ist ein Meisterdieb wie ich. Aber er kann etwas, dass sonst niemand vermag. Ich glaube, er stahl Sheyna die Erinnerung.«
    » Er tat was ?«, fragte Ceyda.
    Die Gefesselte, die bisher geschwiegen hatte, fing an zu kichern. Dabei lief ihr Speichel aus dem Mund , und ihre Nase hüpfte gegen den Pferdebauch. »Noch einer, der ein Hühnchen mit Grodon zu rupfen hat«, stieß sie aus. »Vielleicht hat er genug Mumm in den Knochen und reißt ihm das Herz heraus.«
    Ceyda fragte: »Ich glaube, es gibt etwas, dass ich gerne wissen möchte.«
    » Und du sollst es erfahren«, sagte Trevor. »Oh verzeiht ...«
    Sie winkte ab. »Lass die Förmlichkeiten. Wäre das nicht geschehen, hätten wir uns jetzt geküsst und wären ein Paar. Also holen wir das mit dem Küssen nach. Aber zuerst möchte ich wissen, wer dieser Gedankendieb ist.«
    John blinzelte irritiert, und Trevor wurde rot. Ceyda war wirklich sehr ... direkt! Noch nie war er einer solchen Frau begegnet.
    Die Gefesselte kriegte sich nicht mehr ein, kreischte vor Lachen und jedermann roch, dass sie sich auf dem Pferdrücken einnässte.
    Trevor beschloss, Haltung zu bewahren und sagte, während die Pferde in leichten Trab fielen: »Chargos kam mir vierzehn Jahren in die Schule der Diebe von Loreon. Lange vor meiner Zeit.«

8
     
    Chargos L’olkien rempelte den Mann an und spürte dessen Gedanken, seine Wünsche, Hoffnungen und Untiefen. Obwohl Chargos das Haus des Inneren betrat und durch die Gänge strich, Türen öffnete und Zimmer untersuchte, fand er nichts, was ihn interessierte. Ein paar unwichtige Geheimnisse hier, etwas Schatten dort und viel Angst überall. Dieser harmlose Diebstahl galt lediglich der Gewandtheit. Er hatte erfahren, dass schon eine Woche ohne Tätigkeit ihm seine Aufgabe erschwerte, deshalb gab es kaum einen Tag, an dem er nicht übte. Er gab dem Mann seine Gedanken zurück, entschuldigte sich für die Rempelei, und schritt mit gesenktem Kopf weiter durch die Gassen.
    Man glaubte nicht, wie viele Menschen einfach nur hohl waren. Manchmal lohnte sich ein Diebstahl, oftmals nicht. Es konnte sich um ein Gedankenblinzeln handeln, oder um ein komplettes Erlebnis. So war er sicher, Minister Darken auf der Hinreise nach Port Metui die komplette Erinnerung an den Sturm genommen zu haben. Er hatte diese Übung benötigt, um am Ziel der Reise seinen Auftrag zu erledigen.
    Ohne das Darius Darken ihn wiedererkannt hatte, war er auf König Nj’Akishs Brigg nach Dandoria zurückgefahren und hatte sich unter das Burgvolk gemischt. Er war Trevor Dar’ont begegnet, und war somit seinem Ziel ein Stück näher gekommen. Nun galt es, nachzudenken.
    Und das tat er in Lindoria.
    Sein Mantel, der durch den Staub der schmutzigen Stadt wischte, lag schwer auf seinen Schultern, seine Hose aus weichem Leder hing an einem breiten Gürtel, und seine schmale Hüfte hielt das Beinkleid nur ungenügend, weshalb er dazu neigte, den Bund immer wieder zu justieren. Sein Hemd, auch aus Leder, war bis zum Hals geknöpft und um den Hals trug er das Tuch.
    Jenes Tuch, das sie ihm geschenkt hatte.
    Damals.
    Vor vielen Jahren.
    Seinen haarlosen Kopf bedeckte ein breitkrempiger Hut, dessen Schweißband aus den Knöchelchen von Ratten geflochten war. Seine Füße steckten in schweren, schwarzen Lederschuhen, deren Spitzen und Hacken von innen mit Stahl bewehrt waren, Schuhe, mit denen er einen Gegner auf der Stelle töten konnte.
    In den Innentaschen seines Mantels steckten unzählige Waffen und Utensilien, die aufzuzählen er aufgegeben hatte. Er füllte und überprüfte die Höhlungen, Laschen und Gurte inzwischen, ohne darüber nachzudenken. Das gefüllte Mantelfutter war das Ergebnis jahrelanger A rbeit, Überlegungen und Planung und belastete den Mantel nur unwesentlich, ein Meisterwerk der Verschleierung.
    Chargos L’olkien liebte es, in Lindoria zu sein, denn auch nachdem der Tempel der Lan nicht mehr existierte und die dunklen Schwingungen verschwunden waren, war das Volk in der selbstgewählten Dämmerung verblieben. Es gab zwar weniger Morde , und manch einer überlegte zweimal, bevor er sein Weib schlug, letztendlich war es immer noch eine Stadt der Sünde.
    Niemand hatte während der letzten zwanzig Jahre

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