Das Erbe der Elfen
Augenblicke geschlafen und sei geweckt worden, kaum dass sie den Kopf auf die Säcke gebettet hatte, die im Wagen aufgetürmt waren.
Geralt legte gerade Triss neben sie, die er von einem weiteren unfreiwilligen Ausflug in den Wald zurückgebracht hatte. Auf den Decken, in die die Zauberin gehüllt war, perlte Tau. Geralt hatte Schatten unter den Augen. Ciri wusste, dass er sie keinen Moment geschlossen hatte – Triss hatte die ganze Nacht gefiebert, sehr gelitten.
»Habe ich dich geweckt? Entschuldige. Schlaf, Ciri. Es ist noch früh.«
»Was ist mit Triss? Wie geht es ihr?«
»Besser«, stöhnte die Zauberin. »Besser, aber ... Geralt, hör ... Ich wollte dir ...«
»Ja?« Der Hexer beugte sich herab, doch Triss schlief schon. Er richtete sich auf, reckte sich.
»Geralt«, flüsterte Ciri. »Werden sie uns erlauben ... auf dem Wagen zu fahren?«
»Wir werden sehen.« Er biss sich auf die Lippe. »So lange du kannst, schlaf. Ruh dich aus.«
Er sprang vom Wagen. Ciri hörte Geräusche, die davon zeugten, dass das Lager abgebrochen wurde – Pferdetrappeln, klirrendes Geschirr, quietschende Deichseln, das Einrasten der Haken an den Ortscheiten, Gespräche und Flüche. Und dann, nahebei, die heisere Stimme von Yarpen Zigrin und die ruhige des hochgewachsenen Mannes namens Wenck. Und die kalte Stimme Geralts. Sie richtete sich ein Stück auf, schaute vorsichtig unter der Wagenplane durch.
»Ich habe in dieser Hinsicht keine kategorischen Verbote«, teilte Wenck mit.
»Wunderbar«, sagte der Zwerg erfreut. »Die Sache ist also geklärt?«
Der Kommissarius hob leicht die Hand zum Zeichen, dass er noch nicht fertig sei. Er schwieg eine Zeitlang. Geralt und Yarpen warteten geduldig.
»Nichtsdestoweniger«, sprach Wenck schließlich, »hafte ich mit meinem Kopf dafür, dass dieser Transport seinen Bestimmungsort erreicht.«
Er verstummte wieder. Niemand sagte etwas. Es bestand kein Zweifel, dass man sich im Gespräch mit dem Kommissarius an lange Pausen zwischen den Sätzen gewöhnen musste.
»Dass er ihn sicher erreicht«, schloss er nach einem Moment. »Und zum festgelegten Zeitpunkt. Aber die Versorgung der Kranken kann das Marschtempo vermindern.«
»Wir werden vor dem Zeitplan liegen«, versicherte Yarpen, nachdem er ein wenig abgewartet hatte. »Wir haben Vorsprung, Herr Wenck, wir werden den Termin halten. Und was die Sicherheit angeht ... Mir scheint, ein Hexer unter uns wird nicht schaden. Die Straße führt durch Wald, bis an die Lixel links und rechts nichts als Urwald. Und in den Wäldern, heißt es, sind allerlei ungute Geschöpfe zugange.«
»In der Tat«, stimmte der Kommissarius zu. Er blickte dem Hexer geradezu in die Augen und schien jedes Wort abzuwägen. »Gewisse ungute Geschöpfe, von anderen unguten Geschöpfen angestachelt, kann man neuerdings in den Wäldern von Kaedwen antreffen. Sie können unsere Sicherheit gefährden. Da König Henselt das weiß, hat er mir das Recht verliehen, Freiwillige für die bewaffnete Eskorte anzuwerben. Herr Geralt? Das würde Euer Problem lösen.«
Der Hexer schwieg lange, länger, als die ganze Rede Wencks mit ihren zahlreichen Pausen gedauert hatte.
»Nein«, sagte er schließlich. »Nein, Herr Wenck. Stellen wir das klar. Ich bin bereit, mich für die Frau Merigold geleistete Hilfe zu revanchieren, aber nicht auf diese Art. Ich kann die Pferde versorgen, Wasser und Brennholz holen, sogar kochen. Aber ich werde nicht als gedungener Söldner in den königlichen Dienst treten. Ich bitte, nicht auf mein Schwert zu zählen. Ich habe nicht vor, jene, wie Ihr Euch auszudrücken beliebtet, unguten Geschöpfe auf Befehl anderer Geschöpfe zu töten, die ich keineswegs für besser halte.«
Ciri hörte, wie Yarpen Zigrin laut schniefte und in die Hand hustete. Wenck betrachtete den Hexer ruhig.
»Ich verstehe«, teilte er trocken mit. »Ich liebe klare Verhältnisse. Also gut. Herr Zigrin, achtet bitte darauf, dass unser Reisetempo nicht sinkt. Was Euch betrifft, Herr Geralt ... Ich weiß, dass Ihr Euch nützlich und hilfreich zeigen werdet, auf eine Art, die Euch angemessen erscheint. Ich würde sowohl Euch als auch mich selbst beleidigen, wenn ich Eure Nützlichkeit als Bezahlung für die Hilfe betrachten würde, die wir der Kranken erweisen. Fühlt sie sich heute besser?«
Der Hexer bestätigte es mit einem Kopfnicken, das, wie es Ciri schien, etwas tiefer und höflicher als gewöhnlich war. Wencks Gesichtsausdruck blieb
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