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Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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der Zwerg. »Komm her. Halte die Hände so, dass wir sie sehen können.«
    Geralt ging näher und hielt die Hände so, dass sogar jemand mit Bindehautentzündung oder Nachtblindheit sie sehen konnte.
    »Näher.«
    Er tat, wie ihm geheißen. Der Zwerg senkte die Axt, neigte ein wenig den Kopf. »Entweder täuschen mich meine Augen«, sagte er, »oder das ist der Hexer, der Geralt von Riva genannt wird. Oder jemand, der Geralt verdammt ähnlich sieht.«
    Das Feuer flammte plötzlich auf, verströmte gelbe Helligkeit, hob Gesichter und Gestalten aus dem Dunkel hervor.
    »Yarpen Zigrin«, stellte Geralt überrascht fast. »Kein anderer als Yarpen Zigrin in eigener bärtiger Person!«
    »Ha!« Der Zwerg ließ die Axt wirbeln, als sei es eine Weidenrute. Die Schneide zischte durch die Luft und drang mit dumpfem Klang in den Baumstamm ein. »Der Alarm ist aufgehoben! Das ist tatsächlich ein Freund!«
    Die Übrigen entspannten sich sichtlich, Geralt glaubte tiefes, erleichtertes Aufatmen zu hören. Der Zwerg trat auf ihn zu, streckte die Hand aus. Sein Händedruck hätte ohne weiteres mit einem Schraubstock wetteifern können.
    »Sei willkommen, Trickser«, sagte er. »Wo immer du herkommst und hingehst, sei willkommen. Jungs! Zu mir! Erinnerst du dich an meine Jungs, Hexer? Das ist Yannick Brass, der da Xavier Moran und das Paulie Dahlberg und sein Bruder Regan.«
    Geralt konnte sich an keinen erinnern, sie sahen zudem alle gleich aus: bärtig, stämmig, in ihren dicken, langen Steppjacken fast quadratisch.
    »Ihr wart zu sechst.« Geralt drückte nacheinander harte, knorrige Hände. »Wenn ich mich richtig entsinne.«
    »Du hast ein gutes Gedächtnis.« Yarpen Zigrin lächelte. »Wir waren zu sechst, klar doch. Aber Lucas Corto hat geheiratet, sich in Mahakam niedergelassen und sich abgesondert, der dumme Bursche. Irgendwie hat sich bisher niemand Geeignetes für seine Stelle gefunden. Schade, sechs ist genau die richtige Zahl, nicht zu viel, nicht zu wenig. Ob man ein Kalb aufisst oder ein Fässchen leert, es geht nicht besser als zu sechst  ...«
    »Wie ich sehe« – Geralt deutete mit einer Kopfbewegung auf den Rest der Gruppe, der unschlüssig bei den Wagen stand  –, »seid ihr hier genug, um mit drei Kälbern fertig zu werden, von Geflügel gar nicht zu reden. Was für eine Gesellschaft kommandierst du, Yarpen?«
    »Ich habe hier nicht das Kommando. Lass mich dich vorstellen. Verzeiht, Herr Wenck, dass ich das nicht gleich getan habe, aber ich und meine Jungs kennen Geralt von Riva schon lange, wir haben ein paar gemeinsame Erinnerungen. Geralt, das ist der Herr Kommissarius Vilfrid Wenck, im Dienste König Henselts von Ard Carraigh, des gnädigen Herrschers von Kaedwen.«
    Vilfrid Wenck war hochgewachsen, größer als Geralt, die Zwerge aber überragte er ums Doppelte. Er trug einfache Kleidung wie ein Geleitzugführer, ein Heeresintendant oder ein berittener Bote, doch in seinen Bewegungen lag eine Schärfe, Steifheit und Sicherheit, die der Hexer kannte und unfehlbar erkennen konnte, sogar nachts, sogar beim schwachen Licht des Lagerfeuers. So bewegten sich Leute, die an einen Kettenpanzer und das Gewicht eines Schwertgürtels gewöhnt waren. Wenck war Berufssoldat, darauf hätte Geralt jede beliebige Summe gewettet. Er drückte die ihm dargebotene Hand, verneigte sich leicht.
    »Setzen wir uns.« Yarpen Zigrin zeigte auf den Baumstamm, in dem noch immer seine mächtige Axt steckte. »Sag, was treibst du in dieser Gegend, Geralt?«
    »Ich suche Hilfe. Ich reise zusammen mit einer Frau und einem halbwüchsigen Kind. Die Frau ist krank. Schwer. Ich habe euch eingeholt, um euch um Hilfe zu bitten.«
    »Verdammt, einen Arzt haben wir hier nicht.« Der Zwerg spuckte auf die brennenden Scheite. »Wo hast du sie gelassen?«
    »Gut hundert Schritte von hier, an der Landstraße.«
    »Du wirst uns den Weg zeigen. He, ihr da! Drei zu den Pferden, sattelt die Handpferde! Geralt, hält sich deine kranke Frau im Sattel?«
    »Nicht besonders gut. Ebendarum musste ich sie zurücklassen.«
    »Nehmt einen Filzmantel, eine Plane und zwei Wagendeichseln! Dalli!«
    Vilfrid Wenck stand mit vor der Brust verschränkten Armen da und räusperte sich laut.
    »Wir sind auf der Reise«, sagte Yarpen Zigrin scharf, ohne ihn anzuschauen. »Auf der Reise schlägt man eine Bitte um Hilfe nicht ab.«
     
    »Verdammt.« Yarpen nahm die Hand von Triss’ Stirn. »Heiß wie ein Ofen. Das gefällt mir gar nicht. Wenn das nun Typhus oder die

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